Geschichte der Wegberger Mühlen Tausende Jahre alte Handmühle

Wegberg · Referent Dietmar Schmitz spannte in einem Vortrag einen Bogen von frühen Handmühlen bis zu industriellen Ölwerken. Auch erklärte er Besonderheiten der Wegberger Mühlen und erläuterte den ersten Wegberger Mahlstein, der in die Zeit zwischen 2200 und 5600 vor Christus einzuordnen ist.

 Die Molzmühle in einer historischen Aufnahme. Sie verfügt über ein Mühlenhaus mit Vierkanthof.

Die Molzmühle in einer historischen Aufnahme. Sie verfügt über ein Mühlenhaus mit Vierkanthof.

Foto: Molzmühle/Hoyer

Hermann-Josef Heinen, Vorsitzender des Historischen Vereins Wegberg, stimmte die rund zwei Dutzend Anwesenden in der Wegberger Mühle mit „landläufigen“ damaligen Vorstellungen der Menschen auf das Vortragsthema „Mühlen“ ein. Zu Mühlen hätten viele Menschen Kindheitserinnerungen und ebenso habe es mystische Erfahrungen mit diesen Bauwerken gegeben, sagte er. Vor allem waren sie in der Zeit vor der Entwicklung des Motors von Bedeutung – als es nur Ochsen- sowie Wind- und Wasserkraft gab, mit denen man arbeiten konnte. Darüber hinaus habe es keinerlei Antriebe und oftmals das Vorurteil von einer „teuflischen Technik, die im Innern herrschte“, gegeben.

Der Vortrag von Dietmar Schmitz stellte den dritten Teil der Serie „Frühe Wegberger Industriegeschichte“ dar, die er „am Beispiel der Mühlen und der Familie Symes“ darlegte. Geschichtlich spannte er einen Bogen von frühen Handmühlen bis zu industriellen Ölwerken und stellte Besonderheiten der Wegberger Mühlen heraus. Bei seinen Ausführungen konzentrierte er sich vornehmlich auf das 84 Quadratkilometer umfassende Wegberger Gebiet.

Mit einer Abbildung zeigte er den ersten Wegberger Mahlstein, der auf dem Kettler-Hof an der Kahrbahn 1953 gefunden wurde – diese älteste Handmühle ist in die Zeit zwischen 2200 und 5600 vor Christus einzuordnen. „Heute gibt es noch 14 Mühlen auf Wegberger Stadtgebiet, wobei es insgesamt 28 Mühlen gab, die belegbar sind.“ Die Älteste ist die Dalheimer Mühle und die Jüngste die Lohmühle, die sich darum mit der Rödgener Mühle in Dalheim streitet. Sieben Mühlen liegen an einer Mottenanlage als Hinweis auf eine Grenz- und Sicherungsanlage. In fünf wird Gastronomie betrieben, zu 13 gehörten landwirtschaftliche Höfe, und vier Mühlen verfügten über einen Dampfkessel. Auf Wegberger Gebiet standen und stehen hauptsächlich Wassermühlen, wobei auf einer Karte aus der Franzosenzeit eine zweite Windmühle verzeichnet ist – wo heute die Bockenmühle steht, auf einer erhöhten Stelle, wird der Standort vom Historischen Verein vermutet. Der Antrieb der Wassermühlen war meist unterschlächtig sowie mittel- oder oberschlächtig wie an der Tüschenbroicher Kornmühle.

 Die Deutschen Röhrenwerke, aufgenommen um 1940: In der linken Bildhälfte ist der ursprüngliche Bau der Symes Oelwerke AG noch zu erkennen, die um 1908/10 errichtet wurden.

Die Deutschen Röhrenwerke, aufgenommen um 1940: In der linken Bildhälfte ist der ursprüngliche Bau der Symes Oelwerke AG noch zu erkennen, die um 1908/10 errichtet wurden.

Foto: Archiv D. Schmitz

Dietmar Schmitz machte einige Besonderheiten bei den einzelnen Bauwerken aus. So verfügt die Molzmühle über ein Mühlenhaus mit Vierkanthof und ist am Mühlenbach gelegen. Die Kornmühle verfügte über ein Eisenrad, die Schrofmühle als Besonderheit über Ölbänke, und die Neumühle war die erste mit zwei Ölpressen. Bei der Dalheimer Mühle waren zwei Mahlwerke verbaut.

 Die Ramachers Mühle um 1950 fotografiert, in der heute Gastronomie betrieben wird und der Historische Verein sein Domizil hat.

Die Ramachers Mühle um 1950 fotografiert, in der heute Gastronomie betrieben wird und der Historische Verein sein Domizil hat.

Foto: Repro: Stadtarchiv Wegberg

„Die Entwicklung ging vom Wasser zu Dampf und zu Strom“, stellte Schmitz heraus, der zudem bei der Buschmühle hervorhob, dass deren Einrichtung auf vier Ebenen verteilt ist. Die Familie Symes stellte er als Dynastie vor, die 1805 auf die Holtmühle wechselte, die sie 1815 erwarb. 1894 gründete sie die Firma Symes Oelwerke AG an der Dülkener Straße, die 1931 in Konkurs ging. 1923 erfolgte der Erwerb der Wegberger Ringofenziegelei in Uevekoven. „Die Konkurrenz der Großkonzerne aus Neuss hat den Ölwerken das Genick gebrochen“, stellte der Referent fest.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort