Tier-Refugium Rath-Anhoven Es gibt keine Tiere zweiter Klasse

Rath-Anhoven · Im Tier-Refugium Wegberg im Ortsteil Rath-Anhoven finden kranke, schwache und ausgesetzte Tiere eine neue Bleibe. Tiere, die nicht mehr ausgewildert werden können, erhalten im Refugium ihr Gnadenbrot.

 48 Igel sind zurzeit in der Obhut von Antonia Greco und ihren Helfern im Tierrefugium in Rath-Anhoven, deutlich mehr als im letzten Jahr. Im Hintergrund sind die Freigehege für Puten, Esel, Ziegen, Waschbären und Hängebauchschweine.

48 Igel sind zurzeit in der Obhut von Antonia Greco und ihren Helfern im Tierrefugium in Rath-Anhoven, deutlich mehr als im letzten Jahr. Im Hintergrund sind die Freigehege für Puten, Esel, Ziegen, Waschbären und Hängebauchschweine.

Foto: Ruth Klapproth

Antonia Greco weiß genau, was sie an Heiligabend, an den Weihnachtstagen und an Silvester macht. Sie macht das, was sie seit Monaten tagtäglich rund um die Uhr macht: Sie hegt und pflegt, betreut und versorgt Wildtiere aller Art in ihrem Tier-Refugium in Rath-Anhoven.

Manchmal ist weniger mehr, das sagte sich Antonia Greco und machte sich zurück zu ihren Wurzeln, zu ihrem Tier-Refugium Wegberg. „Wir sind ein Lebenshof, Tierschutzverein und eine Wildtierhife“, erklärt die engagierte Frau. Bereits seit 2000 gibt es den Verein Tier-Refugium, der im Wegberger Ortsteil Rath-Anhoven sein Domizil hat. Doch trat dieses Refugium ein wenig in den Hintergrund, als der Verein die Monro-Ranch in Mönchengladbach-Merreter übernahm. „Zwei sind einer zu viel“, hat Antonia Greco inzwischen erkannt.

Nachdem sie nicht mehr in der Monro-Ranch aktiv ist und sich dort ein neuer Tierschutzverein gegründet hat, konzentriert sich sie sich in ihrem Verein seit einigen Monaten wieder ausschließlich um das Tier-Refugium. „Unser Ziel ist es, Haus-, Nutz-, und Wildtieren in Not eine Zuflucht zu bieten. Einige Tiere können aufgrund ihrer Vorgeschichte oder Gebrechen nicht weiter vermittelt werden und finden daher ihr endgültiges Zuhause bei uns.“ So kommt es etwa, dass zwei Esel bereit seit 2009 auf dem großräumigen Gelände leben und sich dort in guter Gesellschaft mit Waschbären, Truthähnen, Hasen oder Wildvögeln befinden. „Verwaisten, verletzten oder kranken Wildtieren dienen wir als Auffangstation. Sie werden tierärztlich behandelt, gepäppelt oder aufgezogen, stets mit dem Ziel einer erfolgreichen Zurückführung in ihren natürlichen Lebensraum. Hierzu stehen wir überregional mit anderen Tierhilfen in intensivem Austausch“, erklärt Antonia Greco. Tiere, die nicht mehr ausgewildert werden können, wie etwa die Waschbären, oder nicht zu vermitteln sind, erhalten im Refugium ihr Gnadenbrot.

Im Tier-Refugium konzentrieren sich die Vereinsmitglieder auf Haus- und Wildtiere, die durch Verletzung und Krankheit eine intensive und engmaschige Betreuung benötigen, sowie um die Aufzucht von Tierwaisen. Die meisten der Tiere benötigen daher neben Aufzuchtpräparaten, Spezialfutter und Medikamenten, nicht selten auch sehr kostspielige Operationen. „Ob Kuh, Huhn, Katze, Hund, Vogel oder Schwein - für uns gibt es keine Tiere zweiter Klasse und alle Tiere haben unsere Liebe, Respekt und Hilfe verdient, wenn sie in Not geraten.“

Momentan ist das Refugium restlos voll. Wir können keine Tiere mehr aufnehmen.“ Nachdem sich herumgesprochen hat, dass die Tierhilfe-Station in Rath-Anhoven wieder auf Hochtouren läuft, klingeln Tag und Nacht die Menschen, um Tiere zu bringen, verletzte Greifvögel, angefahrene Hasen, geschwächte Tauben oder ausgesetzte Hunde und Katzen; wobei Hunde ans Tierheim weitergeleitet werden. „Manch einer sieht es fast schon als unsere Verpflichtung an, die Tiere anzunehmen. Sie vergessen, dass wir ehrenamtlich und ohne Unterstützung arbeiten und unsere Kraft und der Platz nicht unendlich sind.“

Aktuell herrscht eine Igelschwemme. 48 Igel, die nicht ausreichend Körpergewicht haben, um in der freien Natur überwintern zu können, werden aufgepäppelt und in den Winterschlaf versetzt. Ein Grund für die vielen kranken und geschwächten Igel sieht die Tierschützerin im massiven Rückgang der Insekten. „Die sind die Hauptnahrungsquelle. Fällt sie aus, nutzten die Igel anderes Futter, das für sie aber ungesund ist. Es kommt zu organischen Schäden.“

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Tierhilfe ist die Versorgung und Kastration von herrenlosen Katzen im Kreis Heinsberg und im Einzugsgebiet der Stadt Mönchengladbach, die wir an eigens dafür eingerichteten Futterstellen auch nachhaltig betreuen. Alte, verletzte oder schwer kranke verwilderte Katzen finden bei uns ein Zuhause auf Zeit. Denn gerade wilde und somit schwer händelbare Tiere finden kaum eine Anlaufstelle.

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