Vortrag zur Zeit vor Stadtwerdung von Wegberg 1973 Bewegte Rückschau eines Zeitzeugen

Wegberg · Hans Langerbeins zeigt historische Aufnahmen aus der Zeit vor der Stadtwerdung 1973.

 Die Hauptstraße mit Blick auf die Kirche St. Peter und Paul noch mit Pferdefuhrwerken.

Die Hauptstraße mit Blick auf die Kirche St. Peter und Paul noch mit Pferdefuhrwerken.

Foto: Historischer Verein Wegberg

Der ehemalige Vorsitzende des Historischen Vereins Wegberg, Hans Langerbeins, war mit vielen Ereignissen und Orten seines Lichtbildvortrags „Als es noch keine ‚Stadt Wegberg‘ gab“ aufgrund eigener Erinnerungen emotional verbunden. Selber Jahrgang 1931, hatte er dazu viel aus eigener Erfahrung zu erzählen. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Stadtwerdung 1973 reichte vor allem die Zeit seiner Betrachtungen.

Die ursprünglichen Dias stammten aus dem Wegberger Stadtarchiv, gehörten dem Historischen Verein und kamen aus Hans Langerbeins Besitz. Sie wurden digitalisiert, und der jetzige Vorsitzende Hermann-Josef Heinen bereitete sie wiederum für die Präsentation in der Wegberger Mühle vor.

Mehr als 60 Besucher kamen, um dem Vortrag zu lauschen und teils bekannte, auch inzwischen verschwundene Gebäude und Einrichtungen sowie damalige Persönlichkeiten anzusehen. Schwerpunkte lagen auf Hauptstraße, Tüschenbroicher Straße, Rathaus und Kirche. Mit einem Kartenausschnitt von 1820 stellte Hans Langerbeins nach Begrüßung durch Hermann-Josef Heinen „den kleinen Ort namens Wegberg“ vor. Zu dieser Zeit existierte der bereits 800 Jahre und mehr.

„Die Struktur der Innenstadt ist wie heute, Bahnhofstraße und Maaseiker Straße sind zu erkennen“, legte er dar. Auch hundert Jahre später hatte sich wenig geändert. Doch war die Bahnlinie dazu gekommen. Ende der 1940er Jahre waren zusätzlich bereits Bahnhof, Krankenhaus, Burg und Amtsgericht gebaut. Der Referent vollzog des Weiteren mit Bildmaterial und Erzählungen die Veränderungen in den einzelnen Straßen sowie rund um Kirche und Rathaus nach. So war in der Hauptstraße das Alte Rathaus an der Stelle des heutigen Brunnens zu sehen. Zur Besetzung durch belgische Soldaten nach dem Ersten Weltkrieg zitierte er Augenzeugen Josef Baltes. Es fuhren in den 1920er Jahren Pferdefuhrwerke, und sieben Lokale gab es. Und „bei starkem Gewitter oder Schneeschmelze trat der Beeckbach über das Ufer und die Hauptstraße stand unter Wasser.“ Ab den 1950er Jahren zeugten Fotos von Zeiten, in denen dort durch Wochenmärkte und Straßenverkehr Betrieb war. An der Tüschenbroicher Straße war beispielsweise der Saal des ersten größeren Hotels – das „Hotel zum Schwanen“ – Veranstaltungsort für Kirchenmusik und Theater. Und Aufnahmen und kolorierte Postkarten zeugten im Bereich rund um Kirche und Rathaus von Entwicklungen im Laufe der Jahrzehnte.

Gab es zunächst das Hotel „Wegberger Hof“ neben dem „Rasthaus zur Post“ hieß es später „Hotel zur Post“. Hans Langerbeins besuchte selbst ab 1938 die Volksschule – die älteren Mädchen gingen damals zur benachbarten Mädchenschule, die an Stelle der heutigen Sparkasse stand. Furcht und Lücken im Lernstoff brachten dann die politischen Ereignisse ab Ende der 1930er Jahre mit sich: Es waren Pferde und Soldaten in der Stadt zu sehen. Bei der Familie Langerbeins wurden auch drei Soldaten einquartiert. Zu dieser Zeit üblich war etwa der „Tag der Wehrmacht“ – so nahmen Militärs zum gegenseitigen besseren Kennenlernen Einwohner bei Schlauchbootfahrten auf dem Tüschenbroicher Weiher mit. Baulich stark verändert wurde zudem der ehemalige Pfarrgarten vor dem Kloster: Er wurde in den 1930er Jahren für den Bau des neuen Rathauses, das 1937 fertig gestellt war, eingeebnet.

In den 1970er Jahren wurden Pläne geschmiedet, und der Stadtwerdung Wegberg stand kaum noch etwas im Wege, schloss Referent Hans Langerbeins seine ergreifenden Erzählungen.

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