Erlös für Hochwasserbetroffene im Erkelenzer Land Vater-Kind-Gruppe startet Spendenaktion
Wegberg/Erkelenz · Seit 15 Jahren verbringt eine große Gruppe von Vätern und Kindern gemeinsam Zeltwochenenden. Sie haben Spendenshirts bedrucken lassen, der Erlös kommt den Hochwassergeschädigten zugute.
Zähne putzen im Bach und Lagerfeuer mit Stockbrot sind beim Vater-Kind-Zelten an der Tagesordnung. Seit 15 Jahren verbringt eine Gruppe von Vätern mit ihren Kindern aus dem Erkelenzer Land zweimal im Jahr ein Zeltwochenende. Um die 60 Personen fahren regelmäßig mit. Gründer Stefan Jung erzählt: „Die Idee ist im Sommerurlaub mit meiner Familie entstanden. Wir waren in Holland auf einem Campingplatz, als dort eine ganze Gruppe Väter mit ihren Kindern, Zelten, Kühlwagen und allem Drum und Dran ankam. Ich fand die Idee damals so toll, dass ich dachte: Mensch, das müsste man auch mal in die Wege leiten.“
Gesagt, getan. Jung machte einen Aushang im Kindergarten. Drei Väter meldeten sich, darunter Carsten Finke, Geschäftsführer der Inperfektion GmbH in Wegberg-Wildenrath: Ich fand die Aktion so klasse, dass ich dachte: Da müssen wir mitmachen.“ Schnell wuchs die Gruppe der Teilnehmer. „Für die Kinder war das toll. Wir waren auf Entdeckungstouren, haben Überraschungen organisiert und am Lagerfeuer Gute-Nacht-Geschichten erzählt. Und natürlich durften die Kinder auch manchmal ein bisschen mehr als zu Hause, es waren ja schließlich nur die Papas dabei“, erzählt Finke.
„Wir sind ganz einfach und mit wenig Equipment gestartet. Über die Jahre ist die Ausstattung professioneller geworden“, schmunzelt Jung. „Wir haben inzwischen Mannschaftszelte, wo gemeinsam gegessen wird, Pavillons, Kocher, Geschirr und alles, was dazugehört.“
Viele Kinder sind seit dem Kleinkindalter mit von der Partie, inzwischen sind einige selbst so gut wie erwachsen. „Die Entwicklung der Kinder zu sehen und zu spüren, dass sie immer noch Freude an der Sache haben – das ist toll“, so Finke. „Es sind wahnsinnig gute Freundschaften daraus entstanden, sowohl zwischen den Vätern als auch zwischen den Kindern“, ergänzt Jung. „Wir sind eine eingeschworene und sehr harmonische Gemeinschaft.“
Zweimal im Jahr geht es für die Väter und Kinder auf Tour. Organisator Stefan Jung wählt immer neue Orte und Campingplätze aus, sodass jedes Mal neue Attraktionen warten. „Das erste Wochenende ist immer ein bisschen spartanischer und wilder – zum Beispiel ohne Strom und Wasser, dafür im Wald in der Nähe eines Baches. Beim zweiten Mal ist es ein bisschen gediegener, da sind wir dann meistens auf einem Campingplatz“, schmunzelt er.
Zuletzt ging es für rund 55 Teilnehmer zur Aggertalsperre. Im Vorfeld entstand die Idee, Gemeinschafts-Shirts bedrucken zu lassen. Im Sportgeschäft F-Sport in Erkelenz gibt es Supporter-Shirts, bei denen ein Euro pro Shirt für einen guten Zweck gespendet wird. „Wir haben gemeinsam die T-Shirts gestaltet und den Spendenanteil pro Shirt verdoppelt“, berichtet Christian Fleßers von F-Sport. Das Motto der Aktion, das auch auf den blauen T-Shirts zu lesen ist, lautet „Wir gemeinsam für uns alle“. Die T-Shirts für das Vater-Kind-Zelten wurden von Carsten Finkes Unternehmen, der Inperfektion GmbH aus Wegberg, gesponsert. Am Zeltwochenende wurden weitere Spenden gesammelt, so dass insgesamt 500 Euro zusammenkamen.
„Wir haben uns überlegt, dass die Spenden lokal eingesetzt werden und wir so den hochwassergeschädigten Bewohnern im Kreis Heinsberg helfen können“, erklärt Carsten Finke. Über den Verein HS – ein Kreis hilft kommen die Spendengelder den fünf am stärksten vom Hochwasser betroffenen Kommunen im Kreis zugute: Hierzu gehören Wassenberg, Hückelhoven, Heinsberg, Geilenkirchen und Übach-Palenberg. Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Maria Sprenger, erläutert: „Der Verein wurde 2004 in Folge der Tsunamikatastrophe in Südostasien gegründet und hat seitdem globale Partnerschaften geknüpft.“
Im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vor wenigen Wochen hatte Landrat Stephan Pusch, der zugleich Vorsitzender des Vereins ist, zu Solidarität mit den Betroffenen aufgerufen. Der Verein nimmt Spendengelder entgegen, um so auf kommunaler Ebene den Hochwassergeschädigten schnell und unbürokratisch zu helfen. „Die Hilfsbereitschaft hier vor Ort war groß“, berichtet Maria Sprenger zufrieden. Bislang könne sie jedoch noch keine genauen Zahlen nennen.