Serie: Sie zogen in die Welt hinaus Wissenschaftskarriere bis zum Professor

Wegberg/Hamburg · Harald Heinrichs schloss an den Besuch des Maximilian-Kolbe-Gymnasiums Auslandsaufenthalte und Forschungstätigkeiten an.

 Professor Harald Heinrichs vor einem Jahr bei einem Vortrag in der Wegberger Mühle.

Professor Harald Heinrichs vor einem Jahr bei einem Vortrag in der Wegberger Mühle.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Die Neugierde auf die große, weite Welt wurde bei Harald Heinrichs im zehnten Schuljahr geweckt: Damals verbrachte er sechs Wochen an der Concord High School in New Hampshire, USA, der Partnerschule des von ihm in Wegberg besuchten Maximilian-Kolbe-Gymnasiums.

„Das Leben in der Gastfamilie, der amerikanische Lebensstil, der Besuch in Boston und Ausflüge in die filmreife Natur von New Hampshire waren prägende Erfahrungen“, erzählt er rückblickend, „die Erkundung der Welt wurde danach zu meinem Lebensziel.“ Hauptsächlich in der Wissenschaft machte er später bis zum Professor Karriere – das Reisen hält er nach wie vor bei.

 Harald Heinrichs verbrachte seine Kindheit in Klinkum und Bissen bei Wegberg.

Harald Heinrichs verbrachte seine Kindheit in Klinkum und Bissen bei Wegberg.

Foto: Harald Heinrichs

„Die Reise durch das Leben und die Welt“ begann bei ihm mit einer sorglosen und glücklichen Kindheit und Jugendzeit. Zunächst im Ortsteil Klinkum und anschließend in Wegberg-Bissen ist er aufgewachsen. Diese Lebensphase war geprägt von Sport, Klavier spielen und Abenteuern in der Umgebung. „Insbesondere die Zeit am Maximilian-Kolbe-Gymnasium habe ich in guter Erinnerung“, sagt er, „als durchschnittlicher Schüler allerdings weniger wegen des Unterrichts, sondern viel mehr wegen eines unternehmungslustigen Freundeskreises – nicht immer nur zur Freude unserer Lehrerinnen und Lehrer.“

Nach dem Zivildienst im Aachener Klinikum ging er für ein Jahr nach Costa Rica und lernte Land, Leute, Kultur, Natur und zu seinem persönlichen Glück seine heutige Ehefrau kennen. Als freiwilliger Mitarbeiter in Umweltschutz-Organisationen fand Harald Heinrichs auch zu seinem beruflichen Lebensthema: Die enormen Herausforderungen, die Umweltprobleme vom Artensterben bis zur Meeresvermüllung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringen und die Suche nach intelligenten Lösungsansätzen für eine nachhaltige Entwicklung treiben ihn seitdem um. „Wenn man einmal die große Meeresschildkröte, die wir in einem Schutzprojekt betreuen duften, bei der Eiablage am Strand aus nächster Nähe beobachtet und sich dabei bewusst macht, dass Plastikmüll und illegale Fischereipraktiken ihr Überleben bedrohen, dann wird einem schnell klar, dass unsere Wirtschafts- und Lebensweise der Anpassung bedarf, um unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt zu hinterlassen“, betont Harald Heinrichs.

 Harald Heinrichs im Jahr 1998 zur Karnevalszeit.

Harald Heinrichs im Jahr 1998 zur Karnevalszeit.

Foto: Harald Heinrichs

Die Studienzeit im westfälischen Münster ermöglichte ihm, den Horizont nicht nur durch das Lesen von Fachbüchern zu erweitern, sondern in den Semesterferien in zweimonatigen Reisen durch Afrika, Südamerika und Asien seine Endeckerlust auszuleben. Die Möglichkeit zur Promotion ergab sich nach dem Studium am Forschungszentrum in Jülich. Dabei zog es ihn wieder ins Ausland und er verbrachte ein Forschungsjahr in Boston, USA, um die Politikberatung im Umweltbereich im Vergleich zu Deutschland zu untersuchen. „Dabei merkte ich, dass die Wissenschaft ein idealer Arbeitsbereich ist, wenn man interkulturell interessiert ist“, berichtet der 47-Jährige, „Wissenschaft ist eine internationale Bewegung.“

 1993 war Hans Heinrichs in Afrika unterwegs.

1993 war Hans Heinrichs in Afrika unterwegs.

Foto: Harald Heinrichs

Die Lebensreise führte ihn 2004 zu einer Professur zum Thema Nachhaltigkeit, Politik und Gesellschaft an der Universität Lüneburg. Bevor er sich 2009 endgültig für die Wissenschaft entschied, hatte er noch die Möglichkeit, für ein Jahr als Nachhaltigkeitsmanager der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG viel über die (globalisierte) Welt der Wirtschaft zu lernen und einen Beitrag zum Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement zu leisten.

„Seit nunmehr fast zehn Jahren leben meine Frau und ich mit unserem neunjährigen Sohn im wunderschönen Hamburg, das damit nach den ersten 18 Lebensjahren in Wegberg die bislang zweitlängste Station für mich darstellt“, erläutert Heinrichs. Hamburg sei aber bekanntermaßen das „Tor zur Welt“: In diesem Sinne nutze er immer wieder Gelegenheiten, über Konferenzen und längere Forschungsaufenthalte wie in Tokio, Santiago de Chile, Seoul oder St. Petersburg, aber auch durch private Reisen, die Vielfalt und Buntheit der Welt zu erleben.

„Auch wenn Hamburg inzwischen zur echten Wahlheimat geworden ist, wird man sehen, wohin der Weg noch führt: Von Wladiwostok bis Wegberg, von Edinburgh bis Erkelenz – die Welt ist groß und vieles ist möglich.“ Hin und wieder hält er sich beruflich auch in heimatlicher Gegend auf. Nach einem öffentlichen Auftritt in Erkelenz hatte er beispielsweise im vergangenen Jahr auf Einladung des „Aktionskreises Wegberger Mühle“ (AWM) einen Vortrag unter dem Titel „Mit Tradition in die Zukunft – Teilen im ländlichen Raum“ in der Wegberger Mühle gehalten: Darin stellte er die Chancen heraus, die das Prinzip der Sharing Economy des Leihens, Tauschens und Teilens mit sich bringt.

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