Einkaufen in Klinkum in der Corona-Krise Eine Nachbarschaft hilft einander

Wegberg · Mit einem Serviceangebot versorgt die Dorfgemeinschaft Klinkum in der Corona-Krise Einwohner, die Hilfe brauchen.

 Organsieren den Einkauf für Nachbarn, die selbst nicht einkaufen gehen möchten (v.l.): Waltraud Philippen, Anja Schröder, Mechtilde Bollig, Knut Müller.

Organsieren den Einkauf für Nachbarn, die selbst nicht einkaufen gehen möchten (v.l.): Waltraud Philippen, Anja Schröder, Mechtilde Bollig, Knut Müller.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Baiba Kretschmer ist Rentnerin. In Zeiten des Coronavirus gehört die Klinkumerin zu den Menschen, die besonders gefährdet sind und dem Gebot, das Haus möglichst nicht zu verlassen, gewissenhaft folgen. Deshalb freute sie sich umso mehr, als sie vor wenigen Tagen im Briefkasten einen Zettel der Klinkumer Dorfgemeinschaft fand. Seitdem gehört Kretschmer auch zu den Menschen, für die die Klinkumer Nachbarn in Zeiten der Krise einkaufen, Rezepte abholen oder zur Apotheke gehen.

„Man hat ja auch Bekannte, Freunde und Nachbarn, die alle sehr hilfreich sind“, sagt Kretschmer. „Aber die haben ja auch alle einen Beruf. Deswegen bin ich glücklich, dass in dieser Zeit jemand da ist, der mir das abnimmt.“ Die Seniorin ist eine von vielen Klinkumern, die die Hilfe in Anspruch nehmen. „Bei uns im Dorf gab es ja schon vor den ganzen Einschränkungen eine große Verbindung. Deshalb hatten wir die Idee, uns gerade in dieser Zeit um diejenigen zu kümmern, die besonders betroffen sind“, erklärt Knut Müller, der die Aktion gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft auf die Beine gestellt hat. „Das Ganze ist sehr gut angelaufen und wird hier im Dorf angenommen.“ Er glaubt aber auch: „Das Potenzial in Klinkum ist noch deutlich höher. Wir wissen, dass es hier noch viel mehr Menschen gibt, denen wir helfen können.“

Zwar habe es auch vorher schon viele Angebote und Plattformen für Hilfe in der Corona-Zeit gegeben. „Aber wir glauben, dass das für viele Klinkumer zu groß und zu weit weg ist. Wir haben doch genug Leute, also helfen wir selber direkt vor der Haustüre“, sagt Müller. Menschen, die etwas brauchen, das Haus aber derzeit lieber nicht verlassen möchten, können sich unter der Woche per Telefon melden. „Ich hänge einfach einen Beutel und meinen Einkaufszettel an die Türklinke und jemand kauft für mich ein“, berichtet Baiba Kretschmer.

Geld verlangt die Dorfgemeinschaft, abgesehen von den Einkaufskosten, dafür nicht. Viele würden jedoch für die Aktion „Kämpft mit Ben“ spenden, mit der der an Muskelschwund erkrankte Klinkumer Ben Herrmann und die Deutsche Muskelstiftung unterstützt werden. Innerhalb der Dorfgemeinschaft sei jeden Tag ein anderes Mitglied dafür zuständig, die Zettel einzusammeln, einzukaufen und die Taschen mit passendem Wechselgeld zurückzubringen. Nach ein bis zwei Stunden haben die Menschen ihre Einkäufe.

Für Kretschmer, die vor mehr als 40 Jahren nach Klinkum zog, ist diese Nachbarschaftshilfe typisch für den Ort. Das Dorf, in dem nicht einmal 2000 Einwohner leben, organisiert sich in sieben Nachbarschaften, einem Dorfausschuss und zahlreichen Vereinen wie der Schützenbruderschaft, dem Kirchenchor oder dem Karnevalsverein. „Bei so vielen Vereinen durchzublicken, kann schwierig sein. Die Leute hier sind so aktiv. Daher kommt auch diese Geschichte mit dem Einkaufen. Hier unterstützt man sich gegenseitig, ist liebevoll und freundlich zueinander. Anders kenne ich mein Dorf nicht.“

Wegberg-Klinkum: Nachbarschaftshilfe in Corona-Krise
Foto: grafik

Besuchen Sie auch die neue Plattform der Rheinischen Post unter www.rp-gemeinsamstark.de. Dort wollen wir Helfer und Hilfsbedürftige zusammenführen, beispielsweise für den Einkauf für einen älteren Nachbarn oder das Hilfspaket für Obdachlose. Gleichzeitig wollen wir einen Marktplatz für Dienstleistungsunternehmen aus Handel, Handwerk und Gastronomie schaffen, die durch die Krise in Not geraten sind.

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