Ausbildung des Tüv Nord in Wegberg Pflegeschule setzt auf Online-Unterricht

Wegberg · Die Pflegeschule des Tüv Nord Bildung in Wegberg hat den schulischen Teil der Pflegeausbildung digitalisiert. Kevin Simoes Ribeiro ist im dritten Lehrjahr und kennt die Vor- und Nachteile.

 Die Pflegeschule in Wegberg unter Leitung von Elke Haiden (l.) setzt auf digitalen Unterricht. Pflegeschüler Kevin Simoes Ribeiro kennt auch noch anders.

Die Pflegeschule in Wegberg unter Leitung von Elke Haiden (l.) setzt auf digitalen Unterricht. Pflegeschüler Kevin Simoes Ribeiro kennt auch noch anders.

Foto: RUTH KLAPPROTH

Für den Unterricht braucht Kevin Simoes Ribeiro nicht viel, theoretisch reicht ihm sein Tablet und eine stabile Internetverbindung. Der angehende Krankenpflege ist Schüler der Pflegeschule des Tüv Nord in Wegberg. Sein drittes Lehrjahr ist bereits zur Hälfte vorbei, im Januar stehen die schriftlichen, mündlichen und praktischen Abschlussprüfungen an. Dafür darf er jetzt keine Unterrichtsstunde verpassen. Dass er flexibel und von zuhause daran teilnehmen kann, kommt ihm sehr gelegen. „Es ist angenehm, in den eigenen vier Wänden zu lernen, außerdem spare ich mir Spritkosten,“ erzählt der Pflegeschüler, der in Grevenbroich wohnt.

Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch eine Änderung des Pflegeberufegesetzes haben zu der Modernisierung der Ausbildungsstätte in Wegberg geführt. Die zuvor getrennten Berufszweige der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege werden seit dem 1. Januar 2020 in einer generalisierten Pflegeausbildung zusammengefasst. Kevin Simoes Ribeiro hat seine Ausbildung im April 2019 begonnen, damit gehört er zum letzten Jahrgang, in dem sich die Azubis noch für einen Berufszweig entscheiden mussten. Der Grevenbroicher setzte vor drei Jahren auf Altenpflege und bereut diese Entscheidung nicht, die für ihn eine ganz persönliche war.

Nach dem Abitur wusste Kevin Simoes Ribeiro zunächst nicht, was er machen möchte. Dann erlitt seine Oma, die ihm sehr nah steht, einen Schlaganfall. „Ich habe dann viel Zeit mit meiner Oma verbracht und das hat mir viel gegeben“, erzählt der Grevenbroicher. So knüpfte er Kontakte zur Altenpflege, machte ein Praktikum und startete die Ausbildung. Was ihn an dem Beruf besonders reizt, ist das Zwischenmenschliche. Oft ist er für die zu pflegenden Personen eine der wenigen Bezugspersonen, da viele keinen Kontakt zu ihren Freunden haben. „Diese Dankbarkeit zu sehen, ist für mich schon der halbe Lohn“, sagt der angehende Altenpfleger.

In seiner Zeit an der Pflegeschule hat Kevin Simoes Ribeiro aber nicht nur die Änderung des Pflegeberufegesetzes miterlebt, sondern auch den digitalen Wandel. Mit der Corona-Pandemie wurde der Theorieunterricht ins Internet verlegt. Über eine E-Learning Plattform können die Pflegeschülerinnen und -schüler sich mit den Dozierenden austauschen und auf Dokumente, Lernaufgaben, Stundenpläne oder Lerntutorials zugreifen. „Klar gab es am Anfang Probleme, weil wir auch alle unterschiedliche Geräte hatten. Dann haben wir aber jeder ein iPad von der Pflegeschule bekommen“, erinnert sich Kevin Simoes Ribeiro. Aktuell findet mindestens einmal in der Woche Online-Unterricht statt. Manchmal auch öfter, das hänge von den Dozierenden ab. Damit hat sich der Pflegeschüler gut arrangiert. Aber er sieht auch Nachteile: „Klar lasse ich mich zuhause auch schneller ablenken, darunter leidet manchmal auch meine Beteiligung am Unterricht.“ Was ihm am Online-Unterricht aber auch fehlt, ist der Kontakt und der Austausch zu den anderen Auszubildenden. Kevin Simoes Ribeiro hat sich einen Beruf ausgesucht, bei dem das Miteinander und das Zwischenmenschliche extrem wichtig sind. Als dann aber plötzlich die lockere Atmosphäre und das Lachen im Klassenraum fehlten, fühlte er sich schon manchmal einsam. „Man ist halt auf sich allein gestellt. Klar haben wir uns untereinander ausgetauscht, zum Beispiel über Whatsapp, das ist aber nicht das Selbe.“

Zu den Modernisierungsplänen des Tüv Nord Bildung, der insgesamt neun Pflegeschulen in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg betreibt, gehört neben der E-Learning Plattform und den Tablets auch eine neue Ausstattung der Demonstrationsräume. An einer modernen Trainingspuppe, die unterschiedliche Krankheitsbilder simulieren kann und deren Material menschlichem Gewebe ähnelt, können die Schüler der Pflegeschulen Vorgänge wie Intubation, Reanimation oder Behandlungs- und Pflegemaßnahmen realistisch üben. Von dieser Puppe wird Kevin Simoes Ribeiro jedoch nicht mehr profitieren können. Die Übungspuppe ist zwar bestellt, aber noch nicht in der Wegberger Pflegeschule angekommen. Der Grund: Lieferengpässe.

(ele)
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