Wegberg So leistungsfähig ist die Feuerwehr Wegberg

Wegberg · Die Stadt Wegberg arbeitet an einem neuen Brandschutzbedarfsplan. Mit einem Ingenieurbüro wurde der Ist-Zustand analysiert.

Vorweg: Sachverständige attestieren der Stadt Wegberg, dass sie eine leistungsfähige Feuerwehr unterhält, die den Risiken der Stadt entsprechend aufgebaut ist. Nach einer intensiven Analyse des Ist-Zustands der Wegberger Feuerwehr, die zuletzt im Zuge der Entwicklung eines neuen Brandschutzkonzepts vorgenommen wurde, sehen die beratenden Ingenieure des Fachbüros antwortING aber auch Verbesserungsmöglichkeiten. Diese umzusetzen, ist das Ziel für die kommenden Jahre.

Trotz der schwierigen Finanzsituation als Kommune mit Haushaltssicherungskonzept werden nach Ansicht der Experten in Wegberg alle Anstrengungen für den Brandschutz und die Gefahrenabwehr zum Schutz der Einwohner unternommen.

In einer Sondersitzung beraten die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag (18.30 Uhr) in öffentlicher Sitzung im Rathaus über die dritte Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans der Stadt Wegberg. Die im Brandschutzkonzept formulierten Zielvorgaben sind Grundlage für das Verwaltungshandeln und die kommunalpolitischen Entscheidungen im Bereich der Gefahrenabwehr und des abwehrenden und vorbeugenden Brandschutzes. Weil sich die Anforderungen an die Feuerwehr stets ändern, wird der Brandschutzbedarfsplan spätestens alle fünf Jahre überarbeitet und aktualisiert. Die letzte Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans wurde durch den Rat der Stadt Wegberg am 23. Oktober 2012 verabschiedet.

Die Stadt Wegberg darf nur aufgrund einer Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung Köln darauf verzichten, eine hauptamtliche Feuerwache zu unterhalten, was hohe Kosten für die Stadt Wegberg verursachen würde. Diese Ausnahmegenehmigung ist allerdings nur bis zum 31. Juli 2018 gültig und wurde mit einer Reihe von Nebenbestimmungen versehen, die durch die Stadt Wegberg und ihre Freiwillige Feuerwehr zu beachten und umzusetzen sind. Diese Nebenbestimmungen, so erklären Bürgermeister Michael Stock und Feuerwehrchef Dietmar Gisbertz übereinstimmend, sind ein Ergebnis intensiver Arbeitsgespräche, die vor dem Hintergrund wachsender Mängel in der Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrkräfte unumgänglich waren. Die nun vorliegende überarbeitete Fassung des Brandschutzbedarfsplans berücksichtigt die besonderen Anforderungen und wurde in Zusammenarbeit mit dem Fachbüro antwortING Beratende Ingenieure PartGmbH erstellt. "Die gewissenhafte Festlegung des Schutzzieles und die kontinuierliche Arbeit zu dessen Erreichung sind die Voraussetzung für eine weitere und hoffentlich längerfristige Ausnahmegenehmigung von der Verpflichtung zur Einrichtung einer ständig besetzten Wache", schreiben Bürgermeister Michael Stock und Wehrleiter Dietmar Gisbertz im Vorwort des neuen Brandschutzbedarfsplans.

Nach der Beratung im Hauptausschuss am Dienstag soll der Stadtrat den Brandschutzbedarfsplan in der Form der dritten Fortschreibung mit den dort definierten Schutzzielen und den geforderten Maßnahmen, einschließlich ihrer jeweiligen Priorität, als verbindlich für die Stadt Wegberg beschließen.

Allgemein Die Feuerwehr Wegberg setzt sich aus neun Standorten zusammen, die in fünf Löschzügen gegliedert sind. Der Löschzug 1 basiert alleinig auf dem Standort Feuerwache Wegberg. Die anderen Löschzüge setzen sich aus mehreren Standorten zusammen: Löschzug 1 (Feuerwache Wegberg), Löschzug 2 (Löschgruppen Moorshoven und Rath-Anhoven), Löschzug 3 (Löschgruppen Arsbeck und Wildenrath), Löschzug 4 (Löschgruppen Tüschenbroich und Klinkum) und Löschzug 5 (Löschgruppen Merbeck und Rickelrath).

