Motorsportgeschichte in Wegberg Ausstellung zum Grenzlandring läuft in Wegberger Mühle

Wegberg · Der Grenzlandring um Wegberg herum war einst eine legendäre Rennstrecke. Bis ein tragischer Unfall vor über 70 Jahren alles beendete.

Grenzlandring-Ausstellung in der Wegberger Mühle: Ältere Besucherinnen und Besucher können sich noch an den schweren Rennunfall vom 31. August 1952 erinnern.

Grenzlandring-Ausstellung in der Wegberger Mühle: Ältere Besucherinnen und Besucher können sich noch an den schweren Rennunfall vom 31. August 1952 erinnern.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Man nannte ihn zu seiner Blütezeit „die Avus des Westens“. Der berühmten Berliner Rennstrecke stand der Grenzlandring in Wegberg in nichts nach. Als schnellste Rennstrecke der Welt zog der eiförmige Ovalkurs unzählige Zuschauer und Rennfahrer an. Bis ein schreckliches Unglück das Ende besiegelte. Daran erinnert eine Ausstellung in der Wegberger Mühle, an die wechselvolle Geschichte der Rennstrecke, die 1947 begann. Zu den Öffnungszeiten des benachbarten Eiscafés Longo können die acht Schautafeln und zwei Litfaßsäulen, die der Wegberger Karl Küppers im Auftrag der Stadtverwaltung zusammengestellt hat, bei freiem Eintritt besichtigt werden.

Zahlreiche Zeitungsartikel dokumentieren Kostenpflichtiger Inhalt die spektakuläre Historie des Grenzlandrings, der ursprünglich 9005 Meter lang und 6,8 Meter breit als Ringstraße angelegt war. Mit 250.000 Zuschauern zum Premierenrennen am 19. September 1948. Der damalige NRW-Ministerpräsident Karl Arnold drehte eine Runde und durchschnitt das obligatorische Band.

Mit über 200 Sachen wurde über die Piste gebrettert – bis ein schreckliches Unglück die Zeit als Rennstrecke jäh beendete, als sich einer der schwersten Unfälle der internationalen Rennsportgeschichte am 31. August 1952, mit 13 Toten und über 40 Verletzten, ereignete. Der Berliner Rennfahrer Helmut Niedermayr kam im Formel-2-Rennen aus bis heute nicht endgültig geklärter Ursache von der Strecke ab. Der genaue Unfallort lag am Beginn der Roermonder Kurve, nur ein paar Hundert Meter hinter der Steinbrücke zum Wegberger Friedhof, etwa dort, wo sich heute der Gedenkstein befindet. Der Rennwagen fuhr in die ungeschützten Zuschauer, die getötet wurden oder schlimmste Verletzungen erlitten. Das Rennen wurde aber nicht abgebrochen. Das stieß damals der ausgebildeten Rotkreuz-Schwester Anni Schnitzler auf. Die Ausstellung in der Wegberger Mühle enthält ein Interview mit der Ratheimerin, die vor Ort Erste Hilfe leistete und die schrecklichen Bilder nie vergessen konnte – verzweifelte Blicke, tote Menschen. „Ich habe begonnen, die Toten von den Lebenden zu trennen und über das Streckentelefon die Rennleitung aufgefordert, das Rennen sofort zu beenden“, erinnert sich Anni Schnitzler in dem Interview. Doch es ging weiter. „Eine unglaubliche Arroganz“, schimpfte die Ratheimerin noch viele Jahre später. Kurz nach der Veranstaltung wurde der Grenzlandring für alle weiteren Rennen gesperrt – das Ende der spektakulären Rennsportgeschichte in Wegberg. Seine Sporthistorie geriet selbst bei den Anwohnern weitgehend in Vergessenheit. Die Ausstellung läuft noch bis zum 18. Juni.

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