Kommentar Anzeige – die einzig richtige Reaktion

Hassmails, Beschimpfungen, Drohbriefe. Zunehmende Respektlosigkeiten und Bedrohungen gegen Bürgermeister, kommunale Amtsträger und Mitarbeiter von Behörden sind nicht hinnehmbar. Die verbale Gewalt ist nur der Einstieg: Laut Umfrage sind bereits in jeder fünften Stadt und Gemeinde in Deutschland Mitarbeiter oder Amtsträger bereits Opfer von körperlicher Gewalt im Amt geworden.

Die Zahl der gewalttätigen Angriffe hat sich in einem Jahres mehr als verdoppelt. Das ist eine dramatische Entwicklung, die Gegenmaßnahmen erfordert. Die Ankündigung von Wegbergs Bürgermeister Michael Stock, jede Beleidigung oder Bedrohung sofort zur Anzeige zu bringen, die einzig richtige Reaktion. Eine „juristische Würdigung“ der Vorkommnisse ist ohne Alternative. Mit freundlichen Worten kommt man bei diesem Problem nicht weiter. Leider.

Sprache gilt als Medium des Denkens und Fühlens. Wenn die Sprache verroht, verroht die Gesellschaft, heißt es. Als Empörungsmedium Nummer Eins spielen die Sozialen Netzwerke im Internet beim Thema „sprachliche Verrohung“ heutzutage eine unrühmliche Rolle. Die alltägliche Kommunikation hat bis vor wenigen Jahren vor allem mündlich stattgefunden. Das Internet macht das, was jahrzehntelang unter der Bezeichnung „Stammtischparole“ kursierte und nahezu ungehört verhallte, einem Millionenpublikum zugänglich und dokumentiert es dauerhaft. Das hat höchst unerfreuliche Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Cybermobbing, Cyberstalking und Shitstorms sind Ausdruck der dunklen Seite moderner Kommunikationsmöglichkeiten. Doch die Sozialen Netzwerke deshalb grundsätzlich zu verteufeln, wäre der falsche Weg. Günter Jauch hat mal gesagt: Fernsehen macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger. Das lässt sich auch auf die Sozialen Netzwerke beziehen. Diejenigen Eigenschaften, die die Verbreitung von verbalem Hass und Hetze ermöglichen, sorgen auch für positive Hashtag-Kampagnen wie #metoo, #aufschrei und #hsbestrong.

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