Vortrag über Industriegeschichte in Wegberg Als die Ziegeleien Hochkonjunktur hatten

Wegberg · In Wegberg zeugen römische Töpfer- und Ziegelöfen von herkömmlichen Produktionsstätten, berichtet der Historische Verein. Später waren Feldbrandöfen und im 20. Jahrhundert Ringöfen verbreitet.

 Zehn Millionen Klinker pro Jahr produzierten im Jahr 1954 die 24 Mitarbeiter der Ringofenziegelei Josef Simons in Wegberg-Uevekoven.

Zehn Millionen Klinker pro Jahr produzierten im Jahr 1954 die 24 Mitarbeiter der Ringofenziegelei Josef Simons in Wegberg-Uevekoven.

Foto: H.P.Jans, HVW

Da hatte Referent Dietmar Schmitz eine Menge Zeit und Mühe investiert, um den Vortrag über Ziegeleien in der Wegberger Mühle so detailreich und ausführlich gestalten zu können, bemerkte Hermann-Josef Heinen, Vorsitzender des Historischen Vereins Wegberg, anerkennend. Vor allem Konzessionsakten aus dem Kreisarchiv Heinsberg sowie Dokumente aus dem Stadtarchiv mit Hinweisen zu Ziegeleien hatte dieser für seine umfängliche Darstellung herangezogen und ausgewertet.

Dazu präsentierte er den mehr als 40 Anwesenden Abbildungen und Fotografien, die vor allem die vergangene Zeit wieder aufleben ließen. Es war der zweite Teil seiner Vortragsreihe über „Frühe Wegberger Industriegeschichte“, die er diesmal mit dem Beispiel der Ziegeleien fortsetzte.

 Blick in die Ringofenziegelei Simons in Wegberg-Uevekoven.

Blick in die Ringofenziegelei Simons in Wegberg-Uevekoven.

Foto: H.P.Jans, HVW

Bei den Materialien sei dabei zwischen Ziegelton und Lehm zu unterscheiden. Handelt es sich bei ersterem um einen in Deutschland weit verbreiteten Rohstoff, der in Ziegelwerken und Brennereien verarbeitet wird, ist zweiterer eine Mischung aus Sand, Schluff und Ton und dabei nicht so plastisch und wasserundurchlässig wie Ton. In Wegberg gab es Abbaugebiete beider Materialien. Die historische Einordnung der Verarbeitung etwa von Nilschlamm reichte im Vortrag bis in das Jahr 6000 vor Christus zurück. Ebenso zeigte eine Abbildung vom Turmbau zu Babel zwei Ziegelöfen mit einem aus Ziegelsteinen errichteten Turm. „Für Verklinkerung wird Hitze von über 1000 Grad Celsius erzeugt“, führte Dietmar Schmitz aus, „der Ringofen der Erkelenzer Firma Gillrath, wo Ziegel und Klinker gebrannt werden, erreicht beispielsweise 1200 Grad Celsius und ist mit Gas betrieben.“ Die Ringofenziegelei Josef Simons in Uevekoven war 1983 auf Gas umgestellt worden. Herkömmliche Arbeitsschritte der Verarbeitung bestanden aus dem Abbau des Rohmaterials in Gruben, Formen und Kneten, Wässern und in die Form reinbringen. Beim Einsumpfen sei viel Wasser benötigt worden, und daher lagen zahlreiche Tongruben im sumpfigen Gelände, etwa am Beeckbach oder an der Schwalm. Im Anschluss wurde die Ware getrocknet und gebrannt.

 Historische Funde aus der Römerzeit hatte es mit einem Töpferofen in Rickelrath und Ziegelofen in Berg gegeben. Als „Gold des Schwalmtales – Tonabbau in Schwaam“ überschrieb der Referent einen zugehörigen Abschnitt: Auf einem Foto trugen Menschen mit maschinellen Gerätschaften das Material in einer tiefen Grube ab und beförderten es mit Schienentransportwagen. Dagegen wurde etwa im Wegberger Gebiet Freiheid Lehm abgebaut. Der Standort eines im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Feldbrandofens war beispielsweise im Waterner Feld ausgemacht worden. Diese meilerartige Errichtung verfügte über Schächte für die Befeuerung. Mitte des gleichen Jahrhunderts stellte dann die Erfindung des ovalen Ringofens eine Revolution dar: Dieser verbrauchte Zweidrittel weniger Energie. Heute ist der Ringofen der Firma Gillrath der letzte produzierende Ringofen in NRW.

 Dieser Ofen war Vorläufer des modernen Tunnelofens, den als erster in NRW die Ringofenziegelei Josef Simons 1954 in Uevekoven baute. Zu dieser Zeit produzierten dort 24 Mitarbeiter 10 Millionen Klinker jährlich. 1974 erfolgte der Bau des zweiten Tunnelofens. 1987 wurde dort eine Vakuumpresse angeschafft und es begann damit die Produktion von Pflastersteinen, wie sie in der Fußgängerzone in Wegberg zu sehen sind. Das Werk Simons wurde 1997 von der Wienerberger Ziegelindustrie übernommen und 2003 geschlossen. Es waren Beispiele für eine florierende frühe und moderne Industrie, die Dietmar Schmitz unter anderem anführte.

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