Wegberg Die Musik wird Brendt nie verlassen

Wegberg · Zu Ehren Anton Heinens spielte das Collegium Musicum in der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt. Dirigent Prof. Norbert Brendt feierte nach 32 Jahren seinen Abschied. Das Ensemble meisterte selbst schwierigste Passagen der Partituren.

 Die hohe Kunst der Unterhaltung schaffte das Collegium Musicum unter Leitung von Prof. Dr. Norbert Brendt in der Rickelrather Kirche St. Mariä Himmelfahrt mit Strauß' "Persischem Marsch".

Die hohe Kunst der Unterhaltung schaffte das Collegium Musicum unter Leitung von Prof. Dr. Norbert Brendt in der Rickelrather Kirche St. Mariä Himmelfahrt mit Strauß' "Persischem Marsch".

Foto: Renate Resch-Rüffer

Ein letztes Mal weisen die ausgebreiteten Arme den Musikern ihren Weg auf die Empore. Es bedarf keiner Worte: Auch abseits der Bühne folgt das Orchester allein der wegweisenden Gestik dieses wahrlich "herausragenden" Mannes, ihres Dirigenten, wie Schiffe den Zeichen eines Leuchtturms.

Es ist das Abschiedskonzert von Professor Dr. Norbert Brendt. Nach über 30 Jahren als Leiter des Collegium Musicum ist die Kirche St. Mariä Himmelfahrt Rickelrath erneut Zielort eines langen Engagements. 1934 endete Anton Heinens Lebensweg in dieser Kirche. Viele waren zum alljährlichen Gedenkkonzert der Volkshochschule zu Ehren ihres Namensgebers gekommen. Von einem "Besucherrekord" sprach Franz Josef Dahlmanns, Leiter der Anton-Heinen-Volkshochschule.

Mit der Leichtigkeit der Erfahrung "navigierte" Brendt die Musiker durch das Konzertprogramm: Das Orchester brachte Werke von Gaetano M. Schiassi, Christoph W. Gluck, Johann Strauß und Wolfgang A. Mozart zu Gehör. Während in Mozarts "Titus" Leidenschaft, Hass und Eifersucht, in Friede und Eintracht endeten, fand die Reise durch Mendelssohn-Bartholdys "Andante con moto" über ein flottes, tiefes Mittelstück so leise ins Ziel, wie sie begonnen hatte.

Selten hat man als Laie mehr von einem Konzertabend in den unbekannten Fahrwassern der klassischen Musik, als die unmittelbare Freude an den Stücken. Man erahnt die Größe, sich jedoch die Bedeutung der Ouvertüren, Märsche und Walzer zu erschließen, ist kaum denkbar. Bei Auftritten des Collegium Musicums ist das anders: Vor jedem Stück erlaubt es Prof. Dr. Norbert Brendt dem Publikum, durch Hinweise auf Epoche, Komponist und Thema, den Sinn der Komposition einzuordnen. Zufrieden lächelnd dreht er sich dann um, verbeugt sich und breitet die Arme herzlich weit auf. 32 Jahre lang hat er seine Arbeit als die des "dozierenden Dirigenten" interpretiert. Mehr als 3000 Unterrichtsstunden gehalten. Zweifellos ein Gewinn für das Wissen seiner Umwelt und stets nach den Leitsätzen Anton Heinens, mit dem Ziel der "Erwachsenenbildung" und Förderung "musischer Kompetenz" handelnd. "Bei uns darf jeder mitreden. Wir betreiben kollegiale Gruppenarbeit", sagt Brendt. Selbst schwierige Passagen der Partituren meisterte das Ensemble gekonnt. Die hohe Kunst der Unterhaltung schaffte es mit Strauß' "Persischem Marsch". "Innerhalb des VHS-Programms ist das Collegium Musicum etwas Außergewöhnliches. Diese herausragende Bedeutung ist eng mit dem Namen Prof. Dr. Norbert Brendt verbunden", sagte Franz Josef Dahlmanns und dankte Brendt.

Seine Nachfolge tritt Ernest Frissen von der Kreismusikschule an. Sonderlich aufgeregt oder wehmütig sei er nicht gewesen, sagte Brendt, eine Abkehr von der klassischen Musik bedeute dieser Abend auch nicht. "Die Musik wird mich nie verlassen." Brendt trägt sie immer in sich — eben wie ein "Leuchtfeuer", das nie erlischt.

(jessi)
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