Herbstblätter-Lesung der Wegberger Autorengruppe SiebenSchreiber Überraschendes zum Mauerbegriff

Wegberg · Jahresthema mit Jubiläumsbezug: Die Wegberger Autorengruppe SiebenSchreiber streifte das bekannte Exemplar in Berlin nur am Rande und ließ, heiter bis ernst, ernst bis heiter, viel mehr fantasievolle Geschichten und Gedichte über Mauern im Kopf oder den Abriss heimatlicher Gebäude hören.

 Günter Arnolds, einer der Siebenschreiber, las in der Wegberger Mühle seinen Text „Mein Name ist Mauer“.

Günter Arnolds, einer der Siebenschreiber, las in der Wegberger Mühle seinen Text „Mein Name ist Mauer“.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Anlässlich von 30 Jahre Mauerfall kam die Autorengruppe SiebenSchreiber zwar beim Jahresthema „Mauern“ aus, brachte das aber in zumeist fantasievollen Geschichten und Gedichten in unerwarteten Zusammenhängen aufs Papier. „Von ernst bis heiter – von heiter bis ernst“ seien die Texte, an denen die Gruppe während des Jahres schrieb, verriet Peter C. Schmidt am Rande und stellte heraus, dass mit den Steinen eingerissener Mauern auch Brücken gebaut werden können. Günter Arnolds begrüßte die Zuhörerschar in der Wegberger Mühle zur inspirierenden „Herbstblätter“-Lesung, die erneut von Heinz Stoffels, Rainer Rauer und Pascal Oster instrumental und ohne Gage begleitet wurde.

Für die SiebenSchreiber stelle die jährliche Herbstlesung ein Heimspiel dar, sind sie doch aus der Schreibwerkstatt des veranstaltenden Aktionskreises Wegberger Mühle hervorgegangen. Neben mehreren Lesungen war die Teilnahme der Autoren an einem viertägigen Seminar in einem Schreib­institut in Iserlohn ein Impuls gebendes Highlight gewesen, berichtete Arnolds. Dies ging über die bisherigen fachlich angeleiteten Stunden hinaus. „Bei uns ist immer mit Überraschungen zu rechnen“, fügte er zur Lesung an, „wir waren selber überrascht, was den Schreibern alles eingefallen ist.“ Dabei präsentierte er direkt zu Beginn einen unerwarteten Moment: Mit „Gestatten! Mauer!“ stieg Günter Arnolds in prägnanter Art in seinen Beitrag „Mein Name ist Mauer“ ein. Und es war das gemauerte Bauwerk selbst, das sich im Weiteren näher vorstellte: immer mit zwei Seiten und von Menschenhand gebaut. Die Berliner Mauer stellte er als bekanntes Mitglied der Familie vor und erinnerte an Verwandte wie den Limes oder die chinesische Mauer. Ebenso stellte der Autor das Phänomen der „Mauer, die es noch gar nicht gibt“ (Trumps Mauer zu Mexiko) mit schwarzem Humor vor und fragte mit einem Augenzwinkern nach dem Sinn eines solchen Bauwerks auf dem Friedhof: Die dort seien, könnten nicht raus und keiner wolle rein.

Von Zweifeln und leiser Entfremdung erzählte Annemarie Lennartz in „Mauern im Paradies“. Darin wartet Eva auf ihren Adam und sinniert, mit warmem Getränk in ihrer Hand, bedrückt über deren Beziehung. Doch findet sie eine Lösung – es sei möglich, Mauern zu unterhöhlen.

Die herzerwärmende Begegnung eines kleinen, einsamen Mannes mit einer größeren, alleinstehenden Nachbarin umschrieb Inga Lücke in „Mauerblümchen“ in Reimform. Aus Schüchternheit „mauerte er sich, Stein um Stein, in seinem Garten ein“. Die Frau setzte daraufhin mit dem Daraufstellen eines Blumenpotts ein positives Zeichen und beider Blicke trafen sich später beim heimlichen Schauen um die Mauerecke.

Bei Cora Imbusch dagegen sahen sich zwei Teenager-Mädchen in der Kurzgeschichte „So eine Schweinerei“ auf dem Weg zur Party einem natürlichen Hindernis in Gestalt einer Wildschwein-Horde gegenüber: Die Autorin gab mit viel Sympathie für ihre Protagonisten erhellende Einblicke in die Lebenswelt der Mädchen.

Nachdenklich, tragisch und tierisch komisch ging es danach bei Anneliese Baatz („Dritter Ansatz“), Renate Müller („Heimat“) und Peter C. Schmidt („Auf der Mauer“) zu.

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