Diakon René Brockers „Wir feiern die Gegenwart des Herrn“

Wegberg · Die Fronleichnamsprozessionen haben eine lange Tradition. Diakon René Brockers (Pfarrei St. Martin) erklärt die Hintergründe.

 Fronleichnamsprozessionen haben auch in unserer Region eine lange Tradition. Diese Bild zeigt die Prozession in Wegberg im Jahr 1905.

Fronleichnamsprozessionen haben auch in unserer Region eine lange Tradition. Diese Bild zeigt die Prozession in Wegberg im Jahr 1905.

Foto: Lindner/St. Martin Wegberg

Heute wird Fronleichnam gefeiert. Was bedeutet dieses Fest heute noch? Was bedeutet es, wenn in den Prozessionen das Allerheiligste, der Leib Christi, nach draußen getragen wird? Diakon René Brockers von der Pfarrei St. Martin Wegberg gibt Antworten.

Welche Bedeutung hat Fronleichnam?

René Brockers Von der Wortbedeutung her meint Fronleichnam – zusammengesetzt aus mittelhochdeutsch vron „Herr“ und lichnam „lebendiger Leib“ – so viel wie „Leib des Herrn“. Gefeiert wird am Fronleichnamstag die Gegenwart des Herrn unter uns im Sakrament seines Leibes und Blutes. Katholiken bringen an Fronleichnam öffentlich ihren Glauben zum Ausdruck, dass Jesus Christus in Brot und Wein mitten unter ihnen ist. Als sichtbares Zeichen wird eine reich verzierte Monstranz mit einer geweihten Hostie in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen – die kirchlichen Gruppen, Vereine und die Gemeinde begleiten das Allerheiligste durch die Straßen. Dass das Fest an einem Donnerstag gefeiert wird, hat mit dem Gründonnerstag zu tun, an dem wir an die Einsetzung der Eucharistie beim letzten Abendmahl durch Jesus denken. Da dieser Tag aber in der Karwoche liegt, hat man mit dem Fronleichnamsfest einen Tag geschaffen, an dem man dieses Ereignis noch einmal in Freude begehen kann.

Seit wann gibt es die Fronleichnamsprozessionen?

 René Brockers vor der Kirche St. Peter und Paul Wegberg. Der Diakon zelebriert die Fronleichnamsfeier in Klinkum.

René Brockers vor der Kirche St. Peter und Paul Wegberg. Der Diakon zelebriert die Fronleichnamsfeier in Klinkum.

Foto: Michael Heckers

René Brockers Papst Urban IV. führte das Fest 1264 für die ganze Kirche ein. Wenige Jahre später fand dann zum Beispiel in Köln eine erste Fronleichnamsprozession statt. Seitdem verbreitete sich der Brauch in katholisch geprägten Regionen Deutschlands immer mehr. Das Fronleichnamsfest geht auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich zurück. Bei der gemeinsamen Fronleichnamsfeier in der Klinkumer Kirche werden wir in einer Dialog-Predigt an diesen Ursprung erinnern. Wir versetzen uns zurück ins Jahr 1245, als Augustinerchorfrau Juliane in Lüttich die Stimme Jesu hört, die ihr erklärt, dass im Lauf des Kirchenjahres ein Fest fehlt, ein Fest, das die Menschen besonders zur Verehrung der Eucharistie einlädt. Juliane geht zu Bischof Robert von Lüttich und bittet ihn, ihm von ihren Visionen erzählen zu dürfen. Auch bei uns in der Region haben die Fronleichnamsprozessionen eine lange Tradition. Ein Foto der St.-Antonius-Schützenbruderschaft 1420 dokumentiert die Feierlichkeiten am Fronleichnamstag des Jahres 1905 in Wegberg.

Sind die Prozessionen nur ein Relikt aus vergangener Zeit oder steckt mehr dahinter?

René Brockers Bei den Prozessionen können die Katholiken deutlich machen, dass Glaube nicht ins stille Kämmerlein gehört, sondern in die Gesellschaft, auf Straßen und Plätze. Das Gemeinsame hat an diesem Tag eine besondere Bedeutung – früher wie heute. Dazu passt es, dass die Gemeinden Wegberg und Beeck sowie Klinkum und Tüschenbroich sowie Dalheim, Arsbeck und Wildenrath Fronleichnam gemeinsam feiern. In Wegberg lädt der Ortsausschuss Pastoral von St. Peter und Paul nach dem Schlusssegen in der Kirche zum Gemeindefest rund um das Jugendheim und den Kindergarten am Rathausplatz ein. Mit dem Erlös des Gemeindefestes unterstützt die Gemeinde unterschiedliche Projekte, die auf einer Infotafel vorgestellt werden. Auch in anderen Gemeinden finden noch Begegnungen oder Gemeindefeste statt.

Welche Änderungen gibt es bei der Fronleichnamsprozesssion von Beeck nach Wegberg?

René Brockers Aus Rücksicht auf die Teilnehmer entfallen die „Schleifen“ Im Maggenfeld und Lindenstraße. Früher gab es vier Altäre, heute sind es zwei: am Haus Schlagheck in Beeck und am Wegekreuz In Forst.

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