Wegberg Christoph Böhm (FDP) verlässt die Wegberger Politik

Wegberg · Der FDP-Fraktionsvorsitzende zieht aus beruflichen Gründen nach Wiesbaden um.

 Christoph Böhm (30) verlässt das Wegberger Rathaus: Der FDP-Fraktionsvorsitzende beendet im Sommer seine politische Arbeit in Wegberg.

Christoph Böhm (30) verlässt das Wegberger Rathaus: Der FDP-Fraktionsvorsitzende beendet im Sommer seine politische Arbeit in Wegberg.

Foto: M. Heckers

Fragt man Christoph Böhm nach seinem Lieblingsspruch, antwortet der 30-Jährige mit einer Lebensweisheit aus Skandinavien: "Wer ins kalte Wasser springt, taucht ins Meer der Möglichkeiten." In wenigen Wochen vollzieht der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Wegberg selbst einen Sprung ins sprichwörtliche kalte Wasser. Weil der gelernte Bankkaufmann eine "tolle berufliche Entwicklungschance" in Wiesbaden nutzen möchte, verlagert er im Sommer seinen Lebensmittelpunkt in die Rhein-Main-Region. "Daher endet für mich - leider und schweren Herzens - meine politische Arbeit in Wegberg", sagt er.

Der Wegberger, der seit 2011 die Geschäftsstelle Ratheim/Gerderath der Volksbank leitet, bleibt der genossenschaftlichen Finanzgruppe treu. Im Sommer wechselt er nach Wiesbaden, da er dort die besseren beruflichen Chancen sieht. Sein Mandat im Wegberger Stadtrat und alle damit in Zusammenhang stehenden Aufgaben im Rat, in der FDP-Fraktion und in der Partei wird Christoph Böhm nach der letzten Sitzung des Rates vor der Sommerpause - am 11. Juli, Böhms 31. Geburtstag - niederlegen, kündigt er gegenüber unserer Redaktion an.

Dieser Schritt überrascht Freunde, Kollegen und politische Weggefährten gleichermaßen. Der 30-Jährige gilt über die liberalen Fraktionsgrenzen hinaus als politisches Talent. Dank seines rhetorischen Geschicks entschied Christoph Böhm im politischen Tagesgeschäft so manch hitziges Rededuell mit seinen Kollegen von den übrigen Ratsfraktionen für sich. Dass dabei die Maxime "Hart in der Sache, aber fair im Umgang" für ihn stets galt, brachte ihm viele Sympathien ein. "Dabei seid vielfach Ihr es gewesen, die mich motiviert, angetrieben und begeistert haben", teilt Christoph Böhm in einem Schreiben an seine Kollegen von der FDP-Fraktion mit.

Seit dem 26. September 2004 ist Christoph Böhm Mitglied des Wegberger Stadtrates. Damals war er als 18-Jähriger der jüngste kommunale Mandatsträger in Nordrhein-Westfalen. An die Politik herangeführt, erklärt Böhm rückblickend, haben ihn seine damalige Deutsch-Lehrerin Hedwig Klein, heutige Ehrenbürgermeisterin der Stadt Wegberg, sowie die Altvorderen der Wegberger Liberalen, Joseph Bertrams, Hans J. Laumanns und Felix Becker. Nach einigen personellen Wechseln innerhalb der FDP übernahm Christoph Böhm am 21. Oktober 2009 im Alter von nur 23 Jahren den Vorsitz der FDP-Fraktion. Heutzutage ist der Finanzexperte außerdem Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses sowie Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses und der Arbeitsgruppe Finanzen. Böhm gehört dem Aufsichtsrat der Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Wegberg (SEWG) an und gilt als Mitinitiator des kürzlich gegründeten Mühlen-Bündnisses, bestehend aus CDU, FDP und der Wählergemeinschaft AfW.

Anekdoten aus der Zeit seiner politischen Arbeit in Wegberg weiß Christoph Böhm viele zu erzählen. Zum Beispiel, dass er als Junger Liberaler in einer Nacht- und Nebelaktion Mai-Herzen in den Farben seiner Partei (blau/gelb) an die Rathäuser der Region heftete. Unvergessen auch die Rotstift-Affäre im Wegberger Rathaus, in deren Mittelpunkt Christoph Böhm im Jahr 2009 stand. Bei der geheimen Abstimmung über die Verleihung der Bezeichnung "Ehrenbürgermeisterin" an Hedwig Klein sollen die Fraktionsmitglieder der FDP - anders als die übrigen Ratsleute - mit einem Stift abgestimmt haben, der in auffällig roter Farbe schrieb. Die CDU warf der FDP daraufhin vor, das Wahlgeheimnis verletzt und im Rat gelogen zu haben, und forderte den Rücktritt von Christoph Böhm. Doch der frisch gebackene FDP-Fraktionschef wies die Forderung und den Lügenvorwurf der CDU entschieden zurück. Der wahre Hintergrund sei doch, dass sich die FDP nicht länger dem Vorwurf ausgesetzt sehen wollte, sie würde die Wahl Kleins nicht unterstützen. "Sie sollten mal darüber nachdenken, in welcher Fraktion man seine Meinung nicht mehr sagen kann", giftete der junge Böhm damals in Richtung Union zurück.

Wer in Wegberg jetzt die Rolle des FDP-Fraktionschefs übernimmt, soll bis zur Juli-Ratssitzung klar sein. Christoph Böhm fällt der Abschied aus Wegberg, wo seine Eltern wohnen, schwer: "Ich war so lange heimisch hier, da ist schon jede Menge Wehmut mit dabei." Vor allem persönliche Beziehungen und viele Freundschaften machen ihm den Wechsel nicht leicht. Er freut sich aber auch auf die berufliche Herausforderung und auf den neuen Lebensabschnitt in der Rhein-Main-Region. Dort pflegt er schon seit längerem soziale Kontakte. Politisch werde er zunächst eine Pause einlegen, um später neue Aufgaben bei den Liberalen zu übernehmen.

"Ich durfte mit Euch gemeinsam unsere Heimatstadt prägen und hoffe, dass wir so manche Spur in Wegberg hinterlassen konnten", schreibt der 30-Jährige seinen Fraktionskollegen. Eine dieser Spuren dürfte ihn auch künftig hin und wieder zurück nach Wegberg führen: "Beim Bierkasten-Curling im Dezember bin ich auf jeden Fall dabei", kündigt der künftige Wiesbadener an. 2009 hatten Böhm und die FDP mit ihrem Antrag das Erfolgsprojekt Winterzauber mit der Eisbahn vor dem Wegberger Rathaus eingestielt. "Dafür hat man uns damals übrigens für verrückt erklärt", erinnert er sich schmunzelnd. Gut für Wegberg, dass Böhm schon damals ein Faible fürs kalte Wasser hatte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort