Wegberger Künstlern auf der Spur Zwei Leben, eine Leidenschaft – die Bildhauerei

Wegberg · Die beiden Wegberger Kunsthandwerker Alexander Iven und Wilhelm Wings haben deutlich sichtbare Spuren in der Mühlenstadt hinterlassen. In unserem Gastbeitrag stellt der Historische Verein ihr Wirken vor.

 Vor dem Altaraufsatz von Alexander Iven zeigt Diakon René Brockers (l.) Antonia Mentel und Dietmar Schmitz die Figur der Heiligen Barbara.

Vor dem Altaraufsatz von Alexander Iven zeigt Diakon René Brockers (l.) Antonia Mentel und Dietmar Schmitz die Figur der Heiligen Barbara.

Foto: Hermann-Josef Heinen

In der Ortsliteratur ist bis dato über Wegberger Bildhauer und ihre Arbeiten nichts zu lesen. Deren Werke finden sich unter anderem in Köln und Aachen; sie haben aber auch ihre Spuren in Wegberg hinterlassen. Der Bekanntere von ihnen, Alexander Iven (1854-1934), wurde in Wegberg geboren. Wilhelm Wings (1818-1865) dagegen stammte aus Baesweiler, kam über Aachen nach Wegberg und gründete hier eine Firma. Beide Bildhauer ließen sich später in Köln nieder, einem Zentrum der niederrheinischen Bildhauerkunst. Ihre jeweiligen Ehepartner stammten aus Köln.

Mit seinem Gespür für Quellenerschließung hat Dietmar Schmitz, der ehemalige Vorsitzende des Historischen Vereins Wegberg, in den beiden Jahren vor dem Corona-Ausbruch nach Spuren beziehungsweise Arbeiten der beiden Bildhauer im Wegberger Raum gesucht – und ist fündig geworden. Auf dem alten Friedhof an der Bahnhofstraße, der seit Jahrzehnten unter Denkmalschutz steht, entdeckte Schmitz je ein von den beiden Künstlern geschaffenes Grabmal: Das Denkmal für den ehemaligen Wegberger Bürgermeister Johann Schmitz, inzwischen stark beschädigt, schuf Wilhelm Wings. Das andere erstellte Alexander Iven für den Wegberger Pfarrer Franz Knors, der sein erster Förderer war und ihn dazu brachte, Bildhauer zu werden. Bei der Spurensuche konnte Dietmar Schmitz auch das Geburtshaus von Iven in der Hauptstraße lokalisieren.

Sowohl Iven als auch Wings betätigten sich zudem als Holzschnitzer. Bei den Recherchen in Wegberg stellte sich heraus, dass jeweils ein Werk von ihnen in den kirchlichen Einrichtungen nachgewiesen werden konnte. In der Kapelle zur Heiligen Barbara in Uevekoven ist ein Altaraufsatz von Alexander Iven zu sehen und in der Kirche St. Peter und Paul in Wegberg der erhalten gebliebene untere Teil des Kreuzaltares mit dem Heiligen Grab, dass nur an Karfreitag zu besichtigen ist.

 Der Wegberger Bildhauer Alexander Iven lebte von 1854 bis 1934. Einige seiner Werke sind in der Mühlenstadt zu sehen.

Der Wegberger Bildhauer Alexander Iven lebte von 1854 bis 1934. Einige seiner Werke sind in der Mühlenstadt zu sehen.

Foto: Historischer Verein Wegberg

Die Kunsthistoriker Antonia Mentel aus Cochem und Ulrich Schroeder aus Baesweiler waren Dietmar Schmitz bei seiner Spurensuche behilflich. Beide nahmen auch an einem Vortrag über die Bildhauer in der Wegberger Mühle teil und trugen mit zahlreichen Hinweisen und Erläuterungen zum Erfolg des Abends bei.

Der Vortrag war eine spannende und aufschlussreiche Zeitreise mit neuen Erkenntnissen zur Wegberger Geschichte, auch wenn die Resonanz hätte größer sein dürfen. Die Besucher erlebten einen interessanten Dialog zwischen Referenten und Publikum, das Dietmar Schmitz in seinen Vortrag mit einbezog. Übrigens durfte auch der Bezug auf das Berker Platt nicht fehlen, als die Frage auftauchte: Welche Sprache hat denn der gebürtige Wegberger Iven wohl gesprochen? Dietmar Schmitz konnte mit einem als nicht verbürgten Ausspruch des Pfarrers Knors antworten: „Dä Jong mott lieere, Schteen de behaue“, frei übersetzt: Der Junge muss Bildhauer werden.

Die heutige Museumsleiterin Antonia Mentel hatte vor Jahren über die Arbeiten von Alexander Iven recherchiert und ein Buch veröffentlicht. Die Werke in Wegberg waren ihr damals noch nicht bekannt. Ihrem Wunsch, diese kennenzulernen, kamen die Mitglieder des Historischen Vereins Wegberg gerne nach. So ging es am Morgen nach dem Vortragsabend zunächst zur Kapelle nach Uevekoven, dann führte Dietmar Schmitz die Gruppe über den alten Wegberger Friedhof zu den oben erwähnten Grabmalen und zur Wegberger Kirche.

Antonia Mentel war hocherfreut, noch weitere Werke von Alexander Iven in Augenschein nehmen zu können. Hierbei fiel ihr dann die Ähnlichkeit einer Nikolausfigur mit dem Erstlingswerk von Alexander Iven auf. Die Miniatur hatte er bereits mit 13 Jahren angefertigt. Zum Abschluss führte Dietmar Schmitz noch zur Burg, wo Wilhelm Wings in einem Nebengebäude des Turmes einen großen Brennofen für seine Keramik-Arbeiten betrieben hatte.

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