Matthias Eickels aus Wegberg Langer Leidensweg endete im KZ Dachau

Wegberg · Zum 80. Todestag von Matthias Eickels erinnert Stadtarchivar Thomas Düren an den Wegberger, der sich dem NS-Regime widersetzte. Als Katholik lehnte Eickels die menschenverachtende Weltanschauung der Nazis ab.

Dieses Foto zeigt den gebürtigen Klinkumer Matthias Eickels vermutlich in den 30er Jahren.

Dieses Foto zeigt den gebürtigen Klinkumer Matthias Eickels vermutlich in den 30er Jahren.

Foto: Stadtarchiv Wegberg

Matthias Eickels, geboren am 15. Dezember 1887 in Klinkum bei Wegberg, war das jüngste von acht Kindern. Er lernte und arbeitete zunächst als Schuhmacher. 1913 wurde er Eisenbahner. 1916 heiratete er Anna Heinrichs aus Klinkum. 1931 wurde er Reichsbahnassistent, ab 1933 war er am Bahnhof Wegberg beschäftigt. Mit seiner Frau und vier Kindern wohnte er in Beeckerheide, Lindenstraße 52. Schon ab 1933 geriet er als bekennender und guter Katholik in Opposition zu den örtlichen Befürwortern des Nationalsozialismus, denn er lehnte dessen menschenverachtende Weltanschauung offen ab.

Ab 1935 verdichteten sich die Schwierigkeiten mit den NS-Machthabern. Die Familie war sich in ihrer Ablehnung des NS-Regimes einig. Man weigerte sich, für NS-Organisationen zu spenden oder dort beizutreten. Der älteste Sohn Josef, mittlerweile 17 Jahre alt und Schüler des Gymnasiums in Erkelenz, war aktiv in örtlichen katholischen Jugendvereinigungen, dem Jungmännerverein und der Pfadfinderschaft St. Georg.

Anfang 1935 wurde Matthias Eickels mehrfach zur Kreisverwaltung in Erkelenz zum Verhör vorgeladen. Er war von einem Lehrer aus Busch bei Wegberg, dem Zellenleiter der NS-Volkswohlfahrt, als Volksschädling und Saboteur denunziert worden. Die Anschuldigungen, mit denen er konfrontiert wurde, konnte er widerlegen, doch der Aufforderung, seinem Sohn die Arbeit in der katholischen Jugend zu verbieten, kam er nicht nach und blieb bei seiner Ablehnung des NS-Regimes. Auch sein Sohn hielt dem Druck von Lehrern, Mitschülern und Öffentlichkeit stand, blieb den katholischen Jugendverbänden treu und der Hitlerjugend fern.

Mit seiner Frau Anna und den vier Kindern lebte der Eisenbahner an der Lindenstraße 52 in Beeckerheide.

Mit seiner Frau Anna und den vier Kindern lebte der Eisenbahner an der Lindenstraße 52 in Beeckerheide.

Foto: Stadtarchiv Wegberg

Die Kreisleitung der NSDAP forderte von seiner vorgesetzten Behörde, der Reichsbahndirektion, seine Strafversetzung, ja sogar die Umsiedlung der Familie. Der Forderung zur Strafversetzung wurde stattgegeben und Matthias Eickels am 19. Juli 1935 nach Krefeld-Linn strafversetzt, fast 40 Kilometer von seiner Familie entfernt. Diese konnte er durch Schichtdienst und die Entfernung kaum noch sehen. Stattdessen musste er mit einem Quartier im Bahnhof Hohenbudberg vorliebnehmen. Häufig war er Schikanen ausgesetzt. Seine Bitten um eine Arbeitsstelle näher zu seiner Familie wurden konsequent abgewiesen. Sein Sohn Josef wurde kurz vor dem Abitur am 30. September 1936 von der Schule verwiesen, begründet mit seiner Betätigung in der katholischen Jugend.

1938 wurde Matthias Eickels nach Hückelhoven-Baal versetzt. Ungünstige Bahnverbindungen zwangen ihn, mit dem Rad dorthin zu fahren, was zwei Stunden in Anspruch nahm. Eine für 1940 anstehende Beförderung zum Reichsbahnsekretär wurde ihm trotz einwandfreier dienstlicher Beurteilung verweigert. Die jahrelangen physischen und psychischen Belastungen machten ihn schließlich so krank, dass er im Oktober 1940 dienstunfähig und am 10. November 1941 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde.

Bald darauf, im Januar 1942 wurde er aus der NS-Volkswohlfahrt ausgeschlossen, was seine Familie noch mehr in Bedrängnis brachte. All dies konnte ihn nicht in seiner Aufrichtigkeit und seinem festen Glauben erschüttern. Körperlich schwer angeschlagen, blieb er geistig ungebrochen. Am 18. März 1942 wurde er bei einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo verhaftet. Anna Eickels: „Bei einer Haussuchung, die aus dem Grund stattfand, dass in unserem Hause die katholische Jugend Zusammenkünfte habe, erfuhr diese, dass in unserem Hause der katholische Religionsunterricht stattfinde.“ Bei der Durchsuchung fanden sich Abschriften der Predigten von Clemens August Kardinal von Galen, dem „Löwen von Münster“.

Sein Sohn Josef, inzwischen als Soldat eingezogen, konnte ihn am 8. Juni 42 im Gefängnis in Aachen noch einmal für zwanzig Minuten sehen. Kurz darauf, am 26. Juni 1942, wurde Matthias Eickels in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Dort ging sein Leidensweg am 10. Dezember 1942 zu Ende. Er wurde 54 Jahre alt. Anna Eickels erhielt die Nachricht vom Tod ihres Mannes mit einem Schreiben aus Dachau vom 15. Dezember 1942, dem Tag seines Geburtstages. Noch bis zum Zusammenbruch des NS-Regimes wurde sie von der Gestapo überwacht.

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