Kabarett in der Wegberger Mühle Der Humor liegt zwischen den Zeilen

Wegberg · Kabarettist Stefan Verhasselt unternimmt in der Wegberger Mühle einen Streifzug durch die Gesellschaft. Dabei widmet er sich vor allem den Absurditäten des Alltags.

 Stefan Verhasselt sorgte mit seinem Kabarett-Programm für einen unterhaltsamen Abend in der Wegberger Mühle.

Stefan Verhasselt sorgte mit seinem Kabarett-Programm für einen unterhaltsamen Abend in der Wegberger Mühle.

Foto: Ruth Klapproth/RUTH KLAPPROTH

In der gut besetzten Wegberger Mühle erlebten Freunde des feinen Humors ein kabarettistisches Sprachbad, das sie für 100 Minuten eintauchen ließ in die Gepflogenheiten und Eigenarten unserer Gesellschaft – von der Gegenwart ausgehend bis in die 70er-Jahre. In gespannter Erwartung nahmen die Besucher schon früh ihre Plätze ein und begrüßten mit kräftigem Applaus den Künstler, auf den sie bedingt durch Corona auf längere Zeit verzichten mussten: Stefan Verhasselt begrüßte sein Publikum ebenso herzlich und vertraut.

Mit seiner Begrüßung „Guten Abend, meine Damen und Herren-Innen“ spielte er auf das im gesellschaftlichen Leben alltäglich gewordene Gendern an, „damit wir eben nicht nur männliche Bilder vor Augen haben beim Schreiben und Sprechen. Deswegen sagen wir jetzt auch Fensterputzer-Innen – und alles mit dieser Zucksekunde gesprochen“.

Andere Beispiele wurden vom Publikum in den Raum eingeworfen, denn Stefan Verhasselt verstand es immer wieder, sein Publikum direkt anzusprechen. Einer Zuschauerin empfahl er sogar ausdrücklich, das Telefonat zu führen, als plötzlich ihr Handy klingelte: „Da müssen Sie jetzt drangehen. Es könnte ja was passiert sein.“

Ein seit Längerem zu beobachtendes Kaufverhalten kam auch zur Sprache, nämlich das Wegschleppen von Sixpacks mit Sonnenblumenöl sowie das gehamsterte Toilettenpapier, „zu Hause dreilagig, auf einer Euro-Palette vierfach gestapelt“. Ein Blick in die Gesichter der Zuschauer deutete darauf hin, dass sich einige ertappt fühlten. Applaudiert wurde jedoch kräftig.

Nicht unerwähnt blieb die typisch niederrheinische Angewohnheit des Verwechselns von Fachbegriffen und Namen. „Die berühmte, immergrüne Pflanze, die Konifere, ist bei uns manchmal auch eine Ärztin: Wenn du Gürtelrose hast, geh’ mal zu der Frau Dr. Dingens. In Gürtelrose ist die eine echte Konifere.“

Es tauchten oft vergessene, aber immer noch vertraute Bilder vor dem geistigen Auge auf, als Stefan Verhasselt, der vielen neben seinem Bühnenschaffen auch als WDR-4-Moderator bekannt ist, an das gerne benutzte Wort „gut“ erinnerte: die gute Butter, der gute Anzug oder auch das gute Buch.

So spendeten die Zuschauer dem Künstler am Ende dieses erfrischenden Sprachbades einen lang andauernden Applaus mit einem Schmunzeln im Gesicht, was die Deutung nahelegt: „Ja, stimmt, genau so war es auch bei uns.“

(RP)
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