Wegberg Doppelmoral bei spätem Glück

Wegberg · In der Komödie "Was dem einen Recht ist" gelang die Darstellung von aufrichtiger Emotionalität sowie unverblümter Lebenslust erstaunlich gut. Die bekannte Schauspielerin Saskia Vester überzeugte als Ehefrau.

 Franziska Traub brillierte im Forum in dem Stück "Was dem einen Recht ist".

Franziska Traub brillierte im Forum in dem Stück "Was dem einen Recht ist".

Foto: LAROCCA LOREDANA

Ginge es nach dem bekannten Sprichwort, wäre die Angelegenheit einfacher gewesen. "Was dem einen Recht ist" war der Titel der Komödie des Autors Donald R. Wilde innerhalb der Theaterreihe im Forum - der Zusatz "ist dem anderen billig" konnte vom Publikum im beinahe ausverkauften Haus gedanklich ergänzt werden, wurde aber von den beteiligten Charakteren mehr als halbherzig vertreten.

Den Frauen zuzubilligen, ebenso ein Anrecht auf spätes Glück mit jungem Geliebten und Selbstbestimmung zu haben, lag fast allen fern. Eine aus dem Leben gegriffene Thematik, die unterhaltsames Potenzial barg und bei deren Darstellung die bekannte Schauspielerin Saskia Vester als Ehefrau Patricia neben Ehemann Dr. Paul Burdick (Norbert Heckner) überzeugte. Auch Teresa Rizos als karrierebewusste Tochter Donna Burdick und Sina Bianca Hentschel als lebenskluge Bedienstete Helen spielten ihre Rollen hervorragend.

 Teresa Rizos gelang eine überzeugende Darstellung der karrierebewussten Tochter Donna Burdick.

Teresa Rizos gelang eine überzeugende Darstellung der karrierebewussten Tochter Donna Burdick.

Foto: LAROCCA LOREDANA

Das Schicksal nahm auf der Feier seines 60. Geburtstages seinen Lauf. Nach grantigen Ausführungen über sein fortgeschrittenes Alter und den damit einhergehenden drohenden Verlust von Gehör und Gedächtnis verkündete er betrunken und entschlossen vor allen Gästen, ohne Patricia ein neues Leben mit seiner 29-jährigen Geliebten anfangen zu wollen. Er habe das Recht, einmal im Leben nur das zu tun, was er möchte. Es folgte eine Trennung, auf die seine Ehefrau mit Dauerheulen, erfolglosen Überredung zur Rückkehr und Wahrnehmen einer von ihrer Freundin Geraldine McCarthy (Franziska Traub) spendierten Italienreise reagierte.

Nach ihrer Rückkehr lernte Patricia den 35-jährigen Stephen Green (David Paryla) kennen und ging nach reiflichen Überlegungen mit ihm aus. Die sichtbare Handlung spielte sich durchgängig innerhalb der Wohnzimmer-Kulisse ab. Die elegant-dezente Einrichtung gab Hinweis auf ein sicheres finanzielles Polster, das durch ihrer Arbeit vorhanden war. Zeitweilig suggerierten gesprochene eingespielte Sequenzen und Klänge die Szenerie der stimmungsvollen Geburtstagsparty im Nebenzimmer. Durch Türen gelangten die Personen in die Küche und Wohnräume. Eine Möglichkeit, die gerne und oft genutzt wurde. Gestik und Ausdruck wechselten gekonnt und übergangslos bei der Darstellung emotionaler Nöte und innerer Konflikte neben unverblümter Komik und Albernheit. Hier bildete vor allem die einfühlsam und trotzdem frei von der Leber agierende Freundin Geraldine McCarthy den erfrischenden Gegenpol zum großen Gefühlschaos.

 Die bekannte Schauspielerin Saskia Vester (links) überzeugte in ihrer Rolle als Ehefrau Patricia.

Die bekannte Schauspielerin Saskia Vester (links) überzeugte in ihrer Rolle als Ehefrau Patricia.

Foto: LAROCCA LOREDANA

Die recht gegensätzlichen Elemente der Darstellung harmonierten erstaunlich gut und bescherten den Zuschauern durchweg gute Unterhaltung. Diese hatten zu Beginn mit einem Applaus beim erstmaligen Erscheinen von Saskia Vester ihre Wertschätzung geäußert. Sie spendeten regelmäßig spontan Beifall und quittierten die originellen Dialoge mit Gelächter. Mit dem Vorhaben, ohne jungen Freund oder Ehemann zeitweilig nach Los Angeles zu ziehen, obwohl Letzterer reumütig zu ihr zurückgekehrt war, gestand sich die Ehefrau selbst zu, sich ihren Wunsch nach einem freien Leben erfüllen zu dürfen.

(cole)
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