Ein besonderer Vortragsabend in Wegberg Arztsprechstunde im Pfarrheim

Merbeck · Der Regionale Innitiativkreis Gesundheit in Merbeck hatte zu einem Vortragsabend über die Themen „Medizinische Zahnbehandlung in der heutigen Zeit“ und „Arthrose im Kniegelenk“ eingeladen.

 Chirurg und Unfallchirurg Ralf Klose und Kieferorthopäde Thomas Eckstein gaben beim Vortragsabend in Merbeck Einblicke in ihre tägliche Arbeit.

Chirurg und Unfallchirurg Ralf Klose und Kieferorthopäde Thomas Eckstein gaben beim Vortragsabend in Merbeck Einblicke in ihre tägliche Arbeit.

Foto: Ruth Klapproth/RUTH KLAPPROTH

Wenn sich das katholische Pfarrheim vorübergehend in ein großes Sprechzimmer verwandelt und die beteiligten Ärzte sogar noch am Abend Fragen beantworten: Zum zweiten Mal lud der Regionale Initiativkreis jetzt zu einer gut besuchten Informationsveranstaltung ein. Die Sprechstunde der ganz besonderen Art informierte diesmal über zwei große Themenbereiche: „Medizinische Zahnbehandlungen in der heutigen Zeit“ und „Arthrose des Kniegelenks“.

Thomas Eckstein ist Arzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Als Zahnarzt und Oralchirurg bedient der Mönchengladbacher Mediziner mit seinem Team eine breite Palette, darunter auch plastische Operationen. Weisheitszahnbehandlungen, Wurzelzahnbehandlungen, Kieferknochen-Aufbau oder Unfallchirurgie. „Patienten, die vom Zahnarzt nicht mehr versorgt werden können und komplizierte, schwierige Fälle“, so Eckstein, sind die täglichen Herausforderungen, denen er sich stellt. Fünf angestellte Narkoseärzte kümmern sich unter anderem um Hochrisiko-Patienten mit Schlaganfall oder Herzinfarkt. Eine stationäre Einweisung könne auf diese Weise umgangen werden, so Eckstein.

Oft könnten Patienten auch nicht von einem herkömmlichen Zahnarzt behandelt werden, da es keine Narkosemöglichkeit gebe. Bei schlimmen Abszessen und Weichteilschwellungen beginnt die Arbeit des Zahnarztes aus der Vitusstadt. „Wenn Wurzelbehandlungen nicht von Erfolg gekrönt sind, amputiere ich die Wurzelspitze, um den Zahn zu retten“, erläuterte Eckstein in seinem Referat mit anschließender Möglichkeit, Fragen zu stellen – öffentlich oder unter vier Augen. Die Krankenkasse zahle Implantate in bestimmten Ausnahmefällen, zum Beispiel bei Krebserkrankungen, die eine Entfernung des Kieferknochens mit sich gezogen hätten. Weichteilveränderungen würden zum Beispiel durch dauerhaftes Schaukeln der Prothese hervorgerufen. Auch diese unschöne Situation lasse sich durch einen chirurgischen Eingriff verbessern.

Aus vorhandenen Knochen, beispielsweise aus dem Kinn-Bereich, transplantiert Eckstein an die Stelle, wo ein neues Prothesenlager geschaffen werden soll. „Das ist ambulant möglich“, machte er bei seinem deutlich. Asymmetrische Kauebenen oder falsche Prothesenlager seien oft verantwortlich für Schädel- und Kiefergelenksschmerzen. Eine so genannte Aufbissschiene, die nachts getragen wird, nimmt in solchen Fällen die Schmerzen.

Patienten mit Hautkrebserkrankungen, oft zuvor lasertherapiert, finden ebenfalls den Weg in Ecksteins Mönchengladbacher Praxis. Besonders der Bereich des Gesichts sei schwierig zu behandeln. „Jeder Schnitt ist ein großer Schnitt, wenn radikalchirurgisch entfernt wird.“ Auch die Missbildungschirurgie gehört zu Ecksteins breit gefächertem Aufgabenbereich – Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten sowie Lippen- und Zungenbändchen. Hier werde meistens bereits im Säuglingsalter operiert. Abstehende Ohren und Tränensäcke unter den Augen werden von Eckstein ebenfalls operativ behandelt. Zurückhaltender ist er bei dem Wunsch nach „Schlauchbootlippen“, der von der „Facebook-Generation“ hin und wieder an ihn herangetragen wird. „Da berate ich vorsichtiger und sage auch, dass man nicht immer alles mitmachen sollte, was in den sozialen Medien propagiert wird.“

Als in Wegberg niedergelassener Chirurg gab Ralf Klose einen umfassenden Einblick in seinen Praxisalltag. Der Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Sportmedizin machte deutlich, welche Behandlungsmöglichkeiten es gebe, um eine Kniegelenksprothese zu vermeiden. „Weil wir immer älter werden und immer mehr Ansprüche an unsere Gelenke haben, handelt es sich bei der Arthrose um eine zunehmende Erkrankung“, sagte Klose. Er verglich die Erkrankung mit einem abgefahrenen Reifenprofil. Oder: wenn der Putz bröckelt. Dabei handele es sich um eine übermäßige Abnutzung der Gelenkanteile, um einen Verschleiß. Bewegungseinschränkungen sowie chronische Schmerzen seien die Folge.

Als Hauptursachen für die Kniegelenks-Arthrose führte er neben Übergewicht und übermäßiger Belastung auch Fehlstellungen wie X- und O-Beine, Unfälle, Leistungssport, rheumatische Erkrankungen und ein genetisch bedingtes Krankheitsbild an. Frauen seien häufiger betroffen als Männer. Als mögliche Komplikationen benannte der Chirurg Infektionen und Lockerungen der eingesetzten Prothese. Klose warnte: „Die OP ist zwar ein Segen, jedoch kein risikoloser Eingriff, den man mal so eben macht.“ Als operative Möglichkeiten zur Arthrosebekämpfung führte er auch die sogenannte Knorpelglättung oder die Achskorrektur bei X- und O-Beinen an. Knorpeltransplantationen seien schwierig bei Arthrose und eher bei Unfällen angebracht. Konservative Behandlungsmöglichkeiten seien etwa die Physiotherapie und Bewegung ohne Belastung: Walking und Radfahren statt Marathonlauf.

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