Forstwirtschaftsplan So steht es um die Wälder in Wegberg

Wegberg · Viele Bäume haben den trockenen Hitzesommer nicht überlebt oder sind sichtbar krank. Im Forstwirtschaftsplan für das Jahr 2023 erklärt Revierförster Claus Gingter, warum sich eine rasche Wiederaufforstung schwierig gestaltet.

Diese abgestorbenen Bäume befinden sich etwa 500 Meter hinter der Dalheimer Mühle Richtung Rödgerbahn. Die lange Dürreperiode hat den Wegberger Wäldern zugesetzt.

Diese abgestorbenen Bäume befinden sich etwa 500 Meter hinter der Dalheimer Mühle Richtung Rödgerbahn. Die lange Dürreperiode hat den Wegberger Wäldern zugesetzt.

Foto: Armin Jackels

Der zurückliegende Sommer war bundesweit geprägt von Hitzerekorden, historischer Trockenheit, ausgetrockneten Flussläufen und zahlreichen Waldbränden. Bereits im August meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD): „Der Sommer 2022 war in Deutschland der sonnigste, sechsttrockenste und gehört zu den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn.“ Diese ungünstigen Rahmenbedingungen haben sich auch auf den Waldbestand der Stadt Wegberg ausgewirkt, wie Claus Gingter, Revierförster im Forstbetriebsbezirk Wassenberg des Regionalforstamtes Rureifel-Jülicher Börde, im Forstwirtschaftsplan für das kommende Jahr eindringlich darlegt.

Auffallend sei, dass neben Altbuchenbeständen nun auch weitere Baumarten wie Eiche, Esche, Kirssche und selbst Kiefern im Raum Wegberg  Trockenschäden aufzeigen würden – deutlich sichtbar in Form trockener Kronen, Sonnenbrand und der geschädigten Rinde, aber auch durch Insekten- und Pilzbefall. „Da die meisten Altbuchen direkt an öffentlichen Verkehrsflächen angrenzen, ist hier ein Handeln im Sinne der Verkehrssicherungspflicht vorgegeben“, formuliert Claus Gingter. Entlang der Bundesstraße 221 nördlich von Arsbeck zum Beispiel mussten bereits Anfang des Jahres absterbende Bäume gefällt werden. Die Situation wird auch in Wegberg selbst deutlich: Im Stadtpark etwa waren mehrere Eichen nicht mehr zu retten, weil sie von einem Pilz befallen waren. An der Beecker Straße und auf dem Friedhof in Arsbeck überlebten eine Baumhasel sowie zwei Birken die Dürreperiode nicht.

Die Crux an der Sache laut Revierförster Gingter: „Nach dem jetzigen Stand hängt jede Neuaufforstung von der Bodenfeuchte der Waldflächen im Frühjahr ab.“ Bleibe diese unbeachtet, bestehe ein hohes Risiko, dass Neupflanzen absterben und sich eine entsprechende Investition nicht rentiere. „Die forstliche Wiederbewaldung ist ein Marathonlauf und kein Kurzstreckenrennen“, so Gingter. Erschwerend hinzu komme eine „extreme Verteuerung der Forstpflanzen am Markt“. Dieser Umstand mache eine „natürliche Verjüngung“ durch Ebereschen, Sandbirken oder Aspen umso bedeutsamer. „Auch wenn wir nicht gezielt aufforsten können, stellt sich manchmal diese Verjüngung ein und ermöglicht es mir dann, diesen Bestand gezielt aufzuwerten oder ganz zu übernehmen.“

Ein weiteres Problem hat der Revierförster bei der Aufforstung von Flächen im Bereich des Schaagbachtals bei Wildenrath festgestellt, die in Folge eines Borkenkäferbefalls erforderlich geworden ist. Maßgeblich begrenzender Faktor sei das Rehwild, das die Jungpflanzen verbeiße. Aus diesem Grund fließe ein Großteil der Investitionskosten für die Neukulturen in den Schutz der Pflanzen. Die Stadt Wegberg forderte er dazu auf, deutlichen Einfluss auf die Jagdgenossenschaften und die Jagdpächter zu nehmen, um „den Rehwildbestand durch stärkere Bejagung auf ein erträgliches Maß zurückzuführen“. Andernfalls müssten die Kosten für Wildschäden auf den jeweiligen Jagdpächter umgelegt werden. Möglich wäre auch ein Wildschutzzaun, der allerdings zusätzliche Kosten verursache und Flächen kilometerweit komplett sperren würde, so Gingter. 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort