Wegberg Projekt "U7-Ü70" fördert die Begegnung

Wegberg · Kinder der Wegberger Kindertagesstätte "Am Feldrain" singen und tanzen mit Senioren des SZB Wegberg. Ziel ist es, Begegnungen zwischen Jung und Alt zu fördern. Es soll eine Brücke zwischen den Generationen geschlagen werden.

 Die kleine Franziska (5) geht in der Cafeteria des SZB Wegberg auf die Bewohner zu, lauscht dabei einem Hörspiel und tanzt mit bunten Tüchern. Das Projekt fördert die Begegnung zwischen jungen und alten Menschen.

Die kleine Franziska (5) geht in der Cafeteria des SZB Wegberg auf die Bewohner zu, lauscht dabei einem Hörspiel und tanzt mit bunten Tüchern. Das Projekt fördert die Begegnung zwischen jungen und alten Menschen.

Foto: Heinrichs-Gruppe

Franziska weiß gar nicht, wen sie zuerst begrüßen soll. Die Fünfjährige aus Wegberg hüpft von Seniorin zu Seniorin und klatscht in die Hände, bis sie vor Lotte Thüner stehenbleibt und ihr die Hände entgegenstreckt. Die 86-Jährige könnte die Oma von Franziska sein. Aber tatsächlich sind die beiden Teilnehmer eines Projekts, das sich "Unter 7 Über 70" nennt.

Das Europäische Institut für Musik und Generation hat das Projekt ins Leben gerufen. Ziel ist es, Begegnungen zwischen Jung und Alt zu fördern, und das möglichst spielerisch, indem Kinder und Senioren gemeinsam singen, tanzen und musizieren. Initiatorin des Projekts ist Angelika Jekic, Musikpädagogin und Gründerin des Europäischen Instituts für Musik und Generation. Sie und ihre Kollegen bieten Seminare zu "Unter 7 Über 70" an. Diana Lennertz, Leitung Sozialtherapeutischer Dienst SZB Wegberg, hat ein solches Seminar besucht.

Nun war Premiere. Kinder der KiTa "Am Feldrain" sind zum ersten Mal mit Bewohnern des SZB Wegberg zusammengetroffen. Elf fünf- und sechsjährige Jungen und Mädchen hocken auf dem Boden der Cafeteria des SZB Wegberg, mitten unter ihnen Diana Lennertz. Um sie herum sitzen 15 Senioren, alle älter als 70. Diana Lennertz stimmt das Begrüßungslied an, alle Kinder und Senioren stimmen mit ein. Dann dürfen alle Kinder auf einen Bewohner zugehen, ihm die Hände reichen und nach seinem Namen fragen.

"Wir wollen mit dem Projekt eine Brücke zwischen den Generationen schlagen", sagt Diana Lennertz. Die Musikstunden widmen sich Themen wie Jahreszeiten, Kennenlernen oder Reisen. Die Kinder und Senioren singen "Es war einmal eine Mutter, die hatte vier Kinder", lauschen einem Hörspiel und tanzen mit bunten Tüchern. Franziska hat ein rotes erwischt und geht intuitiv auf eine Bewohnerin zu, reicht es ihr und beide beginnen, das Tuch zu schwingen.

"Alte und junge Menschen, die gehören doch irgendwie zusammen", sagt Lotte Thüner am Ende der Musikstunde. Sie selbst hat vier Kinder, fünf Enkel und acht Urenkel - nicht alle können immer zu Besuch kommen, weil sie weit weg wohnen.

Deshalb bedeutet die Teilnahme am Projekt für viele Bewohner auch Biografiearbeit. Die Senioren erinnern sich an früher, Generationen lernen voneinander, Traditionen werden weitergegeben und Veränderungen sichtbar. Und auch Bianca Eckers von der Kita glaubt, dass die Kinder etwas mitgenommen haben. "Heute ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Kinder viel Zeit mit ihren Großeltern verbringen. In der Runde merkt man gut, wer regelmäßig Kontakt zu älteren Menschen hat und wer nicht."

Ab jetzt trifft sich die Gruppe 35 Mal, immer einmal pro Monat. Franziska ist dann irgendwann nicht mehr dabei, weil für sie die Schule beginnt. Aber fürs nächste Mal haben schon alle eine Aufgabe bekommen: Sie müssen ein Babyfoto von sich mitbringen. Wenn Franziska dann ihr Foto neben das von Lotte Thüner hält, wird sie feststellen, dass Fotos früher schwarzweiß waren. Vielleicht erinnert sich Lotte Thüner beim Betrachten von Franziskas Foto an einen ihrer Urenkel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort