Wassenberg Zeitzeugen für das neue Buch gesucht

Wassenberg · Heimatkundler Walter Bienen arbeitet an zwei Publikationen. Ein Buch handelt vom Kloster der Vinzentinerinnen in Wassenberg.

 Ein neues Buch von Walter Bienen handelt vom Kloster der Vinzentinerinnen in Wassenberg. Zudem gibt er die Kindheitserinnerungen seines Onkels Peter Berger heraus.

Ein neues Buch von Walter Bienen handelt vom Kloster der Vinzentinerinnen in Wassenberg. Zudem gibt er die Kindheitserinnerungen seines Onkels Peter Berger heraus.

Foto: Jörg Knappe

Walter Bienen, der stellvertretende Vorsitzende des Wassenberger Heimatvereins, ist nicht nur bei Führungen ein versierter Vermittler der Heimatgeschichte, ihn treibt auch stets der Forschergeist an, dem Wissen über Wassenberg neue Facetten hinzuzufügen. Das Stöbern in Archiven und Studium historischer Dokumente gehören dazu.

Und so arbeitet Bienen derzeit wieder an zwei Veröffentlichungen. Zum Pressegespräch lud er ein, weil er für eine Recherche um Informationen alter Wassenberger(innen) bittet. "Ich habe es mir nämlich zur Aufgabe gemacht, alles Wissenswerte über das ehemalige Vinzentinerinnenkloster in Wassenberg und über das Wassenberger Judenbruch in einem Buch zusammenzufassen. Die Recherchen dazu laufen seit Dezember 2015", berichtet Bienen. Das Buch (im Eigenverlag mit Unterstützung des Heimatvereins) soll 2017 erscheinen. "Bisher habe ich dazu bereits fünf Archive aufgesucht", erzählt der Heimatkundler von seinem Studium im Ordensarchiv der Vinzentinerinnen in Köln, dem Landesarchiv Rheinland in Duisburg, dem Zeitungsarchiv in Aachen, Kreisarchiv in Heinsberg und Stadtarchiv in Wassenberg. "Ich beabsichtige, etwa 25 Personen, die unmittelbar mit dem Kloster bzw. mit dem Judenbruch zu tun hatten, persönlich zu befragen", sagt er. Und Bienen sucht noch weitere Menschen, die in der Zeit nach dem Krieg in der Geburtshilfestation der Vizentinerinnen zur Welt gekommen sind, um diese bislang zeitlich noch nicht genau umrissene Phase des Marienhauses bestimmen zu können. Gerne würde er eine Liste der Neugeborenen im Buch veröffentlichen, sofern die Betroffenen einverstanden sind.

Heute gibt es bekanntlich nur noch Reste der Kapelle, die im Judenbruch auf das 1977 aufgrund von Bergschäden abgerissene Kloster hinweisen, das eine wechselvolle Geschichte hatte. Am Beginn steht die Gründung einer Marienkapelle von Burg- und Judenbruch-Besitzer Alexander Packenius 1850. Dessen Tochter Maria Forckenbeck schenkte 1907 die Parzellenflur rund um die Kapelle der Genossenschaft der Vinzentinerinnen mit Mutterhaus in Köln-Nippes zum Bau des "Marienhauses", die dort mit Genehmigung des Erzbistums Köln ab 1908 eine Genesungsanstalt für alkoholkranke katholische Frauen einrichteten. Später wurde das Haus auch als Fürsorgeanstalt für Fabrikarbeiterinnen der nahen Weberei Krahnen & Gobbers genutzt, im Krieg dann als Lazarett und später eben als Wöchnerinnenstation.

Auch zwei Kindergärten führten die Vinzentinerinnen in Wassenberg, und sie bildeten im Marienhaus junge Frauen in Hauswirtschaft aus. 1963 noch wurde das Gebäude um ein Alten- und Pflegeheim erweitert.

Dass es rund um den späteren Abriss Irritationen gab und kritische Nachfragen des Bistums, deutet Bienen an, auch da hat er nachgeforscht. Ebenso wie über die Geschichte des Judenbruchs, die Bienen neu beleuchten möchte. Die Idee des exotischen Landschaftsparks, die bislang zumeist Oscar von Forckenbeck zugeschrieben wurde, stamme ursprünglich schon von dessen Schwiegervater Alexander Packenius, hat Bienen in Aufzeichnungen von Forstverwalter Hubert Wild herausgefunden.

Schon in Kürze soll eine weitere Veröffentlichung von Bienen als Herausgeber erscheinen. Ihr zugrunde liegt ein handschriftliches Manuskript aus dem Nachlass seiner Mutter, das lange unbeachtet im heimischen Bücherregal "verstaubte", bis Bienen erkannte, welchen Schatz an Kindheitserfahrungen aus dem alten Wassenberg sein Onkel Peter Berger (geboren 1912) dort niedergeschrieben hatte, zudem mit alten Fotos veranschaulicht. Viel Aufschlussreiches und auch Kurioses für die Lebens- und Sozialgeschichte komme da zutage, sagt Bienen. Peter Berger und Bienens Mutter Maria Berger stammten aus einer bekannten Wassenberger Großfamilie mit elf Kindern.

Peter Berger gibt in 72 Kapiteln Einblick in den Alltag seiner Jugend von der Trinkwasserversorgung bis hin zu beliebten Kinderspielen- und streichen, Familien-, Schul- und Kirchenleben, Brauchtumsfesten und vielem mehr. Besonders kurios ist die Liste von Spitznamen alter Wassenberger(innen) mit den erläuternden Geschichten dazu. Geplanter Titel des Buches: "Kindheitserinnerungen - Alltagserlebnisse eines Wassenberger Jungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts."

Kontakt Walter Bienen, Telefonnummer 02432 5349; E-Mail: walter.bienen@ gmail.com

(RP)
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