Jakob Stögbauer (15) aus Beeck Zündfunke entfacht die Liebe zum Automobil

Wegberg · Der 15-jährige Jakob Stögbauer aus Beeck ist vernarrt in alles, was vier Räder und einen Motor hat. Seit er denken kann, dreht sich seine Welt um alte Fahrzeuge. Wie er seine Leidenschaft nun zum Beruf machen will.

Der Schreibtisch von Jakob wurde aus der Karosserie eines Mercedes-Benz W 108 geformt. Am meisten haben es ihm Old- und Youngtimer angetan.

Der Schreibtisch von Jakob wurde aus der Karosserie eines Mercedes-Benz W 108 geformt. Am meisten haben es ihm Old- und Youngtimer angetan.

Foto: Stephan Vallata

Die ersten Worte, die Jakob Stögbauer über die Lippen gekommen sind, waren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit: Mama und Papa. So weit, so gewöhnlich. Direkt danach kamen dann aber auch schon: VW, Opel, Mercedes-Benz und BMW. Automarken waren beim Spracherwerb ein ganz entscheidender Faktor. Seit er denken kann, ist der 15-jährige Realschüler vernarrt in alles, was vier Räder und einen Verbrennungsmotor hat. Nicht PS-starke Supersportwagen oder seltene Luxuskarossen haben es ihm angetan, sondern ganz alltägliche Fahrzeuge, am liebsten Old- und Youngtimer. Man könnte auch sagen: Brot-und-Butter-Autos, die vor 25, 30 oder mehr Jahren das Straßenbild geprägt haben. „Alles ab Baujahr 2000 ist für mich Neuland, das interessiert mich weniger“, sagt Jakob und gerät ins Schwärmen: „Die Technik, der Charme – Ich mag alles, was alt ist und mechanisch. Autos haben für mich eine Seele, auch wenn sie ein Gebrauchsgegenstand sind.“

Wer das Zimmer des Teenagers betritt, bekommt einen unmittelbaren Eindruck davon, wie weit die automobile Liebe geht. Um die 100 Fahrzeugmodelle aller Art und in unterschiedlichen Maßstäben hat er fein säuberlich in Regalen drapiert, an einer Wand hängt eine Schalttafel zur Pkw-Beleuchtung, wie sie früher in Fahrschulen verwendet wurden. Direkt daneben lässt sich das Lehrmodell einer Scheibenbremse begutachten. Über seinem Bett hat Jakob die stilisierte Skyline seiner Lieblingsorte angebracht: Gelsenkirchen, seine Heimatstadt, sowie London und das Technikmuseum in Sinsheim, Baden-Württemberg. Das Herzstück ist allerdings der ausladende Schreibtisch, geformt aus der Karosserie eines echten Mercedes-Benz W 108, einem Vorgänger der S-Klasse, der ab Mitte der 60er Jahre gebaut wurde. Sogar die in Chrom gefassten, runden Scheinwerfer sind noch voll funktionstüchtig, der Lack strahlt cremefarben und der Bürostuhl ist in Wahrheit ein umfunktionierter Autositz.

Bei so viel Begeisterung für die Ingenieurskunst heimischer Hersteller verwundert Jakobs Berufswunsch nicht weiter: „Ich möchte Kfz-Mechaniker mit eigener Werkstatt werden, alte Autos reparieren und Ersatzteile anbieten.“ Bis er eine Ausbildung nach seinem Schulabschluss beginnen kann, wird gar nicht mehr so viel Zeit verstreichen. Bis zum Führerschein – und das ist der einzige Wermutstropfen – dauert’s allerdings noch ein bisschen länger. „Ich bin extrem ungeduldig, damit hadere ich auch etwas“, gesteht Jakob. Erstes Auto soll ein Golf der ersten Generation werden, der im Jahr 1974 auf den Markt kam. Natürlich als Schalter und am liebsten mit Stahlfelgen.

Solange muss er allerdings nicht auf einen fahrbaren Untersatz verzichten: Seit November ist er in einem Casalini M20 550 Gransport unterwegs. Das 450 Kilogramm schwere Leichtkraftfahrzeug darf er mit einem Moped-Führerschein der Klasse AM bewegen. Bei 45 Stundenkilometern ist Schluss, völlig ausreichend für den Stadtverkehr. Jakob gehört zwar nicht zur klassischen Klientel für so ein Gefährt, freut sich aber über die Möglichkeit, Fahrpraxis zu sammeln. „Das Auto ist laut, es wackelt und ruckelt, hat keine Servolenkung, aber man kommt überall trocken hin.“ Der Casalini in Britisch-Grün verfügt sogar über Extras wie eine Klimaanlage und Kunstleder-Sitze. Alle wichtigen Fakten zu dem Leichtgewicht kann der 15-Jährige im Schlaf herunterbeten: Der brummige Diesel-Motor etwa sei ursprünglich für Bagger konzipiert worden.

Wer den Zündfunken in ihm entfacht habe? Da muss Jakob gar nicht lange überlegen. „So richtig an das Thema herangeführt hat mich mein Opa.“ Der war selber passionierter Schrauber, besaß einen Bentley S1 und einen Rolls-Royce Silver Shadow. Jakob erinnert sich an Oldtimer-Treffen, die er mit seinem Großvater besucht hat, und daran, wie er ihm beim Schrauben in der Werkstatt zugeschaut hat. „Er ist neben mir der Einzige in der Familie, der diese Leidenschaft hat.“ In der digitalen Welt hingegen fühlt sich der Jugendliche so gar nicht heimisch. Sein Wissen über Automobile bezieht er zwar auch über den Youtube-Kanal „Halle 77“, doch ansonsten liest er lieber gedruckte Fachmagazine. Mit Social-Media-Plattformen wie Instagram, Tiktok und Co. kann er nicht viel anfangen.

 Einer seiner Lieblingsorte ist das Technikmuseum in Sinsheim in Baden-Württemberg.

Einer seiner Lieblingsorte ist das Technikmuseum in Sinsheim in Baden-Württemberg.

Foto: Nils Stögbauer
 Dieses Leichtkraftfahrzeug darf er schon mit 15 Jahren fahren.

Dieses Leichtkraftfahrzeug darf er schon mit 15 Jahren fahren.

Foto: Nils Stögbauer

Durchaus kritisch steht er darüber hinaus auch der Elektromobilität gegenüber, von diversen Herstellern und der Politik als die Technologie der Zukunft ausgerufen in Abkehr von fossilen Energieträgern. „Als Stadtauto für den Einkauf macht es sicher Sinn, wenn man eine Wallbox vor der Türe hat.“ E-Autos habe es bereits zu Beginn des automobilen Zeitalters gegeben, doch durchgesetzt hätten sie sich nie. Auch die vielfach angepriesene CO2-Neutralität dieser Fahrzeuge hält er für einen Trugschluss, solange der Ladestrom aus Kohlekraftwerken komme, die Umwelt für die Produktion der Batterien zerstört werde und die Ladeinfrastruktur unzureichend sei. „Der Zeitpunkt ist noch nicht perfekt dafür, E-Autos zu pushen.“

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