Wegberg Erinnerungen an fürchterliche Ereignisse

Wegberg · Der freie Autor Holger Schaeben aus dem Wegberger Ortsteil Dalheim hat ein Buch über die Erlebnisse des damaligen Jungen Walter Chmielewski zu Kriegszeiten geschrieben. Dessen Vater war Mitglied der NSDAP und später SS.

 Für sein Buch "Der Sohn des Teufels" sprach Buchautor Holger Schaeben aus Dalheim mehrere Monate lang mit Walter Chmielewski, der ihm im Alter von 86 Jahren von seinen Kindheitserlebnissen berichtete.

Für sein Buch "Der Sohn des Teufels" sprach Buchautor Holger Schaeben aus Dalheim mehrere Monate lang mit Walter Chmielewski, der ihm im Alter von 86 Jahren von seinen Kindheitserlebnissen berichtete.

Foto: Jürgen Laaser

Obwohl bereits viel über das Erinnern an den Holocaust gesagt wurde, sei es damit nie genug, meint Autor Holger Schaeben. Statt dessen fragt er: "Wie kann etwas irgendwann gut sein, das nie aufhören wird, schlecht zu sein?" Deshalb hat er sich auch nie die Frage gestellt, ob er dieses Buch schreiben soll.

Für "Der Sohn des Teufels" recherchierte Holger Schaeben über ein Jahr lang und suchte beispielsweise die KZ-Gedenkstätte Gusen in Oberösterreich oder "Kamp Vught" bei Herzogenbusch in den Niederlanden auf. Eine Collage aus authentischen Texten, Sacherläuterungen und fiktiv-romanhaften Sequenzen ist entstanden. Die teils fürchterlichen Ereignisse erlebt der Leser durch die Erfahrungen des Jungen Walter Chmielewski mit. "Ursprünglich hatte ich unter 300 Seiten für das Buch veranschlagt", erzählt der Schriftsteller, der seit knapp drei Jahren mit seiner Familie in Dalheim wohnt. Ursprünglich stammt er aus Düsseldorf und hat den größten Teil seiner Zeit im Rheinland verbracht, "da es aber so eine umfangreiche Geschichte ist, ist es mehr geworden." Auf zwei miteinander verwobenen Erzählebenen erfährt der Leser von den Geschehnissen während des Zweiten Weltkrieges. Mehrere Monate sprach Schaeben dazu mit Walter Chmielewski, der ihm im Alter von 86 Jahren von seinen Kindheitserlebnissen berichtete. Die Mutter holte ihren Sohn im Alter von elf Jahren von der Nazi-Eliteschule Napola in Potsdam nach St. Georgen an der Gusen, wo Vater Carl von 1940 bis 1942 Schutzhaftlagerführer war und aufgrund seiner Grausamkeit auch "Teufel von Gusen" genannt wurde. 1961 verurteilte das Schwurgericht Ansbach Carl Chmielewski wegen 282-fachen Mordes zu lebenslanger Haft. 1979 wurde er aus gesundheitlichen Gründen von Franz Josef Strauß begnadigt und blieb bis zu seinem Tod 1991 in Freiheit. Schaeben beschreibt, wie Sohn Walter im Schatten des Lagers aufwuchs, dort zum Arzt und Friseur ging und die Übergriffe auf die Insassen miterlebte. "Den Zugang zum Erlebten und zur allgemeinen Geschichte möchte ich über die persönlichen Erlebnisse schaffen", sagt der Autor, der zudem als Ghostwriter arbeitet, "Emotionen stehen in keinem Geschichtsbuch und der Blick auf den einzelnen Menschen ist wichtig."

Fotografien und direkte Zitate aus Schriften ergänzen das eindringlich erzählte Werk, das die Biografie Einzelner und Erlebnisse Vieler im literarischen Erinnerungsstück und gleichsam Mahnmal vereint. Das Manuskript habe er manchmal am liebsten weggelegt, kommentiert Schaeben das schwierige Thema, aber das sei ein ziemlich schäbiger Wunsch gewesen angesichts der Qualen, die andere zu ertragen hatten.

(cole)
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