Neues Buch über Wegberg veröffentlicht Interessante Einblicke in Beecker Geschichte

Wegberg · Wegberger und Beecker Vereine veröffentlichen ein Manuskript, das vor 90 Jahren aus diversen Archiven erstellt wurde. Ein Fundus für die lokale Forschung.

 Zu dritt haben sie das alte Manuskript nun zum Leben erweckt und veröffentlicht: (v.l.) Uli Dierkes, Willy Meersmann und Heinz Schlömer.

Zu dritt haben sie das alte Manuskript nun zum Leben erweckt und veröffentlicht: (v.l.) Uli Dierkes, Willy Meersmann und Heinz Schlömer.

Foto: RP/THOMAS MAUER

Ausgerechnet in der Wegberger Mühle wurde ein Buch vorgestellt, das sich mit Beecker Geschichte befasst. Die beiden Ortschaften können durchaus auf eine Vergangenheit der Rivalität blicken. Inzwischen haben die Bewohner längst ihr Leben in Gemeinschaft entwickelt.

Vor etwa 90 Jahren war dies noch anders. Am 1. Mai 1933 konnte der damalige Gemeindeobersekretär Karl Peters ein 237-seitiges Manuskript vorstellen, in dem er gemeinsam mit dem Beecker Pfarrer Paul Alfer einen umfangreichen Überblick über die Geschichte und Entwicklung von Beeck festgehalten hatte. Veröffentlichen konnten die beiden ihr Werk nicht, denn drei Tage zuvor hatten Nationalsozialisten Bürgermeister Räuber aus dem Amt gejagt.

 Das ursprüngliche Manuskript von Karl Peters und Paul Alfer aus dem Jahr 1933

Das ursprüngliche Manuskript von Karl Peters und Paul Alfer aus dem Jahr 1933

Foto: RP/THOMAS MAUER

Was blieb, war eine Notlösung. Im Rathaus waren zu der Zeit „Kapazitäten“ frei. So ließ der Angestellte Karl Bertrams kurzerhand einige Kopien vom Manuskript abtippen. Als Zeitzeuge konnte der 92-jährige Bertrams nun aus dem Nähkästchen plaudern. Altes aus Beeck wurde lebendig.

In den verschiedenen historischen Vereinen von Beeck und Wegberg starteten immer wieder Einzelne den Versuch der Veröffentlichung. Bis zum Ruhestand wollte Heinz Schlömer warten, um sich der Bearbeitung intensiv widmen zu können. Er merkte jedoch bald, dass selbst im Ruhestand Zeit endlich ist. Auch Uli Dierkes war schnell begeistert, als er das Manuskript in den Händen hielt. Erst in der Zusammenarbeit dreier Vereine gelang nun die Überarbeitung und der Druck.

Drei Jahre hatten Karl Peters und Paul Alfer am Manuskript gearbeitet. Seine Arbeit im Rathaus ermöglichte  Peters den Zugriff auf diverse Archive und städtische Akten. Ergänzt wurden die Informationen vom Kirchenmann Alfer, der Geburtsregister und kirchliche Archive dafür öffnete. So entstand ein umfangreicher Überblick nicht nur über Beecker Geschichte. Denn am Beispiel der Schrofsmühle wurde deutlich, dass auch die Geschichte der Herzogtümer Geldern und Jülich das Leben in Beeck nachhaltig beeinflusst haben. Durch die Mühle lief die Grenze, das Mühlrad befand sich bereits jenseits, was zwangsweise zu Streitigkeiten führte.

Der Leser erfährt viel über tägliches Leben, über die Armut in der Gegend und über die Kriege, die die Menschen heimgesucht haben. Das Alter des Manuskriptes zieht zwangsweise ein bestimmtes Geschichtsbild nach sich, vieles klingt nach heutigem Verständnis ein wenig merkwürdig. Das macht das Lesen zwischen den Zeilen notwendig und die Vorstellungskraft über die damalige Zeit. Der Gemeindeobersekretär Peters hatte nie eine höhere Schule besucht, wie Karl Bertrams bestätigte. Und doch hatte der Autor Sprachkenntnisse in Flämisch, Niederländisch, Englisch, Französisch und Latein.

Als der Großneffe von Peters, Willy Meersmann, das Manuskript in die Finger bekam, wurden die Energien gebündelt und diverse Vorarbeiten zusammengeführt. Der Heimatverein Beeck, der Historische Verein Wegberg und der Kulturring Wegberg konnten gemeinsam das Projekt der Veröffentlichung stemmen. „Wir machen das nicht unter finanziellem Aspekt“, bestätigte Uli Dierkes bei der Präsentation der ersten Auflage.

Aus den 237 Manuskriptseiten wurden 280 Seiten Beecker Geschichte. Grafiken und Bilder wurden aus anderen Quellen hinzugefügt. Im Anhang machen Worterklärungen, Angaben zu Maßen und Gewichten, sowie Erklärungen zu damaligen Geldeinheiten vieles sehr gut verständlich. Wer kann heute noch erklären, wieviel damals ein Fuder war.

Mit dem Tod von Karl Peters 1977 endete eine lange Zeit intensiver Mundartforschung. Sein Manuskript benötigte 90 Jahre bis zur Veröffentlichung. Gerade rechtzeitig für die Besinnung historischer Entwicklungen ist es erschienen.

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