Museumstag in Wegberg Riffeln und spinnen – so läuft die Arbeit mit Flachs

Wegberg · Wie wurde früher aus Flachs Leinen gemacht? Antworten auf diese Frage bekamen die Besucher am Flachstag in den Erlebnismuseen in Wegberg-Beeck.

 Heinz Schloemer und Studentin Janka Schmerge (26) beim Brechen des Flachses.

Heinz Schloemer und Studentin Janka Schmerge (26) beim Brechen des Flachses.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Den Bachelor strebt sie an, eine wichtige Etappe auf dem Weg dahin hat sie bereits geschafft: Janka Schmerge, Studentin der Textil- und Bekleidungstechnik an der Hochschule in Mönchengladbach, legte im Museum in Beeck das Flachsdiplom ab. Sie demonstrierte in Beeck ihr Wissen und Können in der mit der Faser verbundenen Arbeit. Der Heimatverein Beeck bot seinen Flachstag auf dem Gelände und in den Gebäuden der örtlichen Erlebnismuseen, dem Flachs- und dem Volkstrachtenmuseum, an. Das Angebot wurde bestens angenommen.

Und zwar auch sehr gern von Menschen, die teils noch erheblich jünger waren als die Studentin, und die auch an einer Neuerung ihr Diplom ablegen konnten, auf das Heimatvereinsvorsitzender Georg Wimmers und seine zahlreichen Mitstreiter ein bisschen stolz sind: neue Geräte zum Brechen, Schwingen und Hecheln, die speziell von einem Handwerksmeister hergestellt wurden. Einheimische Firmen machten das mit ihrem Sponsoring möglich.

Aber der Nachwuchs war nicht nur zur Diplomarbeit eingeladen. Vielfältige, seltene und großteils vom Verein selbst gebaute Spielgeräte wie Stelzen, Kugelfang und unter anderem Büchsenwurf wurden gern genutzt. Auf dem idyllisch gelegenen Gelände unter Linden und Obstbäumen hinter dem Flachsmuseum warteten der Grill, die Kuchentheke und Getränkestände auf die Besucher.

Wie ernst Janka Schmerge ihre Berufsqualifikation nimmt, zeigte sich beim Wettbewerb um die längsten Ernte-Flachspflanzen unter dem Motto „Beeck wird blau“. Georg Wimmers zeichnete die Studentin aus, die mit 1,43 Meter die längsten Stiele des blau blühenden Textil-Rohstoffs vorweisen konnte. Allerdings war ihr Flachs in einem anderen blauen Ort gewachsen: in ihrer Heimatgemeinde Mettingen im nördlichen Münsterland, die ebenfalls seit Jahrhunderten für ihre Flachs-Leinen-Produktion bekannt ist. Den zweiten Platz im Wettbewerb belegten die Einheimischen Angela und Ralf Wolters mit 1,395 Meter, den dritten Stephan Lamberti mit 1,30 Meter. Die Siegerin erhielt unter anderem Tücher aus Rein-Leinen, die Platzierten jeweils aus Halbleinen. Das schönste Flachsbund steuerte Torsten Hassel aus Geilenkirchen bei – die Stiele goldgelb und kurz, aber schwer mit Samenkapseln behangen. Den Flachssamen stellt jeweils der Heimatverein im Frühjahr zur Verfügung, gesät wird er auf dem eigenen Gelände der Teilnehmer.

Derweil surrten die Spinnräder, klackten die Brechhölzer, klapperte der alte Webstuhl ebenso wie die voluminöse Schneidemaschine. Ein Heckenbogen bildet den Durchgang des Museums-Freigeländes zum Färbergarten gleich nebenan, wo der Naturschutzbund zahlreiche Pflanzen züchtet und erntet, mit denen das aus dem Flachs gewonnene Leinen bunt gestaltet wird.

Georg Wimmers erläuterte den Besuchern anhand des Leinens die Wortherkunft von „Das blaue Wunder“: Zu Blütezeiten des Flachses wurde mit Indigo gefärbt, der zunächst grün aus dem Bad gezogen wird. Mit Sauerstoff wird er blau – für die Menschen in früheren Zeiten ein kleines Wunder. Kein Wunder waren der Ziegenkäse und der Honig, die von Fachleuten auch in Verarbeitungsstufen angeboten wurden. Vor allem für die Kinder waren die Bonbons ein Honigschlecken.

Im Beecker Flachsmuseum sind viele Exponate zur Geschichte des Flachsdorfes am Grenzlandring zu sehen. Der Flachstag bot auch Gelegenheit, sich von einigen Sachen zu trennen – dazu war der Trödelmarkt eingerichtet, bei dem es unter anderem Bilder, Spielzeug, Porzellan und eine Bettpfanne zur Nachbearbeitung der kulinarischen Angebote zu kaufen gab.

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