Projekt in Wegberg vorgestellt Mundartatlas soll die Dialekte am Leben halten
Wegberg · Die Initiatoren des Projektes Mundartatlas stellten dem Historischen Verein Wegberg ihr umfangreiches Vorhaben bei der Klängerstue’f vor. Ein Stromausfall beendete den Mundartabend vorzeitig.
Das muss bestimmt mit den Vorgängen in und um Lützerath zusammenhängen. So lautete ein wohl eher scherzhafter Erklärungsversich. Mit „das“ war die plötzliche Dunkelheit gemeint, in die die Wegberger Mühle getaucht wurde und schließlich die dort stattfindende Klängerstu’ef des Historischen Vereins Wegberg vorzeitig beendete. Da der Stromausfall von Dauer war, erklärte Moderator Klaus Bürger den Plattdeutsch-Abend, dessen Programm wie immer aus Geschichten, Liedern und Gedichten bestand, gegen 21 Uhr für beendet. Die mehr als 40 Besucher der traditionellen Erzählstube, so in etwa die Übersetzung für Klängerstu’ef, blieben gelassen, schalteten die Beleuchtungs-Funktion ihrer Handys ein – und erzählten untereinander. Natürlich funktionierte auch die Notbeleuchtung.
Fluchtwege musste aber niemand beschreiten, der sich das Programm zuvor angesehen und angehört hatte. Qualität lieferte bereits zum Auftakt der Klinkumer Manfred Müschen mit einem Gedicht zum „Neuen Jahr“ des kürzlich verstorbenen Wegberger Altmeisters des Plattdeutschen, Karl Bertrams, mit einem guten Schuss Selbstironie, dem Müschen ein zeitgenössisches Lied mit der Gitarre folgen ließ. Das weitere Gedichte- und Geschichtenprogramm lockerten eine Serie von Winterbildern und weitere Lieder mit Gitarre und Ziehharmonika auf.
Hans-Josef Heuter vom Heimatverein Schafhausen, der Wassenberger Heimatvereins-Vorsitzende Walter Bienen und der Leiter des Heimat-Arbeitskreises Hückelhoven, Willi Spichartz, stellten der Klängerstu’ef das Projekt „Mundartatlas“ vor, an dem sich mehrere Vereine beteiligen. Auf einige Fragen der erfahrenen Wegberger Mundartler erläuterten die Gäste, dass es nicht darum gehe, dem bereits vorhandenen Fundus an regionalen Druckwerken in Atlanten-Form ein weiteres hinzuzufügen, sondern die unterschiedlichen Ausprägungen des Platts in den Ortschaften des Kreises festzuhalten. Zusätzlich soll es in Form von Video-Vorträgen festgehalten und übers Internet zugänglich gemacht werden, um die Unterschiede in der Lautmalerei zu dokumentieren – ein ambitioniertes Projekt, das vom Landschaftsverband Rheinland und Sprachwissenschaftlern unterstützt wird, auch Landrat Stephan Pusch fördere das Vorhaben.
Die Initiatoren haben Beauftragte für die Städte und Ortschaften benannt, bei denen sich Interessenten melden können, die eigene Geschichten, Lieder, Gedichte und Sprichworte beitragen können. Den Zeitrahmen für die Umsetzung setzten die Heimatkundler auf das ganze Jahr 2023, Zeitpuffer seien dabei berücksichtigt. Zwölf Mundart-Zonen ermittelten die Projektmitarbeiter bisher. Die geplanten Medien, eine Druckbroschüre mit etwa 140 Seiten und die Filme für eine Homepage, werden für die Bürger kostenlos sein, der Finanzierungsbedarf liegt laut der Projektgruppe bei 150.000 Euro. Professionelle Unternehmen sollen die Erstellung und Begleitung vornehmen, dazu gehöre beispielsweise auch die hochdeutsche Übersetzung als Untertitel in den Filmen.
Auch die frühere Mundart-Zeitschrift „Oos Platt“ (Unser Platt), 2014 eingestellt, wird als Text-Lieferant einbezogen. Und alle Autoren ausgewählter Texte sollen diese bei Filmkamera-Aufnahmen auch vortragen, bei Verstorbenen werden mit der jeweiligen Platt-Varietät vertraute Heimatfreunde die Darstellung übernehmen. Hauptziel des gesamten Unternehmens ist der lebendige Erhalt und die Weitergabe der lokalen Mundarten.
Ansprechpartner des Projekts sind für Wegberg und Erkelenz: Wilfried Mercks, Oidtmannhof 74, 41817 Erkelenz, Tel. 02431 7971, E-Mail: wilfried@mercks.de. Er wird dabei unterstützt vom Historischen Verein Wegberg, Heimatverein Wegberg-Beeck sowie den Aktivisten von der Klängerstu‘ef, Manfred Müschen, Klaus Bürger und Josef Bertrams; Ansprechpartner sind zudem die Vorsitzenden Hermann-Josef Heinen und Georg Wimmers.
