Wegberg/Beeck "KIM" sorgt für Ärger in der Pfarrei St. Martin

Wegberg/Beeck · 100.000 Euro pro Jahr muss die Pfarrei St. Martin künftig bei der Unterhaltung ihrer 40 pastoralen Gebäude einsparen. Den Löwenanteil daran soll Beeck tragen. Die Ehrenamtler sind frustriert.

 Die Kirche St. Vincentius Beeck steht auf der Roten Liste. Mitglieder des Ortsausschusses beklagen ein "nicht transparentes Verfahren".

Die Kirche St. Vincentius Beeck steht auf der Roten Liste. Mitglieder des Ortsausschusses beklagen ein "nicht transparentes Verfahren".

Foto: Michael Heckers

Das Kirchliche Immobilienmanagement, kurz KIM, sorgt für heftige Irritationen in der Pfarrei St. Martin. Zurzeit werden in nichtöffentlichen Runden innerhalb der Ortsausschüsse die Ergebnisse einer Projektgruppe präsentiert. Diese zeigen auf, wie künftig bei der Unterhaltung der 40 pastoralen Gebäude im Stadtgebiet, darunter zehn Kirchen, rund 100.000 Euro pro Jahr Instandhaltungsrücklagen gespart werden. Dabei fühlen sich besonderes die kirchlichen Ehrenamtler der früheren Gemeinde St. Vincentius Beeck ungerecht behandelt.

Die Pfarrei St. Martin muss sich mit KIM beschäftigen, weil die Kirche zunehmend an Bedeutung verliert, es immer weniger Gottesdienstbesucher und ehrenamtlich und hauptamtlich Tätige gibt sowie die Zahl der Katholiken und der Kirchensteuermittel zurückgeht. Deshalb hat das Bistum Aachen einen strikten Sparkurs angeordnet. In der Pfarrei St. Martin hat sich eine Projektgruppe gebildet, die sich in den vergangenen Wochen einen Überblick über die pastoral genutzten Gebäude und deren Zustand verschafft und in enger Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und dem Pfarrgemeinderat ein Einsparkonzept erarbeitet hat.

Bedingt durch die Vorgabe des Bistums Aachen werden für rund ein Drittel des Gebäudevolumens bei anstehenden Reparaturen zukünftig keine Fördermittel mehr gezahlt. Für die Pfarrei St. Martin bedeutet das: Statt bisher rund 300.000 Euro stellt das Bistum Aachen künftig nur noch rund 200.000 Euro pro Jahr an Instandhaltungsrücklagen zur Verfügung. 100.000 Euro müssen demnach in der Pfarrei jährlich gespart werden. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass pastorale Gebäude geschlossen werden.

Das von der Projektgruppe erarbeitete Konzept sieht nach Informationen unserer Redaktion vor, dass rund 30 Prozent der Einsparsumme in Höhe von insgesamt 100.000 Euro pro Jahr die frühere Pfarre St. Vincentius Beeck, wozu bis zu ihrer Auflösung zum 1. Januar 2013 noch die Filialen Holtum mit der Wallfahrtskapelle Mariä Heimsuchung und Kipshoven mit der Heilig-Kreuz-Kapelle zählten, schultern soll. Die Einsparsummen für die einzelnen Filialkirchen in der Pfarrei St. Martin sind höchst unterschiedlich: Während in Beeck von rund 30.000 Euro jährlich die Rede ist, ist für die frühere Gemeinde St. Peter und Paul (Wegberg Innenstadt) eine Einsparsumme von jährlich 228 Euro angesetzt. Mitglieder des Beecker Ortsausschusses halten aber nicht nur das für ungerechtfertigt, sie stören sich vor allem an dem aus ihrer Sicht nicht transparenten Verfahren, das zu diesem Ergebnis geführt hat. Wegbergs Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran habe alleine die Zusammensetzung der Projektgruppe bestimmt, und das gesamte Verfahren laufe "unter strengster Geheimhaltung". Tran habe die Ergebnisse so lange verheimlicht, bis die Genehmigung aus Aachen vorlag, lautet der Vorwurf. Die Mitglieder des Ortsausschusses Beeck hätten sich gewünscht, sich gegenseitig auszutauschen und zu beraten. Stattdessen seien sie nun, weil sie keinerlei Mitspracherecht hatten, vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Kirchenrechtlich sei diese Vorgehensweise nicht zu beanstanden. Doch ein fairer Umgang mit Ehrenamtlern sehe anders aus, sagen sie. Manche sind offenbar so frustriert, dass sie kurz davor sind, die Brocken hinzuwerfen.

Dass die Beecker Kirche jetzt auf der sogenannten Roten Liste gelandet ist, tut nach Meinung eines Pfarrgemeinderatsmitglieds kund, dass der betroffene Kirchenraum in Beeck in den Planungen der Pfarrei St. Martin als "pastoral nicht mehr benötigt" angesehen werde. Damit sei absehbar, dass spätestens in zehn Jahren die Frage gestellt wird, zu welchen anderen Zwecken die Beecker Kirche oder zumindest Teile von St. Vincentius genutzt werden können.

Pfarrer Tran möchte sich zum KIM-Prozess in der Pfarrei St. Martin zurzeit nicht äußern. "Ich bin mir bewusst, dass dieser Prozess schmerzhaft sein wird. Der Kopf mag die Notwendigkeit von KIM sehen, aber das Herz tut sich schwer, weil man sich nicht verantwortlich fühlen will, etwas aufzugeben, was die Vorfahren mühvoll aufgebaut haben", hatte er in der März-Ausgabe des Pfarrbriefes geschrieben. Jetzt wird er zunächst die Ergebnisse der Projektgruppe "in vernünftiger Weise vorstellen", kündigt Pfarrer Tran gegenüber unserer Redaktion an. Das brauche noch Zeit, denn er werde dabei planmäßig vorgehen, so, wie es in den Gremien besprochen worden sei. Für die Sommerferien habe er bewusst keine Termine anberaumt, weil dann viele Menschen im Urlaub sind. Das Verfahren könne sich deshalb noch einige Monate hinziehen. Konfrontiert mit den Vorwürfen aus Beeck, meinte der Geistliche: "Wir dürfen das Verfahren nicht nur aus der Beecker Perspektive sehen."

(RP)
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