Fleischerei Kohlen in Wegberg-Klinkum Metzgerausbildung: mehr als nur schlachten

Wegberg · Im Kreis Heinsberg sind auch dieses Jahr wieder viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Viele junge Leute wollen lieber Abitur machen oder studieren. Dadurch verpassen sie Berufe, die viele Möglichkeiten für sie bieten.

 Metzgermeister und Inhaber Heinz Kohlen (rechts) und Auszubildender Thomas Müller.

Metzgermeister und Inhaber Heinz Kohlen (rechts) und Auszubildender Thomas Müller.

Foto: Christian Schiffer

Auf den ersten Blick wirkt die Fleischerei Kohlen in Wegberg-Klinkum recht klein, wenn man davor steht. Der Verkaufsraum mit der Fleischtheke ist ebenfalls überschaubar. Schaut man jedoch hinter die Kulissen, so befindet sich hinter dem Verkaufsraum eine weitaus größere Halle mit Fleischproduktion und Küche.

Dort stehen Maschinen zum Wolfen und Kuttern von Fleisch, die allesamt mit Displays ausgestattet sind. „Das wissen Viele nicht, wenn sie an den Metzgerberuf denken. Oft haben die Leute ein falsches Bild und glauben, alles was wir machen, ist nur Schlachten“, sagt Inhaber Heinz Kohlen.

Tatsächlich ist heutzutage einiges im Arbeitsalltag angenehmer als früher, nicht zuletzt wegen der Digitalisierung der Maschinen. Aber auch die Temperaturen im Betrieb sind heute auf einem durchschnittlichen Niveau, und es wird nicht wie in einem Kühlhaus gearbeitet. „Auch durch angenehme Arbeitszeiten versuchen wir, es so angenehm wie möglich zu machen, um Leute für den Beruf zu begeistern“, sagt Heinz Kohlen.

Der Fleischerberuf hat in den vergangenen Jahren an Aufmerksamkeit verloren, insbesondere bei jungen Leuten. Deshalb bleiben Ausbildungsplätze häufig unbesetzt. Dazu sagte Heinz Kohlen: „Es ist sicher schwieriger geworden, aber bis jetzt hab ich immer meine Auszubildenden bekommen. Die jungen Leute sind ja da, man muss sie nur packen.“

Thomas ist 17 Jahre alt und seit Januar diesen Jahres im Betrieb von Heinz Kohlen, um Fleischer zu werden. Der Auszubildende sagte dazu: „Ich esse gerne Fleisch, und ich wollte wissen, wo das herkommt und wie es produziert wird. Außerdem hat der Beruf Zukunftspotenzial, gerade wegen des Metzgermangels. Trotzdem wird es immer Metzger geben.“

Der 17-Jährige hatte vorher in einem Großhandel seine Ausbildung begonnen. Die hat dem Jugendlichen aber weniger gefallen: „Ich hatte da nicht die Arbeit gemacht, die ich jetzt hier mache, die hatten diese ganzen Geräte nicht. Wenn es was zu tun gab, dann wurde ich jedes Mal woanders hingeschickt, das hat mich unzufrieden gemacht, und ich hab mich hier beworben. Hier sind super Kollegen, und die Arbeit macht mir Spaß.“

Die Ausbildung zum Fleischer in der Produktion hat sich in den Jahren auch verändert. „Das ist eben dieses falsche Bild, was die Leute im Kopf haben. Heute lernt der Auszubildende auch, wie er mit Kunden umgehen muss, das heißt, dass er Empfehlungen geben kann und welche Gerichte man mit dem Fleisch kochen kann. Das hat also auch viel mit Kreativität zu tun, wenn man zum Beispiel eine Servierplatte kreiert“, sagt Heinz Kohlen.

Thomas weiß auf jeden Fall, was er in Zukunft für Möglichkeiten in dem Beruf hat. Zunächst einmal will er aber erst die Ausbildung beenden: „Ich habe erst mal das Ziel, die Ausbildung zu beenden, darauf konzentriere ich mich. Danach habe ich die Möglichkeit, den Techniker oder Meister zu machen.“ Heinz Kohlen fügt weitere Optionen für die Zukunft hinzu: „Die Industrie oder das Veterinäramt sind weitere Möglichkeiten. Auch mit Weiterbildungen kann man sich in bestimmte Bereiche spezialisieren.“ Auf jeden Fall bietet der Fleischerberuf vielfältige Möglichkeiten, die viele Leute gar nicht kennen.

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