Wegberg Wie zwei Löwen von Wegberg nach Erkelenz kamen

Wegberg · Mitglieder des Historischen Vereins Wegberg unternahmen eine kulturhistorische Führung durch Erkelenz.

 Mitglieder des Historischen Vereins Wegberg und Gäste besuchten die Stadt Erkelenz und waren unter anderem in Haus Spiess zu Gast.

Mitglieder des Historischen Vereins Wegberg und Gäste besuchten die Stadt Erkelenz und waren unter anderem in Haus Spiess zu Gast.

Foto: Heinz Eßer

Ein wachsender Löwe zeigt sich auf dem Wappen der Stadt Wegberg. Gleich zwei Löwen zeigten sich bei ihrem Besuch in Erkelenz den Mitgliedern des Historischen Vereins, die zu ihrer Überraschung erfuhren, dass diese aus Wegberg stammten. Über die "Rückgabe von Beutekunst" wurde diskutiert. Doch der Reihe nach.

In der Reihe der Veranstaltungen zum 25-jährigen Bestehen hatte der Historische Verein zu der Fahrt nach Erkelenz eingeladen, Mitglieder und interessierte Gäste fuhren mit. Mit Unterstützung des Heimatvereins der Erkelenzer Lande stand ein Besuch des Stadtarchivs und eine Führung durch die Stadt an.

Zunächst stand eine Führung im Stadtarchiv auf dem Programm. Karo Meyntz und Dr. Alice Habersack führten die Besucher durch das Gebäude. Optisch ziemlich unscheinbar, aber umso bedeutsamer für die lokale Geschichte, ist das Original der Schenkungsurkunde von Kaiser Otto aus dem Jahr 966, in der Erkelenz und umliegende Orte zum ersten Mal urkundlich erwähnt werden. Optisch auffälliger und beeindruckender war die ebenfalls im Original vorliegende "Baux-Chronik", eine 290 Seiten umfassende Stadtchronik vom Stadtschreiber Mathias Baux aus dem 16. Jahrhundert, die in Kürze übersetzt und wissenschaftlich aufgearbeitet wird.

Christian Fabry, Hubert Rütten und Theo Görtz vom Heimatverein der Erkelenzer Lande begrüßten die Besucher aus Wegberg im Alten Rathaus. Fabry stellte Eckdaten der Geschichte vor: An der Kreuzung von zwei Handelsstraßen Köln-Antwerpen und Aachen-Krefeld gelegen, entwickelte sich Erkelenz im Mittelalter zu einem wirtschaftlichen Mittelpunkt der Region. 1326 erhielt die Ortschaft Stadtrechte. Seine Blütezeit erlebte Erkelenz zu geldrischen Zeiten im 16. Jahrhundert, als nach einem verheerenden Stadtbrand auch das "Alte Rathaus" im Jahre 1546 gebaut wurde. Im Jahre 1815, als der Niederrhein zu Preußen kam, wurde Erkelenz Kreissitz. Weitere große Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt hatte der "Bohrpionier" Anton Raky. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt stark zerstört. In Folge der kommunalen Neugliederung 1972 verlor Erkelenz den Kreissitz, und viele Erkelenzer befürchteten einen wirtschaftlichen Niedergang. Doch im Gegenteil: Es entstanden viele neue Wohngebiete, auch in den Außenorten, zum Teil bedingt durch die Planungen des Braunkohle-Abbaus. Erkelenz entwickelte sich zur "Schulstadt" mit 5000 Schülern.

Startpunkt der historischen Führung war das Alte Rathaus, von einem niederländischen Baumeister erbaut. Der Ort, von dem aus 350 Jahre lang die Geschicke der Stadt gelenkt wurden. Die offenen Arkaden wurden im Mittelalter als Markthalle genutzt. Vom dort war es nicht weit bis zur Pfarrkirche mit dem beeindruckenden 84 Meter hohen Lambertiturm im maasländisch-geldrischen Stil.

Über die Schülergasse ging es zum Franziskanerplatz, wo früher die Maar, ein großer Brandweiher, lag. Hubert Rütten zeigte den Gästen den neugepflanzten Mispelstrauch, die "Geldrische Rose", dessen Blüten die geldrischen Wappen zieren. Weiter ging's durch die Patersgasse, eine der malerischsten Perspektiven der Altstadt, wo sich im hinteren Teil einer heutigen Gaststätte einst die Synagoge der jüdischen Gemeinde befunden hat.

Zurück ging es nun, auch im übertragenen Sinne, in die "Franzosenzeit", zum Haus Spiess, benannt nach dem von den Franzosen eingesetzten Verwaltungsbeamten Johann Joseph Spiess, der sich in Erkelenz eine repräsentative Stadtvilla bauen ließ. Als dann Stadtführer Rütten erklärte, dass die beiden Löwen am Hofportal ursprünglich vom Tor des Wegberger Klosters stammten, kam die oben erwähnte Diskussion über die "Rückführung von Beutekunst" auf.

Über die Gasthausstraße führte den Weg zur Leonardskapelle. Vom Johannismarkt aus war bereits die Burg zu sehen, urkundlich 1349 erstmals erwähnt. Bereits seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts war die Anlage dem Verfall preisgegeben und wurde erst 1959 rekonstruiert. Der Ausblick vom 24 Meter hohen Burgturm bot den Ausflüglern einen grandiosen Blick.

(RP)
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