Interview: Michael Stock Vertrauen gewinnen durch Transparenz

Erkelenz · Michael Stock erlebte arbeitsintensive erste Tage im Amt des Bürgermeisters der Stadt Wegberg. Der 37-Jährige stellt erste Weichen bei den Themen Haushalt, Glasfaser und Innenstadtentwicklung. Stock setzt vor allem auf Transparenz.

 Der neue Bürgermeister für Wegberg, Michael Stock, erklärte bei einem Besuch in der Redaktion der Rheinischen Post, welche Ziele ihm wichtig sind und wie er sie erreichen möchte. Das Miteinander der Menschen tauchte in diesem Redaktionsgespräch mehrfach auf. Darauf will Stock setzen.

Der neue Bürgermeister für Wegberg, Michael Stock, erklärte bei einem Besuch in der Redaktion der Rheinischen Post, welche Ziele ihm wichtig sind und wie er sie erreichen möchte. Das Miteinander der Menschen tauchte in diesem Redaktionsgespräch mehrfach auf. Darauf will Stock setzen.

Foto: Jürgen Laaser

Wenige Tage nach ihrer Amtsübernahme nahmen Sie erstmals an der Bürgermeisterrunde im Kreis Heinsberg teil. Wie wurden Sie von den Kollegen der Nachbarstädte begrüßt?

MICHAEL STOCK Bekanntlich stellt der Kreis Heinsberg nicht unbedingt die Herzkammer der Sozialdemokratie dar. Auch wenn ich als einziger Bürgermeister ein SPD-Parteibuch habe, bin ich von meinen neuen Amtskollegen aus dem Kreis Heinsberg und Landrat Stephan Pusch sehr freundlich begrüßt worden. Das ist auch nicht verwunderlich, denn in Sachfragen spielt das Parteibuch bei Hauptverwaltungsbeamten keine Rolle. In der Bürgermeisterrunde geht es nicht um Parteipolitik, sondern in erster Linie darum, praxisorientiert zu arbeiten und Probleme gemeinsam zu lösen.

Wie haben Sie die Arbeit der Bürgermeisterrunde vor ihrer Wahl wahrgenommen?

STOCK Als ich noch als SPD-Fraktionschef im Kreistag saß, habe ich die Arbeitsgemeinschaft der Bürgermeister und des Landrats im Kreis Heinsberg gerne mal als "Zweite Kammer" bezeichnet. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass diese Runde eine beratende Funktion hat; die Entscheidungen aber dem Kreistag und den Stadträten vorbehalten ist.

Wie haben Sie die ersten Tage im Amt des Bürgermeisters der Stadt Wegberg erlebt?

STOCK Sie waren vor allem arbeitsintensiv. Schon während der ersten Woche habe ich wichtige Personalentscheidungen treffen müssen. Mir ist daran gelegen, zunächst einmal wieder für mehr Ruhe und Kontinuität in der Verwaltung zu sorgen. Ich halte nichts davon, Mitarbeiter durch viele Versetzungen zu verunsichern. Personelle Veränderungen wird es vorerst nur punktuell geben und nur da, wo es nicht anders geht. Ansonsten konnte ich mich in den ersten Tagen auf einen gut funktionierenden Mitarbeiterstab verlassen, der mir fleißig zuarbeitet. Vor allem die beiden Dezernenten Christine Karneth und Rudolf Fabry, die mit mir den Verwaltungsvorstand bilden, leisten erstklassige Arbeit und versorgen mich themenübergreifend mit vielen Detailinformationen.

Sie haben gleich zu Beginn schon einige Feste als Bürgermeister erlebt . . .

STOCK . . . an meinem ersten Wochenende als Bürgermeister ging es gleich richtig rund: Ich habe das Stadtfest eröffnet, das Bezirksschützenfest in der Innenstadt miterlebt, musste das Konzert von "Fun" wegen Regens leider absagen, war beim Merbecker Sommerzauber und habe die Schützenfeste in Merbeck und Wildenrath besucht. Dabei haben mir viele Menschen persönlich zur gewonnenen Wahl gratuliert.

Haben Sie sich schon in die Haushaltsthematik eingearbeitet? Droht Wegberg ein Haushaltssicherungskonzept?

