Wegbergs Bürgermeister Michael Stock im Interview „Wie viel Freiwilligkeit wollen wir uns leisten?“

Wegberg · Das Haushaltssicherungskonzept schränkt den Spielraum der Stadt ein. Trotzdem blickt der Bürgermeister zuversichtlich nach vorn.

 Blickt trotz Haushaltssicherungskonzept zuversichtlich in die Zukunft der Stadt: Wegbergs Bürgermeister Michael Stock.

Blickt trotz Haushaltssicherungskonzept zuversichtlich in die Zukunft der Stadt: Wegbergs Bürgermeister Michael Stock.

Foto: Stephan Vallata

Bürgermeister Michael Stock schaut zuversichtlich nach vorn, aber lieber nicht in die Glaskugel. Die Corona-Pandemie lässt den Verwaltungschef mit Sorge auf kommende Großveranstaltungen wie der Wegberger Eisbahn blicken. Dennoch sei die Stadt bestens für verschiedene Szenarien  gewappnet, wie Stock im Interview schildert.

Herr Stock, Sie haben Anspruch auf den diesjährigen Weltmeistertitel im Bierkastencurling auf der Wegberger Eisbahn angemeldet. Wie siegessicher sind Sie?

Michael Stock (lacht) Ich bin in Topform und glaube, dass mein Team „Bits“ und ich den Titel holen werden. Wir konnten durch den Ausfall der Weltmeisterschaft 2020 zwei Jahre lang trainieren – auch virtuell. Als amtierender Vizeweltmeister wäre das der nächste logische Schritt.

Aktuell rapide steigende Fallzahlen bei Covid 19 geben nicht gerade Anlass zu Optimismus. Befürchten Sie, Eisbahn, Weihnachtsdorf und Adventsmarkt in letzter Sekunde abblasen zu müssen?

Stock Wir haben die Lage auf dem Schirm und verfolgen alles sehr aufmerksam. Wenn wir nicht davon ausgehen würden, dass die Veranstaltungen stattfinden können, hätten wir sie nicht geplant. Unter welchen Bedingungen das passieren wird, lässt sich aktuell tatsächlich nicht abschätzen aufgrund der sehr dynamischen Entwicklung. Das ist ein Blick in die Glaskugel. Natürlich bin ich besorgt, aber da wir hier von Open-air-Veranstaltungen sprechen, bin ich auch zuversichtlich. Falls erforderlich, können wir zum Beispiel auch Einlasskontrollen vornehmen.

Gibt es Veränderungen, auf die sich Besucherinnen und Besucher in diesem Jahr – auch mit Blick auf die Corona-Pandemie – einstellen müssen?

Stock Um der Situation angemessen zu begegnen, verzichten wir in diesem Jahr auf eine große Bühne für unser musikalisches Rahmenprogramm, wie man sie in der Vergangenheit gewohnt war. Was aber nicht bedeutet, dass wir Abstriche bei den Konzerten machen. Sie finden nur in kleinerem Rahmen statt. So können wir die Menschen besser auf den Flächen verteilen, die uns zur Verfügung stehen. Ein Novum werden die Pagodenzelte im Weihnachtsdorf sein. Sie bieten Schutz gegen Wind und Wetter.

Das Jahr neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen. Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie auf die vergangenen zehn Monate zurückblicken?

Stock Die Corona-Pandemie hat uns in allen erdenklichen Belangen durch das Jahr 2021 begleitet – kulturell, finanziell, politisch. Es gab viele Einschränkungen, die die Menschen hinnehmen mussten, hier und überall. Im Vordergrund stand bei allen Maßnahmen der Schutz der Gesundheit. Rat und Verwaltung haben viel dafür getan, der Ausbreitung des Virus vorzubeugen. Ich denke da zum Beispiel an das Street Food Festival, das wir im Sommer mit einer Impfaktion in der Wegberger Mühle verknüpft haben, um die Impfquote weiter zu erhöhen. Auch beim Aufbau von Testzentren haben wir Unterstützung geleistet, unter anderem im ehemaligen Wegberger Krankenhaus. Gerade ältere Bürgerinnen und Bürger verknüpfen das Gebäude nach wie vor mit Gesundheit und medizinischer Versorgung.

Die Städtepartnerschaften mit Echt in den Niederlanden und Maaseik in Belgien feiern 2021 ihren 50. Geburtstag. Gibt es konkrete Pläne für dieses Jubiläum?

Stock 2019 habe ich meine Amtskollegen aus Echt und Maaseik getroffen, um zu besprechen, ob wir hier etwas auf die Beine stellen können. Dann kam die Corona-Pandemie dazwischen, und alle Ideen mussten auf Eis gelegt werden. Vielleicht schaffen wir es, dies im nächsten Jahr nachzuholen. Aber konkrete Pläne gibt es im Moment nicht.

Welche Meilensteine gab es 2021 aus Verwaltungssicht?

Stock Besonders freue ich mich darüber, dass die Erneuerung des Skateparks am Hans-Gisbertz-Stadion als Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche voraussichtlich noch in diesem Jahr fertiggestellt werden kann. Im Rahmen des Projektes „Sport am Beeckbach“ liegt uns ein Förderbescheid von drei Millionen Euro vor, die in die dortigen Sportanlagen und das Hallenbad fließen. Ein wichtiger Meilenstein für die Stadt ist ganz klar auch der Neubau der Feuerwache an der Maaseiker Straße. Der erste Spatenstich für dieses Projekt war im August. In Uevekoven wird das ehemalige Ziegeleigelände Simons zurzeit durch einen Privatinvestor erschlossen. Hier werden sich in den nächsten Monaten neue Gewerbe ansiedeln, wodurch die bisherige Industriebrache bald der Vergangenheit angehören wird. Mit den Aufstellungsbeschlüssen für neue Wohngebiete – darunter Maaseiker Dreieck, Wohnen an der Schwalm in Harbeck, Uevekoven und Hessenfeld in Dalheim – wollen wir auch den Menschen Wohnraum anbieten, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben.

Seit 2015 befindet sich die Stadt im Haushaltssicherungskonzept. Wie sehr schränkt das den Gestaltungsspielraum ein und wie wahrscheinlich sind Steuererhöhungen?

Stock Die politische Gretchenfrage lautet hier: Wie viele freiwillige Leistungen wollen wir uns leisten und zu welchem Preis? Es kommt ganz entscheidend darauf an, die richtigen Prioritäten zu setzen. Fakt ist, dass bereits bei der Aufstellung des Haushaltssicherungskonzeptes Steueranpassungen vorgesehen waren. Aufgrund der besonderen Situation im Corona-Jahr 2020 hat eine Mehrheit im Rat  zunächst davon abgesehen. Aber für 2022 erwartet die Kommunalaufsicht ganz klar von uns, dass wir die Grundsteuer A und B anheben mit dem Ziel, 2024 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.

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