600 Jahre St.-Antonius-Schützenbruderschaft Wegberg Eine sanierte Fahne zum großen Jubiläum

Wegberg · Auf ihre 600-jährige Geschichte blickt die St.-Antonius-Schützenbruderschaft zurück. Zu den Prunkstücken der Bruderschaft von 1420 zählt zweifellos die historische Bruderschaftsfahne, die nach 1985 erneut saniert und in der Krönungsmesse neu geweiht wurde.

 Die St.-Antonius-Schützenbruderschaft Wegberg ist stolz auf die restaurierten Fahnen. Pünktlich zur 600-Jahr-Feier wurden sie vorgestellt von Brudermeisterin Eva-Maria Wunner (v.l.), Ministerin Elke Haft, Königin Helga Scheuss, Ministerin Birgitt Schubert-Logen, Königsadjutant Helmut Haft und Geschäftsführer André Hosten.

Die St.-Antonius-Schützenbruderschaft Wegberg ist stolz auf die restaurierten Fahnen. Pünktlich zur 600-Jahr-Feier wurden sie vorgestellt von Brudermeisterin Eva-Maria Wunner (v.l.), Ministerin Elke Haft, Königin Helga Scheuss, Ministerin Birgitt Schubert-Logen, Königsadjutant Helmut Haft und Geschäftsführer André Hosten.

Foto: Ruth Klapproth

Der Zufall war es, der ein Foto aus dem Jahr 1905 ans Tageslicht führte. Es zeigt eine Szene der Fronleichnamsprozession. Im Hintergrund zu sehen ist die Kirche St. Peter und Paul. Ein weiteres Detail ziert das Foto: Klar erkennbar ist die Fahne der St.-Antonius-Schützenbruderschaft Wegberg. Es ist die Fahne, die die Schützen noch heute zu offiziellen Anlässen mit sich führen. Das uralte Schmuckstück ist nun frisch saniert und feierlich geweiht. „Das war unser ausdrücklicher Wunsch zum Jubiläum“, sagen Eva-Maria Wunner, die Brudermeisterin der Antoniusschützen, die die nunmehr 600-jährige Geschichte ihrer Bruderschaft, die im Jahr 1420 gegründet wurde, feiern, und ihr Geschäftsführer André Hosten.

Ein Blick in die Chronik sagt: Die Fahne stammt aus dem Jahr 1903. Die Brudermeisterin erklärt aber: „Vermutlich ist sie älter. Einen Beleg dafür gibt es nicht.“ Die Fahne wurde damals von Nonnen hergestellt. Gekostet hat sie laut Kassenbuch 403 Goldmark. In Kriegszeiten ruhte das Schützenwesen – wie vielerorts auch die Vereinsaktivitäten eingestellt waren. In Zeiten des Zweiten Weltkriegs war die Bruderschaftsfahne dann zusammen mit dem Königssilber, Kelchen und einer hochwertigen Monstranz eingemauert im früheren Karmeliterkloster. Dies, so heißt es, wussten aber nur wenige Menschen. Nach den Kriegswirren und nachdem die Schützen ihre Arbeit wieder aufgenommen hatten, wurde die Fahne wieder hervorgeholt.

Bis in die 1980er Jahre hielt sich die Fahne wacker, doch der Zustand duldete keinen Aufschub mehr, so dass eine Restaurierung notwendig wurde. Winfried Lindner sorgte damals dafür, dass Spenden gesammelt wurden. In Maastricht wurde er bei der Firma Theunissen fündig. Hier wurde die Wegberger Fahne schließlich anderthalb Jahre lang aufgearbeitet. Die Kosten damals: 8500 Mark. Und auch nun wieder hat Lindner kräftig die Werbetrommel gerührt, sogar einen Brief an Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes NRW, geschrieben, und auf die Fahne aufmerksam gemacht, den dieser auch prompt beantwortete, indem er erläuterte, das Thema mit NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach zu eruieren. Dank des landeseigenen Förderprogramms „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“ durften sich die Wegberger Schützen über einen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro freuen. „Das war dann der Startschuss, die erneute Restaurierung konkret zu planen“, berichtet Lindner. Dieses Mal war die Fahne von der Wegstrecke her länger unterwegs. Die Firma Kreisel in Karlsruhe sah noch Potenzial in dem historischen Stück. Innerhalb von nur vier Monaten war die Fahne fertig restauriert.

Beim Blick auf die große Fahne wird deutlich, warum die Wegberger Antoniusschützen von „Kulturgut“ sprechen. Eva-Maria Wunner erläutert dazu mit Stolz: „Wir dürfen davon ausgehen, dass es bei unserer Fahne um eine der ältesten Bruderschaftsfahnen geht. Selbstverständlich hat die Fahne einen hohen ideellen Wert.“

Doch noch ein weiteres Stück macht die Antoniusschützen stolz: das Königssilber aus dem 18. Jahrhundert. Das älteste Schild, das noch vorhanden ist, stammt aus dem Jahr 1773. Auch hier gilt: Der ideelle Wert ist kaum zu beziffern.

Bei aller Freude über diese Schätze blicken die Verantwortlichen mit Sorge in die Zukunft. Nicht neu ist, dass die Anzahl der Aktiven immer kleiner geworden ist. Überhaupt gibt es aktuell nur noch 96 Mitglieder, viele von ihnen sind bereits älter. Eva-Maria Wunner meint: „Junge Leute gehen kaum noch in die Kirche.“ Derweil findet André Hosten: „Den Menschen stehen heutzutage viele Wahlmöglichkeiten, wie sie ihre Freizeitgestaltung organisieren, offen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort