Mühlenblues goes Classic Musikgenuss in historischer Ölmühle

Wegberg · Erstmals hieß es "Mühlenblues goes Classic" in der Tüschenbroicher Ölmühle. Sängerin Severine Joordens und Pianistin Hilde Ubben präsentierten Lieder und Arien in einzigartiger Atmosphäre. Die rund 40 Zuhörer waren begeistert.

 Mit Severine Joordens (Gesang) und Hilde Ubben (Klavier) wurde aus Mühlenblues am Sonntag in der Tüschenbroicher Ölmühle "Mühlenblues goes Classic".

Mit Severine Joordens (Gesang) und Hilde Ubben (Klavier) wurde aus Mühlenblues am Sonntag in der Tüschenbroicher Ölmühle "Mühlenblues goes Classic".

Foto: Jürgen Laaser

Kunst und Musik als Zeugnisse der Zeit - beim Konzert "Mühlenblues goes Classic" waren sie in vielfältiger Form zu bewundern. Im zweiten Beitrag der neu aufgelegten Mühlenblues-Reihe präsentierten Sängerin Severine Joordens und Pianistin Hilde Ubben Lieder und Arien vergangener Jahrzehnte. Während des Vortrages und in der Pause konnten die rund 40 Besucher einzelne Gemälde der Hausherrin Martina Zilles sowie Glaskunst von ihr und Hausherr Detlef Tanz ansehen, die an Wänden und in Schaukästen im Mühlenraum ausgestellt sind.

Ein Schmuckstück alter Mühlentechnik mittendrin ist der erhaltene Kollergang. Zudem atmosphärisch schön: Die beiden Musikerinnen standen vor der mit Glas gestalteten Fachwerkfront, die den Blick auf Mühlenteich und Schloss ermöglicht. Viele Gefühle besang die Protagonistin mit virtuoser Klavierbegleitung - vor vielen Jahren getextet und komponiert, doch zu Teilen bis heute gültig und nachvollziehbar. Recht melancholisch zeigte sich die "Abendempfindung" von Mozart oder das Lied "Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte." Im Kunstlied "Gretchen am Spinnrade" von Schubert erhöhten die beiden stufenweise die Lautstärke bis zum kräftigen Ausdruck - bis zu Fausts Kuss nach der Vorlage von Goethe. Ihre Stimme in voller Kraft und strahlender Ausprägung ließ Joordens nach der Pause in der Arie "O mio babbino caro" aus der Oper Puccinis, "Gianni Schicchi", hören. Die Dramatik liegt hier darin, dass ein junger Mann die Auserwählte nicht heiraten darf. Authentisch in tschechischer Sprache stimmte Joordens die "Mondarie" von Dvorak an. Im "Vilja Lied: Die lustige Witwe" aus der Operette von Lehar mobilisierten die beiden Musikerinnen die stillen Reserven im Raum. Aufgefordert zum Mitmachen waren plötzlich vornehmlich sonore Männerstimmen im Refrain zu hören, die der Darbietung einen zusätzlichen klanglichen Reiz verliehen - ein gemeinsames Stück mit Gänsehautfaktor, da es den verbindenden Spaß an der Musik verdeutlichte.

Der gebotene musikalische Querschnitt begeisterte die Zuhörer derart, dass zum Schluss alle aufstanden und langanhaltend Beifall klatschten. "Meine Lippen küssen so heiß" und "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein" aus der Operette "Der Favorit" von Robert Stolz folgten als Zugaben. Ein weiteres Mal standen die die Zeit überdauernden großen zwischenmenschlichen Gefühle in der Tüschenbroicher Ölmühle im Mittelpunkt - mit viel Musikalität, toller Technik und Emotion von den studierten Musikerinnen dargebracht.

Das Konzert habe ihn berührt, sagte Detlef Tanz zum Schluss anerkennend. Die Gastgeber hatten erstmals Stühle aufgestellt und spielen mit dem Gedanken, sogar Poetry-Slam-Aktionen oder Lesungen zukünftig anzubieten - als weitere Formen kultureller Zeitzeugnisse.

(cole)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort