Mönchengladbach Sommerloch-Tiere gegen Rechts

Kreis Heinsberg · Heute schlägt Hastenraths Will einen Bogen von der Sommerloch-Anakonda in Willich zu den Wutbürgern in Sachsen.

 Hastenraths Will erklärt die Welt Serie Kolumne

Hastenraths Will erklärt die Welt Serie Kolumne

Foto: Macharski

Männer, die vom Klo zurückkommen, behaupten ja schon mal gern, sie hätten eine Anakonda gesehen, aber meist ist das pure Angeberei. Eine Ausnahme stellt der einsame Angler dar, der letzte Woche eine ebensolche gewaltige Schlange in ein See in Meerbusch entdeckt hat. Gerade noch rechtzeitig, denn um ein Haar wäre 2018 das erste Sommerloch ohne dazugehöriges Tier geworden. Ich erinnere nur an schillernde Namen wie Känguru Manny, Kaiman Sammy oder Killerwels Kuno. Die Schlange aus Meerbusch hat noch kein lustiger Name, was wohl dadran liegt, dass „Anakonda“ eh schon nach Vor- und Nachname klingt. Wie es sich für Sommerloch-Tiere gehört, ist natürlich auch dieses Exemplar völlig harmlos. Die Behörden sagen: Sollte die Würgeschlange sich um ein Hals wickeln, dann will die nur spielen. Das Wichtigste am Auftauchen von die drollige Seeschlange kurz vor Sommerlochende aber ist, dass dadurch zumindest teilweise verhindert wird, dass die Schlagzeilen nur noch von Vorfälle dominiert werden, die unser Glauben an ein funktionierender Rechtsstaat erschüttern. Was sich nämlich derzeit in Sachsen abspielt, ist nicht weniger als eine Schande. Ein rechter Mob in Chemnitz macht Jagd auf Menschen und die Polizei steht unterbesetzt und hilflos daneben. Andererseits – wo soll das Personal in Sachsen auch herkommen? Die meisten Beamten hatten sich wahrscheinlich freigenommen, für privat am Aufmarsch teilzunehmen. So wie kürzlich in Dresden, wo ein LKA-Mitarbeiter mit schwarz-rot-goldener Aluhut bei Pegida mitläuft und seine eigenen Arbeitgeber als „Volksfahrräder“ beschimpft. Dass der Mann dabei auch noch aussieht wie Inspektor Clouseau im Mallorca-Urlaub, beweist im Grunde zwei Dinge: Zum einen, dass der Fachkräftemangel in Deutschland besorgniserregend ist und zum anderen, dass nicht die Integration von Ausländer unser größtes Problem ist, sondern die Integration von sächsische Wutbürger ins demokratische Gemeinwesen.

Euer Hastenraths Will

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