Wegberg Fabrys letzter Arbeitstag - nach 34 Jahren in Wegberg

Wegberg · 34 Jahre lang war Technischer Beigeordneter Rudolf Fabry (63) für die Stadt Wegberg tätig. Heute hat er seinen letzten Arbeitstag.

Wegberg: Fabrys letzter Arbeitstag - nach 34 Jahren in Wegberg
Foto: J. Laaser (Archiv)

Rudolf Fabry wirkt zufrieden. "Die Arbeit ist gemacht, jetzt freue ich mich auf den Ruhestand", sagt der Baudezernent. Sein Schreibtisch ist schon leergeräumt, ein paar Ordner aus dem Aktenschrank überlässt er seinen Kollegen im Wegberger Rathaus. Nach 34-jähriger Tätigkeit bei der Stadt hat Technischer Beigeordneter Rudolf Fabry heute seinen letzten Arbeitstag in Wegberg. "Die Kolleginnen und Kollegen werde ich am meisten vermissen", sagt er.

Persönliche Begegnungen - sie waren es, die Rudolf Fabry an seinem Beruf besonders wertgeschätzt hat. Das wurde auch in den vergangenen Tagen deutlich. Viele langjährige Weggefährten kamen ins Rathaus, um sich persönlich von Rudolf Fabry zu verabschieden. Die Vorsitzenden der Fraktionen aus dem Stadtrat waren da, die Kollegen aus der Stadtverwaltung. Und - dem zurückliegenden Rechtsstreit zwischen Erkelenz und Wegberg wegen des Einkaufcenters in Rath-Anhoven zum Trotz - sein Amtskollege aus der Stadt Erkelenz, Ansgar Lurweg, den Fabry persönlich sehr schätzt. "Ich habe Privates und Berufliches immer gut trennen können", sagt Fabry. Die beiden Beigeordneten fachsimpelten im Wegberger Rathaus über ihr gemeinsames Hobby - dem Fahrradfahren.

Heute, an seinem letzten Arbeitstag, wird sich Fabry noch von seinen Mitarbeitern auf dem Bauhof und in den Betriebsräumen der Kläranlagen verabschieden. Dann ist endgültig Schluss. Was seinen Beruf angeht, wird dem angehenden Ruheständler vor allem die gelungene Konversion des früheren Flugplatzgeländes in Wildenrath in Erinnerung bleiben, die er eng begleitet durfte. "Zu Zeiten der britischen Streitkräfte haben dort 375 Zivilbeschäftigte gearbeitet, heute gibt es dort mit Siemens und weiteren bekannten Weltfirmen wie Denso über 1200 Arbeitsplätze." Das sei ein toller und vorzeigbarer Erfolg. Leider neige Wegberg wie viele andere Städte dazu, sein Licht unter den Scheffel zu stellen und solche Stärken zu übersehen, meint Fabry. Doch dazu gebe es keinen Grund. "Wegberg ist eine lebenswerte Stadt, die ich auch in Zukunft häufig und gerne besuchen werde", kündigt der Heinsberger an. Besonders gerne besucht er die Wegberger Mühle, für deren Erhalt und Sanierung sich der Bauingenieur vehement eingesetzt hat. "Orte brauchen solche Landmarken, sie machen letztendlich Heimat aus. Ein Abriss der Ramachers Mühle wäre schlimm für Wegberg gewesen", sagt Fabry.

Statt Bebauungs- und Flächennutzungspläne wird Rudolf Fabry in Zukunft häufiger Stadtpläne studieren. Denn Städtereisen stehen für ihn und seine Frau ganz oben auf der Wunschliste für den Ruhestand. Berlin, München, Salzburg, Istanbul, Paris - das Ehepaar Fabry hat in den vergangenen Jahren schon einige Städte gesehen und wird sich nun weiteren Reisen widmen. Auch fürs Musikhören, vor allem Klassik und Jazz - ein weiteres Hobby von Rudolf Fabry - hat er nun mehr Zeit. Vor eineinhalb Jahren ist Fabry in die FDP eingetreten. Er könne sich ein kommunalpolitisches Engagement für die Liberalen in seiner Heimatstadt Heinsberg durchaus vorstellen. "Ich bin ein bekennender Befürworter der Europäischen Union und habe was dagegen, wenn extreme politische Positionen Beifall bekommen", sagt er. Deshalb war es aus seiner Sicht an der Zeit, Farbe zu bekennen und die bürgerliche Mitte zu stärken. "Ich möchte damit auch für mich persönlich ein Zeichen setzen."

Wer Nachfolger von Rudolf Fabry im Wegberger Rathaus wird, ist noch nicht bekannt. Die Stelle des Technischen Beigeordneten ist ausgeschrieben und soll zum 1. Januar 2018 neu besetzt werden. Bis dahin kümmert sich Bürgermeister Michael Stock um die Belange des Technischen Dezernats. Ratschläge möchte Fabry seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin nicht mit auf den Weg geben. Höchstens das: Er selbst sei immer gut damit gefahren, im Umgang mit der Politik möglichst ehrlich und transparent zu verfahren, "denn sonst kriegen Sie keine Mehrheiten".

Ab sofort braucht Rudolf Fabry keine Mehrheiten mehr zu organisieren. Sollte es bei den Diskussionen mit seiner Frau dann doch mal eng werden, werde er es in seinem Heinsberger Eigenheim künftig genauso praktizieren wie in den vergangenen 34 Jahren im Sitzungssaal des Wegberger Rathauses, kündigt Fabry augenzwinkernd an: "Dann gebe ich am Ende meiner Frau Recht - so wie ich es in Wegberg mit der Politik auch immer gemacht habe."

(RP)
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