Oldtimer-Treff in Wegberg Mobiles „Pop up-Museum“ mit vielen Raritäten

Wegberg · Ob mit Patina oder wie fabrikneu: Der letzte Oldtimer-Treff in diesem Jahr zog noch einmal rund 70 Aussteller auf den Wegberger Rathausplatz. Seltene Sportwagen gehörten ebenso zum Repertoire wie „Brot-und-Butter-Autos“.

 „Benzingespräche“ am Objekt der Begierde gehören beim Oldtimer-Treff auf dem Wegberger Rathausplatz dazu.

„Benzingespräche“ am Objekt der Begierde gehören beim Oldtimer-Treff auf dem Wegberger Rathausplatz dazu.

Foto: Rainer Schnettler

Trotz des wankelmütigen Wetters trafen am Sonntag etwa 70 Oldtimer am Rathausplatz Wegberg ein – davon gut 15 Motorräder und –roller sowie 55 Autos, professionell an ihre Stellplätze eingewunken von Bodo Norgel, seinen Söhnen und dem Orga-Team. Diese veranstalten den Oldtimer-Treff Grenzlandring seit 2014, an jedem ersten Sonntag zwischen April und Oktober. Zur Teilnahme bedarf es keinerlei Anmeldung, es fallen für die Motorfreunde mit ihren Raritäten keine Gebühren an.

Aus gut 100 Kilometer Umkreis kamen die Teilnehmer, viele regelmäßig. Vielleicht deshalb auch herrschte auf dem Platz eine familiäre Atmosphäre, auf dem ein völlig unrestaurierter Käfer von 1960 genauso beeindruckte wie ein sehr teures, wie fabrikneu glänzendes Mercedes-Cabrio. Der Käfer ist übrigens Familienbesitz seit 1960. Er springt sofort an und verbirgt in keiner Weise sein Alter, seinen Rost, seine Dellen. Und so erzählt er durch sein unrestauriertes Aussehen, seine alten Aufkleber und eigenwilligen Basteleien auf charmante Weise seine Geschichte. Interessanterweise zog gerade dieser Käfer mit seiner reichen Patina viele Besucher in seinen Bann.

Und wenn man einigen Gesprächen auf dem Platz lauschte, so ging es nicht immer um Technik. Sondern es wurden, gerade bei den sogenannten „Brot-und-Butter-Autos“, viele Erinnerungen ausgetauscht: „Das war 1963 unser erstes Auto“. Oder: „Mit diesem Auto bin ich immer zu Oma und Opa in die Ferien gefahren“. So pendelten die Besucher zwischen exotischen, extrem seltenen Modellen wie einem Leichtbau-Sportwagen von TVR, der nur auf Bestellung auch mit den sonderlichsten Innenausstattungen hergestellt wurde, und vielleicht dem lindgrünen Opel Kadett, der besonders zum Austausch von Erinnerungen anregte. Zumeist eignet sich die „gute alte Zeit“ zum Vergolden einfach besser als die oft unsichere Gegenwart. Die „Oldtimerei“ übrigens ist bis jetzt offensichtlich ein Männerding, Frauen als Schrauberinnen oder Oldtimerbesitzerinnen waren (noch) nicht vertreten.

Und so betrachteten die Besucher die wertvollen bis skurrilen Blechkarossen, zumeist mit der Originaltechnik unter der Haube, fast alle mit dem sogenannten „H“-Kennzeichen für historische Fahrzeuge versehen. Zwar ist die Motorentechnologie mittlerweile wirklich alt, die Motoren nicht gerade umweltfreundlich. Aber da sie nur selten bewegt werden, fällt das kaum ins Gewicht. Und es kam nicht darauf an, den teuersten Oldtimer zu haben. Sondern es zählte der Austausch, das „Benzingespräch“ der Liebhaber, auch über Marken hinweg. So fachsimpelten diesmal gleich vier Opel-GT-Fahrer über ihre nur von 1968 bis 1973 gefertigten, eleganten Fahrzeuge. Auch bemerkenswert: ein in Spanien in Lizenz gebautes Landrover-Cabriolet namens Santana bot jedem Besucher frisch gepflückte Äpfel gratis an, man konnte sie sich einfach aus dem Wagen nehmen.

Auch die Zweiräder zeigten einen reichen Fächer an Formen und Motoren: einige Simson Schwalben, mehrere Vespas des Clubs „Niederrheinvespen“, eine rote, seltene Harley oder eine „königliche“ Horex Regina 350. Eigentlich eine Art mobiles „Pop-up-Museum“, das man hier für ein paar Stunden gratis besuchen konnte. Angefüllt mit vielen Gesprächen, Gefühlen und Technikgeplauder, mit Motorengeknatter und fast schon nostalgischen Abgasgerüchen. Und wenn man sich am Rathausplatz alle Oldtimer angeschaut hatte, empfahl sich ein Besuch in der gleichzeitig geöffneten Atelieretage im Klosterhof.

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