Gastspiel von Robert Kreis Jongleur der Sprache kommt ins Wegberger Forum

Wegberg · Der niederländische Entertainer Robert Kreis fühlt sich musikalisch zwar in den 1920er Jahren zu Hause. Aber mit seinem aktuellen Programm ist er trotzdem am Puls der Zeit. Am 4. Oktober tritt der Wahl-Berliner in Wegberg auf.

Robert Kreis lässt die goldene Zeit des Kabaretts wieder aufleben. Sein Markenzeichen ist das schmale Menjou-Bärtchen und ein tadelloses Äußeres.

Robert Kreis lässt die goldene Zeit des Kabaretts wieder aufleben. Sein Markenzeichen ist das schmale Menjou-Bärtchen und ein tadelloses Äußeres.

Foto: Robert Kreis

Heinrich Heinen, Geschäftsführer des Kulturförderkreises Opus 512, sah ihn im Fernsehen – und beschloss sofort: „Den holen wir zu uns nach Wegberg.“ Wegen der langen Corona-Zwangspause musste Robert Kreis‘ Auftritt im Forum der Mühlenstadt verschoben werden. Jetzt ist es endlich soweit: Der bekannte niederländische Entertainer, der seit 2008 in Berlin zu Hause ist und dessen Markenzeichen sein schmales Menjou-Bärtchen ist, wird am Dienstag, 4. Oktober, 19.30 Uhr, für zwei Stunden in die goldenen 1920er Jahre entführen.

„Ein Abend mit Robert Kreis“: Das unterhaltsame Programm des mittlerweile 73-Jährigen, dessen Großmutter Jazzpianistin und Bandleaderin einer Damenkapelle war, lässt sein Publikum die Sorgen und Nöte vergessen, die vor rund 100 Jahren schon die gleichen waren wie heute. „Wärme, Harmonie, Herzlichkeit und Fröhlichkeit brauchen wir jetzt“, sagt der Wahl-Hauptstädter im Gespräch mit unserer Redaktion. Er hat festgestellt, dass früher die gleichen Probleme den Menschen zu schaffen machten – die Pandemie, damals war es die Vogelgrippe, Kriege, die Inflation, das Auftauchen des Faschismus. „Ein Brot kostete 200.000 Mark“, erzählt Robert Kreis, der mit Chanson-Stars wie Romy Haag oder Klaus Hoffmann gut befreundet ist und als einer der verantwortlichen Väter der Zwanziger-Jahre-Retrowelle gilt, zu deren Hauptakteuren auch die Berliner Künstler Max Raabe und Henry de Winter gehören.

Weil ihn diese Zeit seit Langem fasziniert, recherchiert Robert Kreis unermüdlich darüber. Was er immer wieder feststellt, wenn er, wie er selbst sagt, die Relikte aus einer beängstigenden Zeit „ausgräbt“: „Die Botschaft von damals wiederholt sich.“ Deshalb hat er sich zum Ziel gesetzt, mit den alten Mitteln aus einer längst vergangenen Zeit aktuelle Probleme für einen Abend erträglich zu machen. Er freut sich schon auf Wegberg, es ist sein erstes Gastspiel in der Region. Was er von seinem Publikum erwartet, dem der begeisterte Schellack-Schallplattensammler einige unbeschwerte Stunden verspricht? „Ich bringe Leute mit Niveau zusammen. Deutsch ist eine sehr schöne Bühnensprache. Die Künstler früher haben viele tolle Einfälle gehabt. Oft waren es jüdische Mitbürger. Man kommt anonym rein und kennt sich nicht. Später verlässt man den Raum wie eine große Familie.“

Zurzeit ist der gefragte Künstler kreuz und quer durch ganz Deutschland unterwegs. „Es war nicht einfach in der Pandemie, aber ich darf nicht klagen. Es ist eine schöne Aufgabe, das Publikum bekannt zu machen mit den alten Liedern, zu zeigen, was früher geleistet wurde.“ Der intensive Kontakt zu den Besuchern seiner einzigartigen Shows ist Robert Kreis sehr wichtig. Weil die Mimik bei ihm eine große Rolle spielt, sind mitunter auch kleinere Veranstaltungsorte dabei, manchmal nur mit Platz für 100 Personen.

„Jonglieren mit der Sprache“ nennt der Niederländer, der in Indonesien geboren wurde und nach dem Abitur als Steward auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs war, seine selbst gewählte Aufgabe. Auf der Wegberger Forum-Bühne präsentiert er fast in Vergessenheit geratenes Liedgut, wenn er zusammen mit seinem Publikum in die 1920er und 1930er Jahre aufbricht. Immer wieder erinnert er auch an das Schicksal jüdischer Künstler in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus, zum Beispiel mit seinem Programm „Verehrt, Verfolgt, Vergessen“.

Eintrittskarten zum Preis von 25 Euro sind an der Abendkasse oder im Vorverkauf erhältlich im Beecker Lädchen, Prämienstraße 52, bei der Volksbank Wegberg, Beecker Straße 55, im Reisebüro Scholz, Beecker Straße 62 sowie in der Buchhandlung Viehausen, Kölner Straße 16 in Erkelenz. Bestellt werden können sie auch beim Veranstalter Opus 512 per E-Mail an mail@opus512.de.

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