Kommunalwahl 2020 in Wegberg Licht und Schatten in Stocks Bilanz

Wegberg · Analyse Michael Stock ist der einzige SPD-Bürgermeister im Kreis Heinsberg. Der 43-Jährige möchte wiedergewählt werden. Die Bilanz seiner Amtszeit fällt durchwachsen aus. Der harte Sparkurs und die Konstellation im Rat der Stadt Wegberg setzen enge Grenzen.

 Michael Stock (SPD) ist seit 2014 Bürgermeister der Stadt Wegberg. Der 43-Jährige tritt erneut an und möchte wiedergewählt werden.

Michael Stock (SPD) ist seit 2014 Bürgermeister der Stadt Wegberg. Der 43-Jährige tritt erneut an und möchte wiedergewählt werden.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)/Knappe, Jörg (knap)

Michael Stock ist gerne Bürgermeister der Stadt Wegberg. Bei den Kommunalwahlen am 13. September möchte der einzige SPD-Verwaltungschef im Kreis Heinsberg wiedergewählt werden. Weil Wegberg vor seiner Amtszeit lange über die Verhältnisse gelebt hat, gilt seit 2015 ein Haushaltssicherungskonzept. Größere Fettnäpfchen ließ Stock im Gegensatz zu seinem Vorgänger aus. Allerdings vermissen viele Bürger entscheidende Impulse, wie sie etwa durch den Masterplan hätten entstehen können. Stocks Widersacher Marcus Johnen, Bürgermeisterkandidat der CDU, tritt mit dem Slogan „Wegberg kann mehr“ an.

Mit Blick auf die politischen Kräfteverhältnisse ist die Konstellation im Rat der Stadt Wegberg keine einfache: Verwaltungschef Stock gehört der SPD an, stärkste Fraktion im Rat ist die CDU (15 Sitze). Es folgen die SPD (9), FDP, Grüne und die Wählergemeinschaft Aktiv für Wegberg (AfW) mit je drei Sitzen, die Freien Wähler mit zwei Sitzen sowie die fraktionslose Ratsfrau Annette Dahmen-Langela (Linke).

 Neue Schilder: Seit 2018 ist Wegberg offiziell die „Mühlenstadt“.

Neue Schilder: Seit 2018 ist Wegberg offiziell die „Mühlenstadt“.

Foto: Stadt Wegberg

Finanzen Stocks Amtszeit ist geprägt vom Haushaltssicherungskonzept. Es hat zum Ziel, dass Wegberg spätestens 2024 keine neuen Schulden mehr macht. Vor Stocks Amtszeit, von 2012 bis 2014, hatte die Stadt verspätete oder fehlerhafte Haushalte vorgelegt, Jahresabschlüsse fehlten. Diese Missstände stellte Stock ab. Zwischen 2015 und 2019 baute Wegberg Schulden in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro ab. Doch weil in dieser Zeit zu wenig Geld investiert wurde, stehen in den kommenden Jahren größere Ausgaben wie der Bau der neuen Feuerwache (9,1 Millionen Euro) und millionenschwere Investitionen ins Kanalnetz an. Schon jetzt ist klar, dass es 2021 Steuererhöhungen geben soll. 2024 könnten die nächsten folgen. Die Stadt steuert nach eigener Finanzplanung auf eine Rekordverschuldung in Höhe von 64 Millionen Euro (Ende 2022) zu. Da sind die aktuellen Belastungen durch die Corona-Krise noch nicht eingerechnet.

 Der Tourismus ist ein wichtiges Standbein für Wegberg. 

Der Tourismus ist ein wichtiges Standbein für Wegberg. 

Foto: Knappe, Jörg (jkn)/Knappe, Jörg (knap)

Digitale Infrastruktur Nach seinem Amtsantritt 2014 konzentrierte sich Michael Stock darauf, die Breitbandversorgung der Stadt in Partnerschaft mit der Deutschen Glasfaser möglich zu machen. Weil es Zweifel an der qualitativen Umsetzung der Tiefbauarbeiten gab, stimmte der Rat einem Gestattungsvertrag nicht zu. Die Verwaltung ermöglichte den Ausbau in den Außenorten mit Einzelgenehmigungen. Bei der Breitbandversorgung der Schulen hat Wegberg vor allem im Innenring bis heute erheblichen Nachholbedarf. In der Innenstadt wurde mit EU-Fördermitteln freies WLAN ermöglicht.

Gewerbe Bis zum Beginn der Corona-Krise waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gut, das größte Gewerbegebiet der Stadt in Wildenrath (Wegberg-Oval) ist ausverkauft. Die Planungen der Stadt hielten nicht Schritt: Die Erschließung von neuen Gewerbeflächen in Rath-Anhoven hat sich verzögert. Auf dem alten Ziegelei-Gelände in Uevekoven hat sich jahrelang nichts getan, im Juni soll der Stadtrat den Weg für ein neues Gewerbegebiet dort freimachen. Es mag an fehlenden Autobahnanschlüssen liegen oder an mangelnden Förderkulissen – bei der Entwicklung von Gewerbegebieten tat sich Wegberg auch während Stocks Amtszeit im Vergleich zu den Nachbarstädten schwer.

Vermarktung Hier hat Stock gute Arbeit geleistet: Seit 2018 ist Wegberg offiziell Mühlenstadt, der Naherholungstourismus ist ein wichtiges Standbein. Zuletzt kamen attraktive Wander- und Fahrradrouten hinzu. Mit der Eröffnung des touristischen Infopunktes im Café Longo in der Wegberger Mühle hat die Stadt mit dem neuen Pächter und dem Naturpark Schwalm-Nette eine Vereinbarung getroffen, die das touristische Angebot durch diese Anlaufstelle gewährleistet.

Vereine Wegberg ist die Stadt mit den meisten Vereinen im Erkelenzer Land. Nachdem der Pachtvertrag für das Forum abgelaufen war, übernahm die Stadt die Verantwortung für die größte Veranstaltungshalle in Wegberg, die nun als Bürgerhalle positioniert werden soll. Das birgt Chancen und Risiken zugleich. Das finanzielle Risiko ist gestiegen, anderseits gibt die Mühlenstadt ihren Vereinen nun die Möglichkeit, Versammlungen und Veranstaltungen dort anzubieten. Das Konzept hat sich während der Corona-Pandemie bereits bewährt.

Wohnbebauung Der Masterplan für den Innenringbereich war mit viel versprechenden Visionen (Neubaugebiet Gerichhausener Feld) verbunden, getan hat sich bislang wenig. Die Stadt kaufte in den vergangenen drei Jahren Wohnlandflächen an und plant nun im Maaseiker Dreieck ein neues Wohngebiet zu erschließen. Weiterentwicklungen und Verdichtungen sind in Arsbeck, Merbeck, Dalheim und Uevekoven geplant, allerdings in überschaubarem Ausmaß.

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