Die Situation in Wegberg ist geprägt durch die weite Flächenausdehnung, die 40 Ortsteile und den vergleichsweise hohen Anteil an landwirtschaftlicher Fläche und Waldfläche. Die hohe Zahl der Pendlerbewegungen wirkt sich negativ auf die Tagesverfügbarkeit aus. Positiv ist, dass viele Pendler der Gemeinde in den benachbarten Städten Erkelenz und Mönchengladbach arbeiten. Aus der Bahnlinie zwischen Dalheim und Wegberg ergeben sich nach Ansicht der Gutachter ausschließlich Anforderungen bei der Personenrettung. Das Siemens-Prüfcentrum für Schienenfahrzeuge in Wildenrath (PCW) habe keine besonderen Auswirkungen auf den Feuerwehrbedarf. Auch gebe es kein Gewerbe, dass besondere Anforderungen an die Feuerwehr Wegberg stellt. Für die Firma Times Logistic International (TLI) im Gewerbegebiet Wegberg-Wildenrath (Wegberg-Oval), die unter anderem Feuerzeuge lagert, besteht aufgrund der Art der Firma ein Sonderschutzplan des Kreises Heinsberg.

Im Jahresmittel haben sich in der Stadt Wegberg in den vergangenen drei Jahren 250 Einsätze ereignet, davon sind etwa ein Drittel Brandeinsätze und zwei Drittel Hilfeleistungen (Ölspur, Sturm, Wasser, Gas, Tiernot usw.). Die Einsatzhäufigkeit ist tagsüber höher als nachts.

Schutzziel Grundlage für das Schutzziel sind das Szenario "Kritischer Wohnungsbrand im zweiten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses" sowie das Szenario "Technische Hilfeleistung". Das qualitative Ziel ist es, dass die Feuerwehr Wegberg bei diesen Ereignissen (Schutzziel 1) mit einem Erreichungsgrad von 80 Prozent in einer Hilfsfrist von acht Minuten nach Alarmierung mit neun Funktionen an der Einsatzstelle eintrifft und (Schutzziel 2) mit einem Erreichungsgrad von 90 Prozent in einer Hilfsfrist von 13 Minuten nach Alarmierung die Funktionsstärke auf Zugstärke an der Einsatzstelle ergänzt wird. Der Gutachter hat festgestellt, dass die Feuerwehr Wegberg ihr formuliertes Schutzziel 1 grundsätzlich in über 80 Prozent der Fälle erreicht und damit als leistungsfähig definiert werden kann. Das Schutzziel 2 sei ebenfalls erreicht worden.

Verfügbarkeit Nachts und an Wochenenden basiert die Feuerwehr auf der Verfügbarkeit von ehrenamtlichen Kräften. Wochentags tagsüber besteht die Unterstützung durch hauptberufliche Kräfte sowie die Verwaltungs- und Bauhofstaffel. Die hauptberuflichen Kräfte decken eine Funktion über 24 Stunden an sieben Tagen der Woche (Rund-um-die-Uhr-Funktion) und zwei Funktionen als Gerätewarte im Tagesdienst ab. Letztere stehen tagsüber auch für Einsätze während der Arbeitszeit zur Verfügung. Ein Ausrücken der hauptamtlichen Kraft im 24-Stunden-Dienst ist nicht vorgesehen. Diese besetzt die Einsatzzentrale.

Fahrzeuge Die Stadt pflegt ein Fahrzeugkonzept, das seit mehreren Jahren fortgeschrieben wird und das der Gutachter für durchdacht und sinnvoll hält. Zurzeit hat die Wegberger Feuerwehr insgesamt 24 Fahrzeuge, davon stehen zehn in der Feuerwache Wegberg an der Venloer Straße, drei in Arsbeck, zwei in Klinkum, zwei in Merbeck, eins in Moorshoven, zwei in Rath-Anhoven, eins in Rickelrath, eins in Tüschenbroich und zwei in Wildenrath. Das älteste Fahrzeug ist 35 Jahre alt, es dient allerdings stadtweit nur als Ersatzfahrzeug. Das zweitälteste Fahrzeug (Baujahr 1991) steht in Rath-Anhoven und soll noch in diesem Jahr durch ein besonderes Umweltschutzfahrzeug ersetzt werden. Das drittälteste Feuerwehrauto (Baujahr 1993) steht in Moorshoven und soll 2019 ersetzt werden. Alle Fahrzeuge der Feuerwehr Wegberg sind auf Digitalfunk umgerüstet.

Sirenen Es gibt 19 Sirenenstandorte im gesamten Stadtgebiet, 2 in Wildenrath, 1 in Dalheim, 1 in Rödgen, 3 in Arsbeck und Büch, 1 in Klinkum, 1 in Tüschenbroich, 1 in Merbeck, 1 in Rickelrath, 2 in Harbeck, 4 in Wegberg und Beeck, 1 in Moorshoven, 1 in Rath-Anhoven.

Löschwasserversorgung Die Löschwasserversorgung im gesamten Stadtgebiet wird als ausreichend betrachtet. Es gibt keine negativen Erfahrungen bei der Nutzung des Trinkwassernetzes als Löschwasserlieferant in den Siedlungsgebieten. Im Zuge eines europäischen Förderprogramms wird im Westen der Stadt Wegberg eine zusätzliche Löschwasserschleife mit Entnahmestellen angelegt.

(RP)
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