Vortrag beim Historischen Verein Wegberg Alte Karten lesen und Heimat neu erfassen

Wegberg · Ulrich Dierkes stellte eine Auswahl an Karten vor, aus denen sich geschichtliche oder strukturelle Entwicklungen von Wegberg ablesen lassen. Genaues Hinsehen ist ein Schlüssel zur Erkenntnis, erlebten die Besucher seines Vortrags.

 Eine historische Karte von Christian Sgrooten (1525-1603) zeigt den Bereich rund um Wegberg und Beeck.

Eine historische Karte von Christian Sgrooten (1525-1603) zeigt den Bereich rund um Wegberg und Beeck.

Foto: Sgrooten/Stadtarchiv Wegberg

Ulrich Dierkes gehört dem Historischen Verein Wegberg an und hat sich intensiv mit historischen Karten der Stadt beschäftigt. An seinen Erkenntnissen ließ er unter dem Titel „Informationen aus alten Karten gewinnen – eine spannende Geschichte“ die Besucher eines Vortrags in der Reihe „Wegberger Ortsgeschichte“ teilhaben. Und so lud er in der gut besuchten Wegberger Mühle zunächst dazu ein, das Datum einer Karte von Wegberg selbst zu bestimmen.

Ein prägnantes Merkmal der undatierten Wegberger Ansicht waren gleiche Schriftgröße und gleicher Schrifttyp, den die Namen Wegberg und Beeck aufwiesen – bezeichnend für deren Status als eigenständige Gemeinden, den sie bis 1935 hatten. Ebenso war die Volksschule Beeckerheide, die es seit 1860 gab, schon eingezeichnet und die Bahnlinie von 1878 mit dem 1879 eröffneten Bahnhof waren zu sehen. Zeitlich dem Erscheinungstermin sehr nah kam die Dampf-Ölmühle von 1894: Die Karte stamme aus dem Jahr 1903, löste der Referent schließlich auf – dargestellt ist somit in etwa der Zustand von 1901, da die Herausgabe eine gewisse Vorlaufzeit mit sich bringt.

Um darzustellen, in welcher Weise sich Aufzeichnungen im Laufe der Jahrhunderte entwickelten, zeigte Ulrich Dierkes eine kleine Chronologie von Ansichten Wegbergs und der näheren Umgebung. So verortete Sgrooten 1557 „Beeckberge“ nördlich von Beeck. Dieser war durchs Rheinland gewandert und hatte die Karten anschließend aus dem Gedächtnis gezeichnet. Der Name Wegberg taucht auch bei Tramezzino in seiner heutigen Form nicht auf. Erst rund 100 Jahre später notierte Sanson 1680 den Begriff Wegberck, und 1888 war der endgültig richtig eingetragen. „Man muss kritisch bei alten Karten hinsehen“, betonte Ulrich Dierkes und sehr genau auf Einzelheiten achten, wie die weiteren Beispiele zu unterschiedlichen Aspekten von Gesellschaft und Infrastruktur deutlich machten.

So zeigen Dialektkarten die Grenzen zwischen einzelnen Gebieten auf – „Dialekte im Rheinland“ sind ein Beispiel. Die Zugehörigkeit zu „Religionen“ habe auch zu Krieg und Streit geführt, ergänzte Ulrich Dierkes, und sie seien deshalb auch historisch wichtig. Und im Bereich der Infrastruktur zeigte er anhand von Kartenmaterial vergleichend die Ausdehnung von „Waldgebieten“ in Nordrhein-Westfalen auf. Zudem stellte er die „Bahnstrecken“, die sich ab 1835 in Deutschland ausweiteten, bis 1891 auf – zum letztgenannten Zeitpunkt existierte die Verbindung zwischen Rheindahlen und Roermond, die durch Wegberg führte, und das Eisenbahnnetz im Land war fast komplett.

Die Archäologie kam dazu beim „Straßennetz“ zum Tragen – so waren römische Straßen – darunter eine, die über Arsbeck, Wegberg und Rheindahlen verlief – zu erkennen. Ebenso zeigte Dierkes Poststraßen (1714) oder anhand von militärischen französischen Tranchot Karten die Teilung Wegbergs in Jülicher und Gelderner Teil auf sowie stellte der Referent Karten von Bodendenkmälern vor.

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