Lesung im Merbecker Friseursalon Leidenschaftliche Autoren mit Haut und Haar

MERBECK · Die „Siebenschreiber“ begeisterten mit ihrem neuesten Streich: Für den Salon Hanraths ließen sie sich „haarige“ Geschichten einfallen.

 Ganz individuelle Geschichten rund ums Haar: Die Siebenschreiber, hier Annleise Baatz, lesen im Friseursalon Hanraths.

Ganz individuelle Geschichten rund ums Haar: Die Siebenschreiber, hier Annleise Baatz, lesen im Friseursalon Hanraths.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Schon ein Jahrzehnt lang bilden sie ein erfolgreiches Septett – alle erzählen ihre eigenen Geschichten, haben einen distinktiven Stil, doch vor allem gemeinsam schaffen sie mit ihren niedergeschriebenen Worten ein Netz aus detaillierten Weltausschnitten, Einblicke in das Leben und Denken ihrer Figuren. Die Rede ist von der Wegberger Autorengruppe „Siebenschreiber“, die sich ihrer kreativen Leidenschaft mit Leib und Seele verschrieben hat. Wie vielseitig ihr Schaffen ist, stellten sie nun einmal mehr unter Beweis: Bei einer besonderen Lesung im Merbecker Friseursalon von Johanna Hanraths drehten sich die Beiträge der Autoren dieses Mal rund um die menschliche Haarpracht.

Zu sechst präsentierten sie allerlei Haarspaltereien – Cora Imbusch, die Siebte im Bunde, war verhindert. Den Einstieg meisterte Anneliese Baatz mit einer charmanten Familiengeschichte, in der der junge Sohn sich wundert, warum Tante Miriam angeblich Haare aus dem Mund wachsen. Annemarie Lennartz ließ ihre Protagonistin Anke einen Tag voller unglücklicher Wendungen durchleben, bevor Günter Arnolds die gebannten Zuhörer mit kriminellen Machenschaften konfrontierte und seine Ermittler Metzger und Landwehr auf ein haariges Verbrechen mit Lokalkolorit ansetzte: Mordverdacht nach einem Haarfund im Wald. Die Auflösung seines Kurzkrimis sorgte nicht nur für Staunen und Lachen im Publikum, sondern zog auch das Lob der fachkundigen Salonbesitzerin auf sich: „Mir war nach den ersten Hinweisen klar, worauf die Geschichte hinausläuft, das war außerordentlich gut recherchiert“, sagte Johanna Hanraths.

Inga Lücke rezitierte ihr Gedicht, in dem eine Braut vor ihrer Hochzeit noch dringlichst einen Friseurtermin sucht. Peter Schmidt begann mit dem Erfahrungsbericht eines Schriftstellers, bevor er ein Ehepaar in misstrauischen Streit verfallen ließ – schließlich verbringt doch kein Mensch drei Stunden beim Friseur, da liegt doch die Vermutung nahe, dass die Frau in dieser Zeit einen Seitensprung begeht. Einen gelungenen Schlusspunkt setzte Renate Müller mit ihrer Liebesgeschichte, die mit einer ebenso kuriosen wie unerwarteten Wendung endete.

Die Autorengruppe war zum ersten Mal im Salon von Johanna Hanraths zu Gast. Peter Schmidt ist dort Kunde, so entstand zwischen ihm und der Inhaberin die Idee zum Leseabend im außergewöhnlichen Ambiente. Die „Siebenschreiber“ bezogen ihre Texte auf die Umgebung, doch sie fielen so vollkommen unterschiedlich aus, wie ihre Autoren selbst es sind. „Das ist die grundlegende Idee, die Variabilität ist gewissermaßen unser Aushängeschild“, erklärte Günter Arnolds.

Vor zehn Jahren lernten sie sich bei einer Schreibwerkstatt in Wegberg kennen und bildeten sich autodidaktisch weiter, nachdem sich die zwei Kurse nach etwa eineinhalb Jahren auflösten. Der harte Kern, der dem Schreiben treu bleiben wollte, kreiert seitdem in dieser Besetzung neue Schriftstücke, ab und zu mit neuen Coaches, aber meist auf eine eigene Weise. Über die Jahre sind die sieben Schriftsteller viel mehr geworden als Schreibpartner, sie verbindet eine feste Freundschaft, die über ihre gemeinsame Leidenschaft hinausgeht. So verbrachten die „Siebenschreiber“ kürzlich ihren Urlaub zusammen, doch auch da durfte das Schreiben nicht fehlen – ein Aufenthalt im Literaturhotel und Schreibworkshops waren ganz selbstverständlich.

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