Mit Nachtwächter Karl Küppers Wegberger Stadtgeschichte hautnah erleben

Wegberg · Am Sonntag ist Karl Küppers als Nachtwächter wieder unterwegs und führt Interessierte durch die Historie. Das können die Besucher erwarten.

Karl Küppers macht als „Nachtwächter“ Führungen durch Wegberg – auch an diesem Sonntag.   Archiv-Foto:   Jürgen Laaser

Karl Küppers macht als „Nachtwächter“ Führungen durch Wegberg – auch an diesem Sonntag. Archiv-Foto: Jürgen Laaser

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Viele Wegberger kennen ihn bereits, für sie gehört er quasi zum Inventar der Mühlenstadt: Nachtwächter Karl Küppers. Ihm selbst geht es nicht anders, schließlich ist er durch die lange und intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte eng mit der Stadt verbunden.

Karl Küppers ist in Wegberg als Nachtwächter im Einsatz. Regelmäßig führt er seine Gäste im passenden Outfit und mit Hellebarde und Laterne durch die Mühlenstadt, um den Teilnehmern interessante Gebäude und Bereiche der Stadt vorzustellen, die historischen Zusammenhänge zu erläutern und so manches Anekdötchen zu erzählen. Auch eine Mappe mit einigen Bildern hat er dabei, um die akustische Zeitreise auch mit optischen Elementen zu untermalen.

Dass der gebürtige Mönchengladbacher mal zu einer kleinen Berühmtheit in der Mühlenstadt wird, hat er sich vor einigen Jahren selbst nicht träumen lassen. Doch vor nunmehr 13 Jahren war die Idee entstanden, damals noch im Rahmen des Winterzaubers rund um die Eisbahn in der Wegberger Innenstadt, um in der Vorweihnachtszeit einen weiteren Programmpunkt für die Bürger zu schaffen. Als eine Art Glühweinwanderung war es zunächst angedacht. Doch dann brachte ihm ein Freund die Hellebarde, eine historische Hieb- und Stichwaffe, vorbei, ein passendes gold-blaues Gewand in den Stadtfarben gab es in einem Kostümverleih – schon war die Figur des Nachtwächters geschaffen. Die hatte es in Wegberg freilich schon mal gegeben, damals aber noch als Wächter im eigentlichen Sinne. Bis 1911 patrouillierten sie durch die Stadt und achteten darauf, dass nirgendwo Straftaten verübt wurden oder ein Feuer ausbrach.

An seine erste Führung als Nachtwächter kann sich der langjährige Vorsitzende des Historischen Vereins Wegberg auch einige Jahre später noch ganz genau erinnern. „90 Menschen sind damals gekommen“, sagt Karl Küppers. 2010 war es eine recht kalte Vorweihnachtszeit, trotz eisiger Temperaturen von -13 Grad wurde die Führung zu einem riesigen Erfolg – und zum Startschuss für eine bis heute andauernde Karriere. „Dabei musste ich damals noch viel vom Blatt ablesen“, gesteht Küppers. Das muss er heute selbstverständlich nicht mehr, über die Jahre hat er die Inhalte seiner Führung, die im Jahr 966 beginnt, als Wegberg erstmals urkundlich erwähnt wurde, verinnerlicht. Napoleon taucht darin auf, ebenso wie die Geschichte um die um vier Jahre verspätete Feier zum 1000-jährigen Bestehen 1970.

Dass sich aus dem Angebot zur Vorweihnachtszeit mal regelmäßige Touren entwickeln, hätte damals kaum jemand zu hoffen gewagt. Doch das Interesse und die Nachfrage von Besuchern war so groß, dass er immer wieder gebucht wurde, etwa mit Firmen, im Rahmen von Betriebsfesten, mit Vereinen – oder eben einfach für jedermann.

Im Laufe der Jahre hatte Karl Küppers auch eine zweite Route durch die Mühlenstadt entwickelt, die einen anderen Schwerpunkt legte. Diese trägt den Titel „Das Wirtschaftswunder von Wegberg“ und beschäftigt sich mit einer aussterbenden Art in der Mühlenstadt: die Vielfalt an alten Kneipen, Wirtschaften, Lokalen, Hotels und Restaurants, die es im 19. und 20. Jahrhundert gab – und die nun immer weniger werden. „Früher gab es mal 24 Gaststätten in der Stadt“, erinnert sich Karl Küppers. Heute ist die Vielfalt auf einen Bruchteil zusammengeschrumpft.

Wenn er mit einer Gruppe in Wegberg unterwegs ist, dann ist er voll in seinem Element. Denn auch nach all den Jahren mache es viel Spaß und sei ein schönes Gefühl, wenn er merke, dass die Besucher ebenfalls interessiert sind und sich gut unterhalten wissen. „Da schaue ich nicht auf die Uhr, da kann eine Führung auch schon mal zweieinhalb Stunden dauern“, sagt Karl Küppers. „Nur zweieinhalb Stunden“, müsste man eigentlich sagen. Denn Küppers könnte problemlos noch viel länger über die Stadtgeschichte plaudern.

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