STOCK Kämmerin Christine Karneth und die Mitarbeiter des Bereichs Finanzwirtschaft arbeiten mit Hochdruck an der Fertigstellung der noch ausstehenden Jahresabschlüsse. Ich werde die Sommerferien nutzen, um mich in die Thematik intensiv einzuarbeiten. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge droht der Stadt kein Haushaltssicherungskonzept.

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen im Wegberger Stadtrat bisher?

STOCK Ich merke, dass die CDU als stärkste Ratsfraktion Signale sendet, die Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit machen. Mir ist Transparenz sehr wichtig. Darum soll es eine Art Ältestenrat geben. Das Gremium hat eine ähnliche Funktion wie die Bürgermeisterrunde auf Kreisebene: Es werden Sachzusammenhänge detailliert erklärt und wichtige Entscheidungen vorbereitet, aber nicht getroffen. Ich möchte Beschlussvorlagen für die Fachausschüsse und den Rat nicht einfach in die Runde schmeißen. Alle Fraktionen sollen bestens informiert sein. Nur so können wir Entscheidungen auf eine möglichst breite Basis stellen. Entscheidungen zu treffen, bleibt natürlich dem Stadtrat oder den zuständigen Fachausschüssen vorbehalten.

Das Thema Glasfaser beschäftigt derzeit viele Menschen in Wegberg. Die Stadt Wegberg ist die einzige Kommune im Kreis Heinsberg, die keinen Gestattungsvertrag mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen hat. Wie ist der Stand der Dinge?

STOCK In den letzten Monaten gab es bei der Umsetzung des Glasfaserausbaus in Rath-Anhoven und beim Beginn der Arbeiten in anderen Stadtteilen Verzögerungen. Grundsätzlich kann eine Verlegung von Glasfaserleitungen auch ohne Gestattungsvertrag erfolgen, wenn die DIN-Vorschriften nach dem Telekommunikationsgesetz eingehalten werden. In einigen Straßenbereichen, in denen die Deutsche Glasfaser bereits Leitungen verlegt hat, waren wir mit der Bauausführung nicht zufrieden und haben Nachbesserungen verlangt. Schließlich möchten wir Folgeschäden für die Bürger auf ihrem Grundstück, aber auch für uns als Stadt verhindern. Ich habe aber bereits mit Glasfaser-Chef Marco Westenberg gesprochen. Es war ein konstruktives und nach vorne gerichtetes Gespräch, in dem wir Lösungsmöglichkeiten gefunden haben, die jetzt technisch und juristisch umgesetzt werden. Der abgestimmte Zeitplan sieht eine endgültige Beschlussfassung in der Ratssitzung am 23. September vor. Aktuell habe ich die Fraktionen über den derzeitigen Sach- und Verhandlungsstand informiert.

Viel thematisiert bleiben auch die Leerstände in der Innenstadt.

STOCK Wir halten an unserem Ziel fest, die Innenstadt weiterzuentwickeln. Die Hauptstraße mit ihren Geschäften ist nur Teil eines Systems, das man nicht einzeln, sondern als Quartier betrachten sollte. Ich möchte alle Menschen, die betroffen sind, an einen Tisch holen. Dazu zählen wir die Geschäftsleute und Gastronomen ebenso wie Hausbesitzer, Kunden, Vermieter und die Marktbeschicker. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam gute Ideen für unsere Innenstadt finden werden.

Woher soll das Geld für die Entwicklung der Innenstadt kommen?

STOCK Ich bin optimistisch, dass wir zum Thema Stadtentwicklung demnächst den NRW-Bau- und Verkehrsminister Michael Groschek in Wegberg begrüßen dürfen. Seine Mitarbeiter kennen die Fördertöpfe, die für unsere Stadt von Bedeutung sein könnten. Wir brauchen mal eine andere Sicht der Dinge. Darum werden wir auch Gespräche mit der Bezirksregierung Köln führen, aber nicht nur zur Entwicklung der Innenstadt. Auch die Außenorte brauchen Perspektiven.

Wie stehen Sie zum Thema Eiserner Rhein?

STOCK Michael Groschek hat gesagt, dass es den Eisernen Rhein auf der historischen Trasse durch Wegberg nicht geben wird. Ich nehme ihn beim Wort.

MICHAEL HECKERS UND ANDREAS SPEEN FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(RP)
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