Grabsteine prüfen Sicherheit geht vor – auch auf Friedhöfen

Wegberg · Er hat wohl einen der ruhigsten Arbeitsplätze. Klaus Stolzenberger ist nämlich auf Friedhöfen in ganz Deutschland unterwegs. Dort prüft er die Standsicherheit von Grabsteinen. Im Auftrag der Stadt Wegberg hat er nun auch die Grabmäler aller zehn Friedhöfe unter die Lupe genommen.

 Klaus Stolzenberger prüft mit einem speziellen Messgerät die Standsicherheit von Grabsteinen.

Klaus Stolzenberger prüft mit einem speziellen Messgerät die Standsicherheit von Grabsteinen.

Foto: Anke Backhaus

„Wenn man’s so betrachtet, schiebe ich jeden Tag einen Lkw vor mir her.“ In Wahrheit tut Klaus Stolzenberger genau das natürlich nicht, aber der Vergleich ist gar nicht mal so schlecht. Aus dem Raum Würzburg ist er nach Wegberg gekommen – die Stadtverwaltung hat ihn mit der Prüfung der Grabsteine beauftragt, die auf den zehn Friedhöfen im Stadtgebiet zu finden sind.

Mit dem skurrilen Arbeitsgerät, das Stolzenberger mitgebracht hat, zieht er neugierige Blicke auf sich. Es ist ein sensibles Messinstrument, mit dem der Fachmann die Standsicherheit der Grabsteine prüft. Er holt etwas aus, um die Wichtigkeit dieser Messung, dieser Prüfung herauszustellen. „Die Stadt Wegberg ist Eigentümerin des Friedhofes. Darum hat sie die Pflicht, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Dazu zählt auch, dass auf Friedhöfen die Grabsteine sicher stehen.“ Oder anders ausgedrückt: Wer möchte schon, dass ihm ein solch massiver Stein von stattlicher Größe auf den Fuß fällt? Stolzenberger kennt Fälle, in denen Kleinkinder von umstürzenden Grabsteinen erschlagen wurden.

Von der Stadt Wegberg hat Stolzenberger eine umfassende Liste aller Grabstätten bekommen. Wichtig für ihn sind die, die über Steine verfügen, die höher als 50 Zentimeter sind. „Mindestens einmal im Jahr ist es notwendig, die Standsicherheit zu prüfen. Gut, man könnte jetzt hingehen und mal eben mit der Hand an den Steinen rütteln. Rechtssicher ist das dann aber nicht.“ Darum hat er sein Messgerät dabei. Am Gerät befestigt ist ein kleiner Computer, der jede einzelne Grabstätte auflistet. Sein Ziel lautet, mit dem Gerät Druck auszuüben. 500 Newton muss der Stein aushalten können. Tut er das nicht, bekommt er einerseits einen gelben Aufkleber, der dem Inhaber der Grabstätte darüber aufklärt, dass etwas getan werden muss, andererseits wird eben auch die Stadt Wegberg informiert, welche Grabstätte betroffen ist.

Klaus Stolzenberger kommt vom Fach, ist gelernter Steinmetz. Oftmals erkennt er bereits an der Verarbeitung der Grabmäler, ob Qualität vorliegt oder nicht. Wegberg stellt er insgesamt ein gutes Zeugnis aus. „Die Steinmetze arbeiten hier sehr gut. Bislang habe ich 2500 Steine geprüft, nur drei Steine fielen auf.“ Stolzenberger weiß genau, dass vor allem die Witterung den Steinen im Lauf der Jahre sehr zusetzt. „Wenn wir mal davon ausgehen, dass eine Grabstätte 20 bis 30 Jahre Bestand hat, muss der Stein viel aushalten können.“ Vor allem die kalte Jahreszeit ist problematisch. „Das Wasser sucht sich seinen Weg. Gefriert es, kommt es zu den Schäden.“

 Eine beachtliche Liste hat Klaus Stolzenberger zu bearbeiten. Pro Jahr prüft er rund 140.000 Grabsteine.

Eine beachtliche Liste hat Klaus Stolzenberger zu bearbeiten. Pro Jahr prüft er rund 140.000 Grabsteine.

Foto: Anke Backhaus

Aber auch Klaus Stolzenberger muss eine Menge aushalten. Das Prüfgerät wiegt elf Kilogramm. Legt er 1000 zu prüfende Steine zugrunde, „dann macht das schon 50 Tonnen aus“, rechnet er schmunzelnd vor. Und auch die Wegstrecke, die er täglich läuft, ist nicht von Pappe. „Gestern waren es 24 Kilometer, die ich auf den Friedhöfen gelaufen bin“, sagt er. Und dann ist er mit den Prüfungen auf dem Wegberger Friedhof fertig. Doch seine Arbeit ist damit längst noch nicht erledigt. Was folgt, ist die Anfertigung der Prüfprotokolle – bis die Arbeit im nächsten Jahr von vorn beginnt.

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