Neuer Kindergarten in Wegberg Waldwichtel erleben Natur mit allen Sinnen

Wegberg · Der Waldkindergarten „Die Waldwichtel“ in Asbeck-Büch ist mit drei Gruppen und 50 Kindern gestartet. Die Wichtel spielen jeden Tag in der freien Natur. Ein umgestürzter Baum zerstörte im Februar das Dach und erschwerte den Beginn.

 Eine Erzieherin spricht mit den Waldwichteln. Im Hintergrund liegt der Überrest der Tanne, die im Februar in das Gebäude gestürtzt war.

Eine Erzieherin spricht mit den Waldwichteln. Im Hintergrund liegt der Überrest der Tanne, die im Februar in das Gebäude gestürtzt war.

Foto: Ruth Klapproth

Seit einigen Wochen erobern Sonnenwichtel, die Wiesenwichtel und die Nestwichtel den Wegberger Wald. Anfang Mai wurde der Waldkindergarten „Die Waldwichtel“ in Arsbeck-Büch eröffnet, zunächst nur mit Notgruppen. Seit Ende August dürfen sich rund 50 Kinder in drei Gruppen „Waldwichtel“ nennen.

Die Sanierungsarbeiten auf dem Gelände starteten mit Hindernissen, nachdem Sturmtief „Sabine“ Anfang Februar eine fast sechzig Jahre alte Nordmanntanne entwurzelte, die in das Haus stürzte. „Zwei Tage Später haben wir in der zerstörten Eingangshalle den ersten Elternabend abgehalten“, berichtet Kindergartenleiter Holger Eilert. Mittlerweile erinnert nur noch der untere Stamm mit seinem großen Wurzelwerk an den Sturmschaden. Das Haus wurde bis Mai saniert und der Stamm ist von den Wichteln längst als natürliches Klettergerüst erobert worden.

Für Kinder von drei bis sechs Jahren gibt es zwei Gruppen, die Zweijährigen bilden eine eigene Gruppe. Rund 4.500 Quadratmeter umfasst das naturbelassene Freigelände des Kindergartens – inklusive Baumstämmen, Büschen und natürlich Matsch. Jede Gruppe hat ihren Sitzkreis aus Rugeln, kleinen, runden Baumstämmen, wo der Morgenkreis abgehalten und gefrühstückt wird. „Solche Strukturen ermöglichen es den Kindern, einen Rhythmus in ihrem Tagesablauf zu finden“, erklärt Holger Eilert. Nach dem Morgenkreis geht es in den Wald, wo die Kinder mit dem spielen, was sie in der Natur vorfinden. Im Laufe der Jahreszeiten und durch verschiedene Witterungsbedingungen verändern sich die Plätze im Wald stetig.

Die Natur mit allen Sinnen zu erleben, das ist das Ziel des Spielens im Freien. Bei jedem Wetter geht es raus in die freie Natur. „Ein Baumstamm im Wald kann heute ein Flugzeug sein und morgen die Begrenzung einer Hütte. Das unbestimmte Spielmaterial erfordert, dass die Kinder die jeweils zugeschriebenen Funktionen kommunizieren müssen, was der Sprachförderung dient“, erläutert Eilert.

Im Fokus der Natur- und Waldpädagogik liegt die Entwicklung der Kernkompetenzen: „Die Kinder erfahren sich selbstwirksam, das bedeutet, dass sie ein positives Selbstkonzept entwickeln und ihre Stärken kennen. Man muss einem Kind den Raum und die Zeit geben, zunächst den Weg zu sich zu finden und im zweiten Schritt soziale und emotionale Kompetenzen zu entwickeln, beispielsweise das Sozialverhalten im Wechsel mit dem Gegenüber und später bei einem Rollenspiel das Finden der eigenen Position in einer Gruppe“, sagt der Leiter. Durch diese Prozesse entwickeln sich Frustrationstoleranz, Kreativität und die Kinder finden ihren eigenen Zugang zu ihrer Welt. „Regeln gibt es im Waldkindergarten vergleichsweise wenige, dafür sind sie umso wichtiger. Im Wald haben wir zum Beispiel keine Zäune“, erklärt Eilert.

Nach der Zeit im Wald geht es zurück zum Kindergarten, wo gegessen wird. Die dortige Küche wird derzeit noch ausgebaut. Momentan kommt das Mittagessen frisch vom zweiten Waldkindergarten des Trägers in Wassenberg. „Wir kochen frisch, ohne Convenience-Produkte. Zusätzlich gibt es dreimal in der Woche vegetarische oder vegane Kost, einmal Fleisch und einmal Fisch“, sagt Eilert. Auf dem Gelände sollen noch ein Kräuterbeet und ein Gemüsegarten angelegt werden, damit die Kinder selbst pflanzen und ernten können.

In Wegberg fehlten Anfang des Jahres rund 250 Kindergartenplätze. Bei den Waldwichteln sind je 20 Kinder in den Gruppen der Drei- bis Sechsjährigen, bei den Zweijährigen sind es zwölf. Neun Erzieher betreuen die Wichtel. Nach acht Monaten werden die Nestwichtel in die anderen Gruppen integriert. Die Vorschulkinder bilden die letzten vier Monate vor dem Schulbeginn eine eigene Gruppe: „Sie haben in der gemeinsamen Gruppe in diesem Alter keine Lern-Vorbilder mehr. Daher wird der Tagesablauf speziell auf ihre Entwicklung neu zugeschnitten“, sagt Eilert. Geplant ist, dass sie morgens direkt im Wald starten. Erkennen wird man sie an ihren selbstgefilzten Wichtelmützen.

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