Mitmach-Workshop in Wegberg Queere Community klärt auf und ermöglicht Begegnungen

Wegberg · Bei einem Mitmach-Workshop im Gemeindehaus der evangelischen Kirche gaben Jugendliche aus Krefeld einen Einblick in ihre Lebenswelten. Warum eine Namensänderung so schwierig ist.

 Die Gäste aus Krefeld halten die Regenbogenflagge im evangelischen Gemeindehaus in Wegberg hoch.   RP-Foto:     Ruth Klapproth

Die Gäste aus Krefeld halten die Regenbogenflagge im evangelischen Gemeindehaus in Wegberg hoch. RP-Foto: Ruth Klapproth

Foto: Ruth Klapproth

Sie sind zwischen 14 und 26, lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell oder intersexuell. Sie gehen zur Schule, machen eine Ausbildung, studieren, arbeiten. „Together“ heißt die Krefelder Jugendeinrichtung, in der sich die queeren Mädchen und Jungen aus der Seidenweberstadt regelmäßig treffen. Vier von ihnen folgten jetzt einer Einladung der evangelischen Kirchengemeinde. Küsterin Tanja Morgenweg hatte den Kontakt hergestellt. Beim Info-Abend, der sich als Mitmach-Workshop entpuppte, machte Kulturpädagogin Vera van Oyen deutlich, worum es den Jugendlichen geht: aufklären, Präventionsarbeit betreiben, Begegnungen ermöglichen.

Beim Memory-Spiel ordneten die Teilnehmer Begriffen Definitionen zu. Basti Apfel erläuterte, was es mit dem Paragrafen 175 auf sich hatte, der Homosexualität in der Öffentlichkeit unter Strafe stellte. Sogar bis 1994 seien homosexuelle Handlungen unter Männern verboten gewesen, erklärte der 20-jährige Student, der zusammen mit drei weiteren „Together“-Besuchern ins gut besuchte Wegberger Gemeindezentrum gekommen war. Das Gesetz stamme noch aus der Nazi-Zeit. Damals seien Homosexuelle im Konzentrationslager durch einen sogenannten Rosa Wimpel an ihrer Kleidung gekennzeichnet worden. Vera van Oyen ergänzte, dass lesbische Frauen in dieser Zeit als asozial eingestuft und ins Arbeitslager gesteckt worden seien. Die 29-Jährige ging auf das Transsexuellengesetz, kurz TSG ein, das aktuell in der Ampelkoalition diskutiert werde. „In Deutschland ist es sehr streng geregelt, wenn man seinen Geschlechtseintrag ändern lassen möchte“, machte sie deutlich. Sie forderte eine deutliche Verkürzung dieser Prozesse.

Leo Inderfurth erläuterte, dass eine Namensänderung nicht nur aufwendig, sondern auch teuer sei, da zwei psychiatrische Gutachten erstellt werden müssten, dass die Person tatsächlich unter einer Geschlechtsidentitätsstörung leide. Den Verkehrswert dieses Verfahrens gab der angehende Tischler mit 5000 Euro an. Zu zahlen seien zwischen 1800 und 2500 Euro. Kosten für das Ausstellen eines neuen Ausweises seien darin noch nicht enthalten. Danach erfolge der Weg zum Standesamt, um eine neue Geburtsurkunde zu beantragen. Beim Bürgeramt gebe es anschließend den neuen Personalausweis.

Vera van Oyen ging beim gemeinsamen Memory-Spiel auch auf den Begriff „Polyamorie“ ein – eine Form des Liebeslebens, bei der eine Person mehrere Partner liebt und zu jedem einzelnen eine Liebesbeziehung pflegt, wobei diese Tatsache allen Beteiligten bekannt ist. Dabei gebe es offene oder geschlossene Konzepte; man wohne gemeinschaftlich oder getrennt.

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