Wegberg Stadtplanung mit Weitblick

Wegberg · Mit dem Masterplan wagt Wegberg einen Blick in die Zukunft. Die Bürger der Stadt bringen sich mit Kritik und Anregungen ein.

 Der Blick über das Wegberger Schul- und Sportzentrum richtet sich auf Ackerflächen am Grenzlandring. Der Masterplan weist dort als Vision das Baugebiet Wegberg-Süd aus. Auf 20 Hektar könnten dort in den nächsten 20 Jahren je nach Bebauungsart 520 bis 1040 Wohneinheiten entstehen.

Der Blick über das Wegberger Schul- und Sportzentrum richtet sich auf Ackerflächen am Grenzlandring. Der Masterplan weist dort als Vision das Baugebiet Wegberg-Süd aus. Auf 20 Hektar könnten dort in den nächsten 20 Jahren je nach Bebauungsart 520 bis 1040 Wohneinheiten entstehen.

Foto: Uwe Heldens

Das Interesse war groß an der Informationsveranstaltung der Stadt Wegberg zum Thema Masterplan Siedlungsschwerpunkt Wegberg. Professor Oliver Hall und Sebastian Hermann vom beauftragten Kölner Planungsbüro ASTOC rückten während ihrer Präsentation vor rund 240 interessierten Bürgern im Pädagogischen Zentrum (PZ) des Wegberger Gymnasiums Entwicklungsperspektiven für den Innenringbereich der Stadt Wegberg in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in den Blickpunkt. Nach der anschließenden Podiumsdiskussion, bei der eine ganze Reihe von Fragen gestellt wurden und viele Anregungen seitens der Bürger kamen, gab es reichlich Beifall.

Mit dem Masterplan möchte die Stadt Wegberg in die eigene Zukunft blicken und sich auf die besonderen Bedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft bei Themen wie Wohnen, Leben, Arbeit, Freizeit, Einkaufen und Verkehr einstellen. Der Stadtrat hatte die Erstellung des Masterplans auf Antrag der SPD beschlossen und das Kölner Büro ASTOC mit der Erstellung beauftragt.

Bürgermeister Michael Stock (SPD) zog nach der Bürgerbeteiligung ein positives Fazit: "Die hohe Beteiligung und die vielen Beiträge haben gezeigt, dass die Veranstaltung zum jetzigen Zeitpunkt genau richtig war, um über Sorgen, Nöte und Anregungen zu sprechen", sagte er und trat damit zugleich der Kritik aus den Reihen der CDU entgegen. Die Union hielt den Zeitpunkt für falsch und äußerte im Vorfeld der Bürgerbeteiligung die Sorge, dass eine solche Veranstaltung mehr Fragen aufwerfe, als sie Antworten liefern könnte, was letztendlich die Bürger nur verunsichere. Nach Ansicht von Bürgermeister Stock haben die Planer aus der Informationsveranstaltung nicht nur wichtige Anregungen für die weitere Gestaltung des Masterplans erhalten. Für die folgende politische Debatte werde er drei wesentliche Punkte aus der Veranstaltung mitnehmen: "Erstens: Wir brauchen ein Einzelhandelskonzept, das klare Regeln für die Gestaltung der Innenstadt aufstellt. Zweitens: Wir brauchen - nach 35 Jahren - endlich eine Entscheidung, ob die Mittelachse gebaut werden soll oder nicht. Und drittens: Wir brauchen eine Baulandstrategie, die klare Regeln für die Baulandentwicklung vorsieht." Der Verwaltungschef zeigt sich nach der Veranstaltung davon überzeugt, dass die Bürger der Stadt Wegberg über diese Punkte diskutieren wollen und Entscheidungen erwarten.

Im Mittelpunkt der Ausführungen von Oliver Hall und Sebastian Hermann von ASTOC standen neun unterschiedlich große Fokusflächen, auf denen in den nächsten 20 Jahren Baugebiete entstehen könnten. Wesentliche Ziele der langfristig angelegten städtebaulichen Rahmenplanung seien vor allem die Belebung der Innenstadt, der Erhalt der Infrastruktur wie Schulen und Kindergärten, die Stärkung von ÖPNV und E-Mobilität sowie mehr Tourismus. Den Planern ging es vor allem darum, ein Meinungsbild von den Bürgern zu den vorgelegten Entwicklungsideen zu hören, um Anregungen in die künftige Ausgestaltung des Masterplans einfließen lassen zu können. So warnte Christoph Dahmen davor, dass keine kasernenartige Struktur in den Neubaugebieten entstehen dürfe. Holger Babka waren die skizzierten Häusertypen, die in einem großen Gebiet bei Gerichhausen entstehen könnten, zu städtisch geprägt. Außerdem sollten die Häuser nicht zu hoch geplant werden. Marlies Schmidt forderte, dass "zunächst die Innenstadt belebt werden muss, bevor man sich an solche Mammutpläne begibt". Gisela Stotzka fragte, ob man weiß, wie viele alte Häuser in der Wegberger Innenstadt leerstehen und brachte vor dem Hintergrund der älter werdenden Gesellschaft das Modell von Wohnungs- und Haustausch ins Gespräch. Jens Kuchenbecker sprach sich für eine stärkere Akzentuierung des Klimaschutz-Aspektes aus, "dann wäre für Wegberg mehr rauszuholen". Tom Eisentraut wollte wissen, was mit der Umnutzung von brachliegenden Flächen im Stadtgebiet ist. Josef Tieber kritisierte, dass das Bahnhofsumfeld in Wegberg vernachlässigt werde, "obwohl da mit einfachen Mitteln und wenig Geld richtig was zu machen wäre". Winfried Linder erkundigte sich, wie das Projekt auf politischer Ebene vorangetrieben werde und gab zu Bedenken, dass "der Mühlen-Block", gemeint war wohl das aus CDU, FDP und AfW bestehende Mühlen-Bündnis, das ganze Projekt möglicherweise stoppen könnte. Bürgermeister Michael Stock erklärte dazu, er gehe fest davon aus, dass das Meinungsbild aus der Bevölkerung in die politische Willensbildung mit einfließen wird.

Auch über Fragen, welche Aufgaben, Ziele und Hilfe die Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Wegberg (SEWG) bei der Umsetzung von Wohngebieten künftig einnehmen kann, diskutierten die Bürger mit deren Geschäftsführer Marc Neumann. Als weitere Ansprechpartner standen den Bürgern Sabine Heilwagen, Fachbereichsleiterin Planen, Bauen, Wohnen, Stadtplaner Friedel Schroeders und Quartiersmanager Lothar Esser zur Verfügung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort