Wegberg Schüler erleben ihr "blaues Wunder"

Wegberg · Grundschüler der katholischen Martinus-Grundschule Orsbeck besuchten das Beecker Flachsmuseum. Georg Wimmers erklärte die traditionellen Verarbeitungsschritte vom Flachs zum Leinen. Am Ende gab es das Flachsdiplom.

 Georg Wimmers vom Beecker Heimatverein erklärte den Orsbecker Grundschulkindern und Betreuerin Heike Drews beim Besuch im Flachsmuseum die einzelnen Schritte der Flachsverarbeitung. Wimmers legte die trockenen Stängel des Flaches auf die Breche und klappte das Oberteil mit Schwung zu - so werden die Flachsfasern weich.

Georg Wimmers vom Beecker Heimatverein erklärte den Orsbecker Grundschulkindern und Betreuerin Heike Drews beim Besuch im Flachsmuseum die einzelnen Schritte der Flachsverarbeitung. Wimmers legte die trockenen Stängel des Flaches auf die Breche und klappte das Oberteil mit Schwung zu - so werden die Flachsfasern weich.

Foto: Renate Resch-Rüffer

Vom Flachs zum Leinen - diesen mühsamen Produktionsweg erlebten die Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 4 der Martinus-Schule KGS Wassenberg-Orsbeck in dieser Woche im Beecker Flachsmuseum. Der frühere Beecker Schulleiter Georg Wimmers, Beisitzer im Vorstand des Heimatvereins, erklärte den jungen Leuten anschaulich das "blaue Wunder der Region Heinsberg". Dabei durften die Schüler selbst mit anpacken: beim Riffeln, Brechen, Schwingen, Hecheln, Spinnen und Weben stellten sich die jungen Leute geschickt an, so dass sie am Ende das Flachsdiplom in den Händen hielten.

Das Projekt im Beecker Flachsmuseum wird im Rahmen der Ferienbetreuung der OGS angeboten und gilt als begleitender Unterricht. Die Orsbecker Grundschüler kamen bestens vorbereitet ins Flachsdorf. Das theoretische Hintergrundwissen hatten sie dem Sach- und Heimatkundebuch des Kreises Heinsberg entnommen. Darin sind die historische Bedeutung des Flachanbaus am südlichen Niederrhein und die einzelnen Arbeitsschritte auf dem Weg vom Flachs zum Leinen genau erklärt.

Im Beecker Flachsmuseum ging es dann an den praktischen Teil: Beim Riffeln zogen die Schüler den trockenen Flachs durch einen großen Kamm und schlugen ihn auf einem Balken. Dabei staubte es ordentlich im Kellerraum des Flachsmuseums. Georg Wimmers, Maria Claaßen, Jürgen Krämer und Heinz Schloemer vom Beecker Heimatverein erklärten den Schülern die einzelnen Arbeitsschritte. So schlüpften die Schüler auch in die Rolle des Brechers, der die trockenen Stängel auf die Breche legt und das Oberteil mit Schwung zuklappt. Dabei zerbrechen die holzigen Teile und der Flachs wird ganz weich. Beim Schwingen werden die holzigen Teile mit einem hölzernen Schwert mit viel Schwung herausgeschlagen. Auch das Hecheln lernten die Schüler: Auf dem Hechelbrett sind hoch stehende Eisenstifte eingeschlagen. Die Schüler zogen die Fasern durch immer feinere Kämme, so dass die Flachsfasern am Ende so fein waren, dass Leinengarn gesponnen werden konnte. Beim Spinnen wurden die Fasern umeinander gedreht und zu einem Faden verarbeitet. Nach all der mühevollen Arbeit war es endlich soweit: Das Garn konnte zu Leinen verarbeitet werden.

Georg Wimmers und seine Kollegen vom Beecker Heimatverein vermittelte den Grundschülern, die von den Betreuerinnen Heike Drews, Nadine Reinders und Lore Dudda begleitet wurden, während der einzelnen Arbeitsschritte auch viel Wissenswertes über die Geschichte des Flachsanbaus in der Region. So erfuhren die jungen Leute, dass viele Menschen am südlichen Niederrhein seit dem 14. Jahrhundert vom Flachsanbau lebten. Das "blaue Wunder", wie der Flachs nach der Farbe der Blüte auch genannt wird, prägte jahrhundertelang das Leben in der Region. Im Jahr 1850 standen fast 600 Webstühle in den Häusern der Leinenweber. Regelmäßig fanden Flachsmärkte statt, bei denen Leinenprodukte, Garne, Öle und vieles mehr angeboten wurde.

Die Orsbecker Schüler erfuhren bei ihrem Besuch in Beeck auch, dass die Bedeutung des Flachses sich bis heute in der Sprache erhalten hat. "Wir benutzen Redensarten, ohne zu wissen, dass sie mit Flachs zu tun haben", erklärte Georg Wimmers. Das Wort "herumflachsen" beispielsweise wird genutzt, wenn wie früher beim Flachsriffeln eine ausgelassene Stimmung aufkommt. Oder "schäbig" - nicht schön und nicht zu gebrauchen, wie die Holzteile (Schäben), die beim Brechen und Schwingen aus dem Flachs herausgebrochen werden. Und wer sich "verhaspelt", der vertut sich, wie man sich früher in der Flachsverarbeitung beim Haspeln verzählen konnte, wenn man nicht aufpasste.

Am Ende des lehrreichen Besuchs im Beecker Flachsmuseum hielten alle Orsbecker Grundschulkinder stolz das Flachsdiplom in den Händen. Bevor sie von den Mitgliedern des Beecker Heimatvereins verabschiedet wurden, sahen sie - passend zum Thema - den beliebten Kinderfilm "Wie der Maulwurf zu seinen Hosen kam".

(RP)
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