Wegberg Im neuen Haus der Kindheit Raum geben

Wegberg · Haus Waldquelle in Wegberg-Dalheim hat ein neues Kinderhaus. Das 1,4-Millionen-Euro-Projekt gilt als Investition in die Zukunft der Mutter-Kind-Klinik. Das neue Gebäude dient der anerkannten Erholungseinrichtung als Kindertagesstätte.

 Dr. Rolf-Gunter Quasdorff (von links), Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Vereins für Müttergenesung Mönchengladbach, Geschäftsführer Marcus Bierei und Oberkirchenrat Klaus Eberl eröffneten gestern das neue Kinderhaus (im Hintergrund) der Mutter-Kind-Klinik Haus Waldquelle in Dalheim.

Dr. Rolf-Gunter Quasdorff (von links), Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Vereins für Müttergenesung Mönchengladbach, Geschäftsführer Marcus Bierei und Oberkirchenrat Klaus Eberl eröffneten gestern das neue Kinderhaus (im Hintergrund) der Mutter-Kind-Klinik Haus Waldquelle in Dalheim.

Foto: Jürgen Laaser

Gestern war ein großer Tag in der 88-jährigen Geschichte der Evangelischen Mutter-Kind-Klinik Haus Waldquelle am Waldweg in Wegberg-Dalheim. Mit einem würdigen Festakt wurde bei strahlendem Sonnenschein das neue Kinderhaus am Rande der Erholungslandschaft des Naturparks Maas-Schwalm-Nette eingeweiht. Das neue Gebäude dient der Mutter-Kind-Klinik als Kindertagesstätte mit mehreren Gruppenräumen und Mehrzweckraum. Neben Erzieherinnen sind dort Familienpflegerinen, Ergotherapeuten und Kinderkrankenschwestern tätig.

Haus Waldquelle ist eine vom Müttergenesungswerk anerkannte Mutter-Kind-Klinik für Prävention und Rehabilitation. Träger der Einrichtung ist der im April 1952 gegründete Evangelische Verein für Müttergenesung in Mönchengladbach. Das Gebäude von Haus Waldquelle wurde im Oktober 1929 von der Friedenskirchengemeinde Mönchengladbach gekauft und dient seitdem der Jugend- und Müttererholung, anfangs mit Platz für maximal zehn Personen. Heutzutage bietet die Einrichtung Raum für 35 Mütter mit ihren Kindern. Üblicherweise dauert eine Mutter-Kind-Kur drei Wochen. Haus Waldquelle besteht aus vier Wohnhäusern und dem Kinderhaus. Zur Ausstattung zählen eine Bäderabteilung mit Sauna, eine Gymnastikhalle und ein Bewegungsbad sowie Räume zur Meditation, Entspannung und kreativen Gestaltung, Aufenthalts- und Speiseräume.

Knapp 70 Mitarbeiter sorgen dafür, dass sich Mütter und Kinder während der Kur erholen können und neue Kraft schöpfen können, um den Alltag zu bewältigen. Das Reha-Angebot von Haus Waldquelle ist heute gefragter denn je. Weil die Krankenkassen normalerweise die Kosten für die Mutter-Kind-Kur übernehmen, ist das Haus gut ausgelastet. Geschäftsführer Marcus Bierei übte am Festtag auch Kritik: Mit durchschnittlich rund 75 Euro Tagessatz, den die Krankenkassen übernehmen, sei das System unterfinanziert. Von diesen Tagessätzen müssten Unterkunft, Vollverpflegung, qualifizierte Kinderbetreuung, ein multiprofessionelles Team und fünf Stunden Therapie am Tag bezahlt werden. "Das ist erschreckend. Wir haben da noch einen großen Kampf vor uns", sagte Bierei.

Um so glücklicher schätzt sich der Evangelische Verein für Müttergenesung in Mönchengladbach, dass der rund 1,4 Millionen Euro teure Bau des neuen Kinderhauses mit 630.000 Euro vom Bundesfamilienministerium unterstützt wurde. Das war nur möglich, weil es sich bei Haus Waldquelle um eine vom Müttergenesungswerk anerkannte Einrichtung handelt. Darauf wies gestern Dr. Kirsten Soyke hin, Kuratoriumsvorsitzende der "Elly Heuss-Knapp-Stiftung Deutsches Müttergenesungswerk" und Rechtsanwältin aus Hamburg. Ihre Glückwünsche an den "Zauberer" Marcus Bierei, der alle Beteiligten "auf zauberhafte Weise" für das Projekt begeistert habe, überbrachte auch Anna Leonhardi, Geschäftsführerin des Evangelischen Fachverbandes für Frauengesundheit (EVA). Wegbergs Bürgermeister Michael Stock (SPD), dessen Mutter viele Jahre lang in der Einrichtung gearbeitet hat, sagte, dass er stolz sei, eine solch wertvolle Einrichtung in seiner Stadt zu haben. Auch Anna Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks, und Vertreter mehrerer Beratungsstellen aus dem gesamten Bundesgebiet feierten gestern mit.

Mit 102.000 Euro beteiligte sich die Fernsehlotterie (Stiftung Deutsches Hilfswerk) am Bau des neuen Kinderhauses. "Der Kindheit Raum geben" lautet das Motto. Geplant wurde das Kinderhaus vom Architekturbüro Viethen aus Erkelenz.

Oberkirchenrat Klaus Eberl kam in der Andacht auf das Gleichnis vom verlorenen Schaf zu sprechen, in dem Jesus das Bemühen eines Hirten schildert, ein verirrtes Schaf wiederzufinden, und dessen Freude, als er es wiederfindet. Wer diese Perspektive einnehme, erkenne, dass jeder Mensch gleich wichtig ist, unabhängig von sozialem Status und Qualifikation. Eberl: "Dieses Prinzip wird im Haus Waldquelle gelebt." Das neue Kinderhaus sei ein starkes Zeichen. Es zeige, dass jeder gebraucht wird. Haus Waldquelle sei eine große Hilfe für Familien, die unter Belastung und Stress zu zerbrechen drohen, sagte Eberl.

(RP)
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