Waldorfschule in Rödgen „In dieser Schule sind Lehrer und Schüler Freunde“

Wegberg · Die Waldorfschule in Rödgen hat am Wochenende ihre Türen geöffnet. Ehemalige Schüler erzählen, was das Lernen dort so besonders macht.

 Handarbeitslehrerin Judith Theisen zeigt den kleinen Besuchern die Grundlagen des Webens an einem Mini-Webstuhl.

Handarbeitslehrerin Judith Theisen zeigt den kleinen Besuchern die Grundlagen des Webens an einem Mini-Webstuhl.

Foto: Renate Resch

Wer im Kreis Heinsberg nach einer besonderen Schule sein Kind sucht, konnte sich am Samstag vor Ort an der Freien Waldorfschule in Wegberg-Rödgen bestens informieren.

Zum Auftakt führen jüngste Schülerinnen und Schüler in der Turnhalle Musik, Tanz und Spiel vor. Und ein selbstkomponierter Schüler-Rap wird begeistert aufgeführt und beklatscht. Dann schaut man sich im Rundgang die freundlich gestalteten Klassenräume an, in deren offenen  Werkstätten der Besucher basteln oder dem Unterricht in Deutsch oder Französisch lauschen kann. Die Schulgebäude sind ohne jeden Sticker und ohne jedes Graffiti. Und im eigenen Schulgarten stehen Schafe, an denen man Einiges über Tierhaltung lernen kann, mit denen man aber auch kuscheln kann.

Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn ehemalige Schüler „ihrer“ Schule zum Tag der offenen Tür einen Besuch abstatten. So wie diesmal auch Maxine (19), Felix (19) und Linus (18). Die drei machten 2021 hier ihren Abschluss und sind mittlerweile in einer Berufsausbildung. Felix hebt hervor, dass „in dieser Schule Lehrer und Schüler Freunde sind“, was wohl auch dem Klassenverband (mit maximal 26 Schülern) zu danken ist, in dem die Schüler während ihrer gesamten Zeit eingebunden sind; zumal es kein Sitzenbleiben gibt.

Individuelle Förderung und familiäre Atmosphäre sind in dieser Schule mit ihren 200 Schülern, davon 100 Fahrschüler aus dem ganzen Kreis, sehr wichtig. Maxine berichtet: „Ich bin als schüchternes Mädchen zu dieser Schule gewechselt, und mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht: nun bin selbstbewusst und gelassen“. Linus denkt gerne an das entspannte und doch tiefgehende Lernen zurück, egal in welchem Fach. Alle drei sind sich einig, dass die umfassende Behandlung eines Themenbereiches beim Lernen in sogenannten Fachepochen das Erfolgsgeheimnis ist.

Denn der Unterricht wechselt nicht sein Thema im hektischen 45-Minuten-Rhythmus. Sondern  jeden Tag wird allein in zwei Schulstunden zu einem Komplex mit Muße gelernt, geforscht, experimentiert. Natürlich würden sie heute, wenn sie ihren neuen Kollegen von „ihrer“ Waldorfschule erzählen, mit dem Spruch konfrontiert: „Ach, du kommst von der Schule, wo man seinen Namen tanzen lernt“. Aber das wiche schnell einem gewissen Neid, wenn sie erzählten, was und wie sie gelernt haben.

Luca, einer der „Schulführer“ an diesem Tag der offenen Tür, gut erkennbar an dem gelben T-Shirt,  erzählt von den vielen Praktika, die seine Mitschüler und er zwischen der 7. und 11. Klasse machen. So zum Beispiel würden sie für vier Wochen auf Demeter-Bauernhöfen, auch in Schweden oder Portugal, arbeiten. Und damit die Schüler das dabei Erlebte nicht nur für sich behalten, machen sie, wieder zurück in der Schule, eine ausführliche Präsentation in der Aula und berichten über ihre Erfahrungen.

Wie denn überhaupt die Schüler dieser Waldorfschule dazu angehalten sind, selber etwas zu produzieren, zu verfassen. So wird jeder Schüler eine ausführliche Biographie über Leben und Arbeit eines bekannten Menschen schreiben. Auch kann er sich in der Online-Zeitung „Die Motte“ und in der Print-Schülerzeitung „Space“ ausdrücken; letztere auch ein Produkt des Epochenunterrichtes, wo Schreiben, Setzen, Illustrieren, Binden und weiteres vermittelt werden, um Schülerzeitung von der ersten Idee bis zum Endprodukt vollständig herzustellen.

In den Themenbereichen Digitale Bildung und Neue Medien könnte die Schule sich künftig breiter aufstellen und ein Angebot entwickeln. Ansonsten plant sie ihren Ausbau mit den Klassen 12 und 13 als Berufskolleg.

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